0258 - Die Totenkopf-Brigade
wolltet, nun fordere ich meinen Preis…«
Glenn Kelly stöhnte.
Die Stimme war plötzlich verschwunden. Eine erste Warnung war sie gewesen, und als der Mann seinen Kopf hob, da zeigte sein Gesicht eine kalkige Blässe.
Es war soweit. Die Vergangenheit hatte ihn nach 20 Jahren eingeholt, und er wußte genau, was er zu tun hatte.
Glenn Kelly gehörte zu den Menschen, die sich nie in ihrem Leben gefürchtet hatten. Er war seinen Weg über »Leichen« gegangen, der Erfolg hatte ihm recht gegeben, nun aber spürte er, daß sein Herz anfing, schneller zu schlagen.
Zwar breitete sich keine Angst in ihm aus, sondern eher ein dumpfes Gefühl, denn er wußte nicht, was noch alles auf ihn zukommen würde.
Konnte er wirklich die Dinge so in den Griff bekommen, die man von ihm verlangte?
Er stand nicht auf, sondern stemmte sich regelrecht in die Höhe.
In diesen Augenblicken wirkte er wie ein gebrochener Mann, und als er endlich auf den Füßen stand, da stellte er fest, daß seine Knie zitterten. Sie waren weich geworden, vor seinen Augen drehte sich das Zimmer, ihn schwindelte, und er mußte erst einmal tief Luft holen.
»Du hast den ersten Schock überwunden, nehme ich an?« Wieder war die Stimme zu hören.
»Ja, verdammt, das habe ich.« Glenn Kelly blieb stehen und bog sein Kreuz durch.
»Dann weißt du, was du jetzt zu tun hast. Oder hast du meine Bedingungen vergessen?«
»Nein.«
»Erfülle sie. Ich werde mich wieder melden. Und die anderen drei wissen auch Bescheid.«
Es waren die letzten Worte des Dämons, denn die Stimme klang allmählich aus und verstummte.
Ein paarmal atmete Glenn Kelly tief durch. Er schüttelte den Kopf, fühlte an seine Stirn und spürte auch den Schweiß, der zwischen seinen Fingern klebte. In all den langen Jahren hatte ihn selten etwas aus der Bahn werfen können. Nun aber zeigte er sich geschafft, denn mit dieser Meldung hatte er nicht gerechnet.
Er blieb in seiner Haltung stehen, senkte den Kopf und schaute auf das Telefon.
Die Stimme hatte zwar davon gesprochen, daß auch die anderen drei informiert werden sollten, doch Kelly wollte Sicherheit haben.
Er rief selbst an.
Molly brauchte er nicht einzuschalten. Es gab da eine Freileitung, und die Telefonnummer kannte er auswendig.
Gold betrieb eine Autoreparatur-Werkstatt und war zudem Besitzer eines Autosalons. Er führte nur exklusive Modelle und gehörte in Glasgow zur allerersten Gesellschaft.
Nach zweimaligem Verbinden bekam Kelly seinen Freund an den Apparat. Golds Stimme klang gepreßt. Es schien so, als stünde er Höllenqualen aus, und Kelly wußte Bescheid.
»Du hast es also auch schon erfahren?«
»Ja, verdammt.« Gold atmete stöhnend. »Und ich hatte schon alles wieder vergessen.«
»Frag mich mal.«
»Was machen wir denn jetzt?« erkundigte sich Harry.
»Wir müssen unser Versprechen einlösen.«
»Aber das ist unmöglich. Denk doch mal daran, welche Positionen wir mittlerweile erreicht haben…«
»Und wem hast du das zu verdanken?« unterbrach Glenn seinen Freund.
»Verdammt, ich…«
»Keine Ausflüchte, Harry. Beiß in den sauren Apfel und fertig. Wir können nicht anders.«
»Was sollen wir denn machen?«
Glenn Kelly lachte. »Sag bloß, du weißt es nicht«, erwiderte er.
»Was haben wir uns damals in der Höhle versprochen?«
»Dann willst du dorthin?«
»Natürlich«, erwiderte Glenn Kelly. »In dem Tal hat alles begonnen, dort müssen wir uns stellen.«
»Was kann er nur von uns wollen?« Harrys Stimme flatterte.
»Keine Ahnung.«
»Meine Güte, Glenn, ich werde noch verrückt. Vielleicht hat uns einer auf den Arm genommen…«
»Nie, die Stimme war echt.«
»Woher willst du das nach so einer langen Zeit wissen?« fragte der Autohändler. »Ich denke da anders drüber. Da hat sich einer einen Scherz erlaubt.«
»Und wer?«
»Keine Ahnung.«
»Hast du unser Gelöbnis gebrochen?« erkundigte sich Glenn Kelly mit lauernder Stimme.
»Wie…?«
»Wir haben uns damals versprochen, mit keinem Menschen je darüber zu reden. Du bist verheiratet, Harry, deine Frau…«
»Sie weiß nichts.«
»Dann ist es gut.«
Harry Gold stöhnte tief auf. »All right, Glenn, ich werde auch kommen.«
»Gut, ich würde vorschlagen, daß wir in einem Wagen fahren. Welchen sollen wir nehmen?«
»Meinen Bentley. Der bietet am meisten Platz.«
»Wir treffen uns bei dir. Und vergiß die beiden wichtigen Dinge nicht.«
»Welche…«
»Jetzt stell dich nicht dümmer an, als du bist!« zischte Glenn
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