0258 - Die Totenkopf-Brigade
Kelly böse. »Du weißt genau, wovon ich spreche.«
»Ja, ich habe verstanden. Wann bist du bei mir?«
»Am frühen Nachmittag. Dann können wir unser Ziel am Abend erreicht haben.«
»Gut, bis dann.« Harry Gold legte auf.
Glenn Kelly schaute auf das Telefon. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt. Wohl war ihm auch nicht bei der ganzen Sache, aber daß er so gehandelt hätte wie Harry, das wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Aus dessen Worten hatte die Angst geklungen, und Angst brauchten sie wirklich nicht zu haben. Schließlich stand ihnen der Dämon nicht als Feind, sondern als Freund gegenüber.
Er hatte ihnen damals geholfen, war ihnen zur Seite getreten und hatte dafür gesorgt, daß sie ein Leben ohne finanzielle Belastungen führen konnten. Was sie anpackten, das lief. Da gab es keinen Ärger keine Rückschritte, alles war in Ordnung. Und sie hatten gewußt, daß nichts umsonst war. Auch ein mächtiger Dämon wie der Schwarze Tod forderte seinen Preis.
Ob er noch in der Höhle steckte?
Plötzlich lachte Glenn Kelly. Er erinnerte sich sehr deutlich daran, wie sie zusammengesessen und den Dämon beschworen hatten.
Sein Bild war ihnen bereits des öfteren aufgefallen, sie hatten es auf alten Zeichnungen gesehen, und eigentlich war Jim Ecclaw die treibende Kraft gewesen. Er hatte vorgeschlagen, es doch einmal mit einer Beschwörung zu versuchen. Man sollte die Kräfte der Hölle für sich gewinnen. Sie mußten für die Menschen arbeiten und nicht umgekehrt.
Glenn Kelly verließ seinen Schreibtisch und ging dorthin, wo die lange Schrankwand eingebaut war. Sie besaß mehrere Türen, und es gab ein Fach, zu dem er allein den Schlüssel besaß.
Glenn griff in die Tasche, holte seine Geldbörse hervor und zog den Reißverschluß an der Seite auf. In einem kleinen Fach steckte der flache Schlüssel, den Kelly herausnahm und in das passende Schloß steckte.
Dreimal drehte er ihn.
Die kleine Tür klappte auf. Er konnte in das Fach hineinsehen und lächelte.
Ja, da lagen die Utensilien. Und sie sahen noch so aus wie vor Jahren.
Da war das gelblich schimmernde Gebein des Totenschädels. Er lag genau auf der gelben Kutte. Er und seine Freunde hatten diese Kutten bei der Beschwörung getragen.
Jetzt würden sie sie abermals überstreifen.
Nach 20 langen Jahren…
Kaum zu glauben. Seine Hände zitterten, als er den Schädel und anschließend die Kutte hervornahm. Behutsam trug er sie zum Schreibtisch und legte sie dort nieder.
Das waren ihre Utensilien. Jeder von ihnen besaß einen solchen Schädel und auch eine gelbe Kutte.
Wegen der Schädel hatten sie sich Totenkopf-Brigade genannt.
Plötzlich spielte ein Lächeln um seine Lippen, das allerdings erstarrte, als ihn wieder dieser Stich traf, der quer wie ein Blitz durch seinen Kopf fuhr und ihn von einer Seite zur anderen ausfüllte.
Er ächzte.
Der Dämon war da, und Glenn Kelly wartete darauf, daß er sich meldete.
›Hast du alles erledigt?‹
»Ja.«
›Dann laß deine Arbeit liegen. Ich brauche dich jetzt, denn du darfst nicht vergessen, was du einmal geschworen hast.‹
»Ich weiß.«
›Bis später…‹ Kelly atmete tief durch. Er merkte doch, daß ihm ein wenig zittrig in den Kniekehlen geworden war und er sich hart zusammenreißen mußte. Dann schüttelte er den Kopf, räusperte sich und holte seinen Diplomatenkoffer unter dem Schreibtisch hervor.
Er klappte ihn auf, verstaute dort die Utensilien und verließ sein Büro.
Molly war allein im Raum. »Wo kann ich Sie erreichen, Mr. Kelly, wenn etwas Dringendes anliegt?«
Kelly blieb stehen. »Überhaupt nicht, meine Liebe. Ich muß in einer privaten Angelegenheit weg. Ich bin für keinen zu sprechen.«
»Dauert es länger?«
»Kann ich nicht sagen. Vielleicht bin ich morgen früh wieder da. Bis dann.«
Glenn eilte durch das Vorzimmer und verließ es. Die Tür schlug ziemlich heftig hinter ihm zu, und er ließ eine staunende Molly zurück, die ihren Chef und dessen Reaktionen nicht mehr verstand…
***
Die Steine zeigten Gesichter!
Wir erlebten wieder etwas Neues, etwas Unheimliches und Unerklärliches, und wir kamen uns wie gefangen vor, denn die seltsamen Fratzensteine umgaben uns von allen Seiten. Dabei schlossen sie uns regelrecht ein, so daß wir uns im Mittelpunkt eines Kreises befanden.
Suko und ich waren stehengeblieben. Beide fanden wir keine Erklärung. Es war ein Bild, das wir erst richtig in uns aufnehmen und begreifen mußten, so daß ein regelrechter Lernprozeß in
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