0257 - Der Schädel des Hexers
Junge!«
»Glauben Sie eigentlich im Ernst, daß ich ohne Rückendeckung zu Ihnen gefahren bin?«
»Nein.«
»Dann werden Sie keinen Spaß an meinem Tod haben.«
Er winkte ab. »Sie geben sich zwar gelassen, Sinclair, aber innerlich vibrieren Sie. Machen Sie hier nicht die Schau. In diesem Haus bestimme ich, was geschieht. Verstanden?«
»Natürlich. Nur wird man Ihnen nach meinem Tod einige unangenehme Fragen stellen.«
»Sie waren nie hier. Und auf meinem Land ist Platz genug für ein zusätzliches Grab. Wir können Ihre Leiche auch aus dem Flugzeug ins Meer werden. Da gibt es viele Möglichkeiten, um einen Typ verschwinden zu lassen.«
Da hatte er recht. Ich vertraute auf Suko und hoffte, daß mein Freund merkte, in welch einer Lage ich mich befand. Wir hatten ja damit gerechnet, und Suko wollte, während ich mit den McLellans redete, um das Haus herumgehen. Wahrscheinlich kauerte er irgendwo vor der breiten Fensterscheibe im Dunkeln und schaute in das Zimmer hinein.
Deshalb war meine Angst überhaupt nicht groß.
Sie steigerte sich in den nächsten Sekunden jedoch um 100 Prozent, denn McLellan machte ernst.
»Schießt ihn zusammen!« befahl er.
***
Suko hatte seinen Freund John Sinclair ins Haus gehen sehen. Sehr wohl war ihm bei dem Plan nicht, das gab er ehrlich zu, aber sie hatten sich nun einmal abgesprochen, und es würde auch dabei bleiben. Der Chinese sah nicht ein, daß er auf eigene Faust etwas versuchen sollte, sondern er agierte gewissermaßen als Rückendeckung.
Nach ungefähr zwei Minuten verließ der Inspektor seine Nische. Er wandte sich nach rechts, weil er erst einmal das Haus umrunden wollte.
Es gab da einen schmalen Weg, der eine kleine Rasenfläche zweiteilte.
Still war es.
Suko hörte nur die Geräusche der Nacht. Von den Bergen fiel ein leichter Wind. Er bewegte die Gegenstände, die nicht fest im Boden oder anderswo verankert waren.
Das Dach des Hauses war ein wenig vorgezogen. Es schaute schräg über die Mauern hinweg und warf auch einen Schatten auf den Boden, so daß Suko gute Deckung besaß.
Etwas fiel ihm auf.
Der Weg, auf dem er bisher weitergegangen war, teilte sich wie die Zunge einer Schlange. Einer führte nach links, der andere nach rechts weiter.
Suko blieb stehen. Schon bald hatte er erkannt, daß der linke Weg um das Haus herumkurvte, während der rechte ein anderes Ziel besaß. Und das machte Suko neugierig. Er dachte zwar an den gemeinsamen Plan, doch im Augenblick war er unwichtig. Suko wollte dem Weg folgen, um herauszubekommen, wo er ihn hinbrachte. Nicht sehr schnell ging er weiter, sondern setzte seine Schritte vorsichtig. Er war stets darauf gefaßt, angegriffen zu werden, wobei er einmal stehenblieb, denn er glaubte, Stimmen gehört zu haben. Da sie sich nicht wiederholten, rechnete er mit einer Täuschung und ging weiter.
Der Weg verbreiterte sich, und Suko sah bereits im schwachen Schein des Mondes sein Ziel.
Es war eine Treppe!
Mit allem hatte er gerechnet. Damit allerdings nicht. Die Treppe führte in die Tiefe. Sie stach dabei schräg und sehr gerade in die Erde hinein.
Allerdings konnte er nicht erkennen, wo sie endete. Suko dachte dabei an einen Bunker. Diese schützenden Räume baute man ähnlich in die Erde hinein.
Der Inspektor hatte die Treppe noch nicht erreicht, als er stoppte, denn diesmal konnte er das Geräusch, das an seine Ohren gedrungen war, genau lokalisieren.
Es war am Ende der Treppe aufgeklungen. Und es hatte sich angehört wie das Knarren einer Tür. Im nächsten Augenblick glaubte der Chinese, einen schwachen bläulichgrünen Schein zu sehen, der die letzten Stufen überflutete.
Dort kam jemand!
Aus dem Bunker hatte sich eine Gestalt geschoben. Suko konnte den Umriß sehen, da er weit genug vorgegangen war.
Und er hörte Schritte.
Sie klangen seltsam. Es waren keine normalen Schritte, sondern Geräusche, die dem Chinesen abgehackt entgegenschallten, unterbrochen durch Pausen oder schleifende Geräusche, als würde die Person es nicht schaffen, ihre Füße richtig vom Boden hochzuheben.
Sicherheitshalber zog sich der Inspektor zurück. Eine richtige Deckung gab es für ihn nicht. Deshalb kauerte er sich auf den Boden.
Er hoffte, daß derjenige, der den Bunker verlassen hatte, nicht sofort nach links schaute, dann hätte er nämlich Suko auf dem Rasen entdeckt.
Die Laufgeräusche wurden auf der Treppe von Sekunde zu Sekunde lauter. Der Unbekannte näherte sich.
Schon erkannte der Inspektor einen Kopf, der sich
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