0258 - Die Totenkopf-Brigade
geschehen. Vielleicht lag die Erklärung in meinem Kreuz begründet, vielleicht auch nicht. Es zählte einzig und allein der Schädel, der immer mehr zerstört wurde.
Erst jetzt kam mir ein schrecklicher Gedanke. Ich erinnerte mich daran, daß der Schädel des Hexers auf einen Kopf gesetzt worden war. Und dieser Kopf gehörte Isaak McLellan.
Sollte er vielleicht…?
Ich bekam Angst und ließ den Kopf hastig los. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
Zwischen meinen Handflächen und dem Schädel lief jeweils ein gallertartiger Faden, der die Verbindung zu diesen beiden Dingen herstellte. Er klebte wie Gummi, ich hatte Mühe, ihn zu lösen, und schaute dann auf das, was von Isaak McLellan zurückgeblieben war.
Grauenhaft.
Seinen Kopf sah ich nicht. Er mußte sich völlig aufgelöst haben.
Ob vor oder während meiner Attacke, das konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, jedenfalls gab es den Führer der McLellan-Sippe nicht mehr.
Vor mir lag nur noch ein Torso.
Und auch die Schreie waren verstummt. Das Testament des Hexers Gideon McLellan hatte seinem Nachkommen die Vernichtung gebracht und nicht das, was dieser sich so sehr gewünscht hatte.
Ich bückte mich und reinigte mit Schnee meine Hände. Als ich wieder hochkam, hörte ich auch schon die stampfenden Schritte. Im Umdrehen erkannte ich meinen Freund Suko.
»Hast du es geschafft?« fragte er, als er näherkam.
Ich deutete auf den Torso.
Suko schaute hin und wischte über seine Stirn. Er schluckte hart und flüsterte: »Ist das denn möglich?«
»Leider.«
»Und wie?«
»Wahrscheinlich durch das Kreuz. Der noch durch Magie lebende Teil des Hexers konnte dieser Kraft nichts entgegensetzen. Ich hätte es auch gern anders gehabt.«
»Sicher.« Suko nickte. »Du hast dich lange mit ihm unterhalten. Konntest du denn etwas erfahren?«
»Ein wenig schon.« Ich berichtete Suko in Stichworten, was man mir erzählt hatte.
»Das ist ja kaum zu fassen, John. Und alles weist auf den Schwarzen Tod hin. Macht dich das nicht unruhig?«
»Da sagst du etwas.«
»Ob er nicht doch…?«
Heftig widersprach ich. »Nein, Suko, der Schwarze Tod ist erledigt, und er bleibt erledigt. Ich lasse mir etwas anderes einfach nicht einreden. Da kannst du sagen, was du willst.«
»Du gestattest, John, daß ich anders darüber denke. Deshalb warten wir so lange ab, bis wir wirklich die geheimnisvolle Höhle gefunden haben. Eine Spur hast du nicht?«
»Nein.«
»Und die Totenkopf-Brigade?«
»Soll noch erscheinen«, erklärte ich. »Vier Mitglieder, und er«, ich deutete auf die Reste des Isaak McLellan, »haben das Ziel nicht erreicht. Er wollte ja auch dazugehören.«
»Komm, John, dann suchen wir diese geheimnisvolle Höhle. Wenn andere sie gefunden haben, dürfte es uns auch gelingen.«
Mein Freund zeigte sich wieder sehr tatendurstig.
Ich war einverstanden. Allerdings zeigte ich mich nicht gerade optimistisch. Der Talkessel war groß und manche Berghänge ziemlich steil. Das Gestein war nicht glatt. Es gab Vorsprünge und Risse, regelrechte Einschübe, Felsnasen, kleine Erker, Spalten und Höhlen.
Manche auch so breit, daß wir hineinschlüpfen konnten.
Einen Tunnel, einen Schacht oder ähnliches entdeckten wir allerdings nicht.
Die Stille der Nacht hielt uns wieder umfangen. Weit lag das Tal vor uns. Auf der anderen Seite schoben sich die Wände noch düsterer in den nächtlichen Himmel.
Wolken waren aufgezogen. Einige lagen so tief, daß man das Gefühl haben konnte, sie würden die Spitzen der den Talkessel umgebenden Berge streifen.
Wir sahen weder Sterne noch einen Mond. Aber die Luft roch nach Schnee. Sicherlich würden bald die ersten Flocken fallen, dann erschwerte dies die Sicht noch mehr.
Eile war geboten.
Wahrscheinlich hörten wir das Brummen nur wegen der herrschenden Stille.
Dafür aber doppelt.
Und beide hatten wir denselben Gedanken, denn Suko sprach ihn sofort aus.
»John, das ist ein Automotor…«
***
Daß Harry Gold sehr nervös war, zeigte sich an seinem Fahrstil.
Noch in Glasgow entging der dunkelblaue Bentley um Haaresbreite zwei Unfällen, so daß die anderen Fahrgäste im Wagen schon blasse Gesichter bekamen.
Ecclow, der zusammen mit Lionel Linton im Fond saß, regte sich am meisten auf. »Willst du uns in den Tod fahren, Harry? Paß beim nächstenmal auf, oder es fährt einer von uns.«
»Das wäre besser«, erklang es kläglich.
»All right, ich übernehme das«, sagte Glenn Kelly. »Fahr mal links ran.«
Harry Gold war
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