0257 - Der Schädel des Hexers
Ereignisse vor ihm überstürzten sich…
***
Ich hatte gewußt, wie hart die McLellans sein konnten, doch ich hatte nicht damit gerechnet, daß sie es bis zum Mord kommen lassen würden.
Das war eine bittere Erfahrung für mich.
Sie schossen noch nicht, denn der alte McLellan hatte seinen Mund geöffnet, weil er etwas sagen wollte. »Sie hätten verschwinden sollen, Polizist, jetzt ist es zu…«
Da zerbrach die große Scheibe.
Es gab einen Knall. Wir hörten das Bersten und Splittern von Glas. Ein wahrer Regen wurde in den Raum geschleudert, und dazwischen vernahm ich ein wildes Brüllen.
Jemand kam.
»Ein Zombie!«
Innerhalb von Sekundenbruchteilen nahm ich das Bild in mir auf, und ich hatte schon oft genug Untote gesehen, um genau zu wissen, wen ich da vor mir hatte.
Eine grauenerregende Gestalt. Blutüberströmt, die Kleidung zerfetzt und vollgesaugt mit dem roten Lebenssaft. Die Arme hatte der Zombie vorgestreckt. In seinem Gesicht klebten die Splitter wie kleine, spitze Dolche. Der Mund war aufgerissen, die Augen verdreht. Er torkelte in den Raum, während ich mich gedankenschnell zu Boden warf.
Zwar hatte der alte Isaak McLellan den Befehl gegeben, mich niederzuschießen, doch seine Kinder hatten nun andere Sorgen. Das Auftauchen des Zombies warf auch sie aus dem Rhythmus.
Das Mädchen schrie: »Verdammt, das ist Archer McLion!«
»Aber er ist tot!« brüllte Ronald dagegen.
Ich rollte mich aus der unmittelbaren Gefahrenzone und wollte hinter einem schweren Ledersessel Deckung finden, denn es wurde geschossen.
Kaum hatte ich den Sessel erreicht, als die ersten feuerten. Aus meiner Froschperspektive bekam ich mit, was geschah.
Die Söhne drückten ab.
Vor den Mündungen der Gewehre schien die Luft zu zittern, als die Waffen ihre Kugeln ausspieen, und sie hieben wie Schläge in den Körper des Untoten.
Der Zombie hatte sein Gleichgewicht kaum gefunden, als die Geschosse ihn trafen und wieder zurückwuchteten. Er fiel halb auf den Rücken und blieb liegen.
Die Schüsse verstummten.
Plötzlich war es wieder ruhig, und in diese Stille schallte das leicht hysterisch klingende Lachen von Gilda McLellan. »Wir haben ihn geschafft, endgültig!«
Davon war ich nicht überzeugt, hielt mich allerdings zurück und schielte auf meine Beretta, die ich inzwischen gezogen hatte.
Gilda wurde von ihrem Vater angebrüllt: »Überzeuge dich beim nächsten Mal, ob die Person auch wirklich tot ist, die du erledigen willst. Verstanden?«
»Ja, Dad, ich…«
»Der lebt noch!« Dieser Satz war ein Aufschrei, ausgestoßen von Irwin McLellan. Als ich über die Sessellehnen schielte, da sah ich den jungen Mann in einer verkrampften Haltung stehen. Mit einer Hand zeigte er auf den Zombie.
Der bewegte sich in der Tat. Aus seinem Mund drang ein Röcheln, während er sich zur Seite drehte, den rechten Arm anzog und sich mit der Hand auf dem Holzboden abstützte. Er stieß dabei einen Laut aus, der an das Fauchen eines Tieres erinnerte.
Der Clan war erstarrt!
Die McLellans konnten in diesen Augenblicken nicht begreifen, wie so etwas möglich war, obwohl sie oder ihr Ahnherr sich auch mit Schwarzer Magie beschäftigt hatten, aber in diesem Augenblick nagelte sie das Entsetzen auf der Stelle fest.
Der Zombie nutzte die Gunst der Sekunden. Obwohl von zahlreichen Kugellöchern gezeichnet, gelang es ihm sich auf die Füße zu stemmen.
Und er tat dies langsam, fast bedächtig, als wollte er den Schrecken der anderen noch genießen.
Eine Gesichtshärte war blutbespritzt, die andere schimmerte kalkig. Über seine Lippen drang abermals ein wildes Ächzen, und der Griff seiner linken Hand war wie eine Klammer, als er sich um den Stab einer Stehlampe legte.
Seine Stütze, um endgültig auf die Füße zu kommen.
Er befand sich noch in der Bewegung, als Gilda McLellan ihren ersten Schrecken überwand.
Sie schoß.
Aus der Hüfte feuerte sie. Die Garbe der MPi erschütterte den Zombie, sie riß weitere Löcher, aber die Geschosse brachten ihn nicht um.
Er fiel zusammen mit der Stehlampe zu Boden und wollte wieder hochkommen.
»Wahnsinn!« brüllte Gilda. »Das ist Wahnsinn!« Sie fuhr herum und stierte ihren Vater ah.
Das war meine Zeit. Bisher hatte ich abgewartet. Ich wollte irgendwie sicher sein, daß die anderen mich vergaßen. Nun kam ich hoch, legte mein rechtes Handgelenk auf die Sessellehne und zielte genau.
Langsam krümmte ich den Finger. Der Schuß!
Er bellte durch die Stille, und die geweihte Silberkugel
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