0258 - Der Raub der Broadway-Königin
unsicher gemacht. In der letzten Zeit schienen .derartige Etablissements unter seiner Würde zu sein. Er residierte plötzlich bei Luchow, East 14th Street in der Downtown. Da es sich hierbei um ein stadtbekanntes, 1892 gegründetes Restaurant handelt, mußte er eine lukrative Erwerbsquelle gefunden haben. Ich hatte mit ihm noch nie zu tun gehabt, dennoch kam mir sein Gesicht bekannt vor. Auf dem Foto, das bei der Akte lag, war er kahlköpfig. Es gab bei ihm noch ein Delikt, welches zur Vorsicht mahnte. Unerlaubter Waffenbesitz! Allerdings konnte ihm nie bewiesen werden, daß er die, Waffen, die er angeblich zu seinem persönlichen Schutz brauchte, jemals benutzt hatte.
Inzwischen war Phil zurückgekommen und beschäftigte sich mit der Johnson-Akte. Nach deren Durchsicht tauschten wir unsere Erkenntnisse aus. Danach stand fest, daß Johnsons Gewerbe der Wettschwindel war. Ob es sich um Pferde- oder Hunderennen handelte, überall hatte Tuffy seine schmutzigen Finger drin. Unter diesen schmutzigen Fingern wurde jedoch alles zu purem Gold. Er bewohnte eine feudale Villa in der Travis Avenue von New Springville. Das war ein Stadtteil von Richmond auf Staten Island. Richmond gehört bekanntlich noch zum Gebiet von New York City. Er fuhr einen schweren Wagen und hatte ein paar Gorillas um sich. All diesen Luxus verdankte Tuffy Johnson unserer Meinung nach einem ganz gerissenen Schachzug. Als der Kaufhausmillionär Barney Brown zwischen den Geleisen des Güterbahnhofs von Hoboken erschossen aufgefunden wurde, das war vor etwa vier Jahren gewesen, hatte Tuffy ein notariell beglaubigtes Testament vorgewiesen, in dem ihm der von unbekannten Tätern Ermordete die sagenhafte Summe von einer Million Dollar hinter ließ. Wahrscheinlich hatte Tuffy den Millionär, der auch als Rennstallbesitzer bekannt war, wegen irgendwelcher dunklen Machenschaften erpreßt. Da Tuffy für die Mordzeit ein einwandfreies Alibi vorweisen konnte, war ihm nichts zu beweisen.
Wir waren auf jeden Fall entschlossen, ihm einen Besuch abzustatten, und wenn wir eine Begründung erfinden mußten. Ein Klopfen an der Tür unterbrach unsere Unterredung.
Es war June Holland. Sie hatte nach unseren Unterlagen den toten Gangster einwandfrei als den sechsundreißigjährigen Bob Mockon, gebürtig in New York, erkannt.
Telefonisch beauftragte ich Walter Stein, sich Mockons Akte anzusehen und nachzuforschen, mit wem er Umgang gehabt hatte. Dann rief ich im Hotel Astor an und ließ mich mit den Laine Sisters verbinden. Mir war nämlich eingefallen, daß wir sie überhaupt nicht gefragt hatten, wo man sie versteckt hatte. Damit waren alle Vorbereitungen getroffen. Phil und ich nahmen den Jaguar und fuhren zum Hotel. Dort ließen wir uns alles berichten. Viel kam nicht dabei heraus. Man hatte ihnen im Morgengrauen des Montags die Augen verbunden und sie mit einem Motorboot abtransportiert. Da der Weg von der Fabrik zum Ankerplatz des Bootes sehr kurz gewesen war, konnte der Transport nur' von der südlichen Sheepshead Bay erfolgt sein. Über ihren Aufenthaltsort konnten sie nichts sagen. Man hatte ihnen die Binden erst wieder abgenommen in dem Raum, der ihnen vier Tage lang zum Gefängnis werden sollte. Allerdings hatten sie uns ziemlich kleinlaut eine sensationelle Enthüllung gemacht. Es handelte sich um ein bestelltes Kidnapping aus Reklamegründen. Damit bestätigte sich unsere Vermutung, daß die ermordete Diana Milton von der Sache gewußt haben mußte. Von ihr stammte auch die Idee. Sie mußte irgendwelche Verbindungen zur Unterwelt gehabt haben, wahrscheinlich durch ihren Bruder Jim. Der Plan zu einem echten Kidnapping mußte den Gangstern also erst nachträglich gekommen sein.
Wir waren nahe daran, wild zu werden. Schließlich hatte die verrückte Idee der sensationslüsternen Hollywooddamen eine Reihe von Morden nach sich gezogen. Unsere Sympathien für die beiden hübschen Mädchen sanken schlagartig auf den Nullpunkt. Man konnte ihnen lediglich zugute halten, daß der Plan nicht von ihnen stammte.
Am Abend des gestrigen Tages hatte man ihnen wiederum die Augen verbunden und sie am Ufer des Mill Basin, in Höhe der Flatbush Avenue abgesetzt. Sie durften die Augenbinden erst abnehmen, als sich das Motorboot bereits entfernte. Da man den Inhalt ihrer Handtaschen unberührt gelassen hatte, konnten sie sich ein Taxi nehmen, mit dem sie zu der Villa ihres Onkels gefahren waren. Der wiederum hatte Mr. High verständigt und war auf dessen Bitte mit den Mädchen
Weitere Kostenlose Bücher