0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg
hatte, entdeckte sie zwei gut gefüllte Schuhregale.
Sogar die halbhohen Stiefel paßten, und ein Stück weiter an der Garderobe sichtete sie nicht nur einen Mantel, sondern auch eine Handtasche, die sie rasch an sich nahm.
Kaum hatte sie die Finger um den Trageriemen gelegt, als aus dem Schlafzimmer Musik ertönte.
Der Radiowecker meldete sich.
Gleichzeitig hörte auch das Rauschen der Dusche auf, und für Barbara Päuse wurde es Zeit, das Weite zu suchen.
Sie hatte schon längst herausgefunden wo sich die Wohnungstür befand. Zudem steckte der Schlüssel von innen. Zweimal drehte sie ihn vorsichtig herum, dann war offen.
Aus dem Schlafzimmer hörte sie eine Stimme. »Verdammt, Judith, du sollst doch nicht immer das Fenster öffnen. Hier ist es saukalt.«
Die Stimme übertönte das Öffnen der Tür. Wie ein Schatten huschte Barbara Päuse aus der Wohnung. Die Handtasche hatte sie eng unter ihren linken Arm gepreßt.
Sie gelangte in einen Flur, lief bis zur Haustür und fand diese nicht abgeschlossen.
Sekunden später war sie aus dem Haus.
Die Morgendämmerung drängte sich immer weiter vor. Auf der Straße begegnete ihr kein Mensch. Nicht einmal ein Wagen fuhr. Es war eine unnatürliche Stille. Wer hier wohnte, der stand nur in Ausnahmefällen früh auf.
Barbara Päuse lief schnell. Die Absätze der Stiefel hackten auf die kleinen roten Steine. Sie schob sich an Blumenkübeln vorbei, erreichte eine Kreuzung und wandte sich nach rechts. Etwa 50 Meter lief sie noch und ließ sich dann auf einer Bank nieder, die ein kleines Rondell umschloß.
Jetzt erst öffnete sie die Tasche.
Ihre Finger wühlten herum. Sie suchte nach einer Geldbörse, fand keine, sondern nur Lippenstift, Spiegel, Taschentücher. Sie kippte die Tasche wütend um.
Schließlich fiel ihr der schmale Reißverschluß an der Außenseite auf.
Hastig öffnete sie ihn, schob zwei Finger in den Spalt und hörte es knistern.
Scheine…
Geld!
Sie zog die Scheine hervor, und ihre Augen begannen zu strahlen. Über 300 Mark fand sie. Damit konnte man schon etwas anfangen. Hastig packte sie alles in die Tasche hinein und machte sich auf den Weg zu einer U-Bahn-Station.
Als erstes wollte sie ein öffentliches Bad aufsuchen…
***
Trotz allem hatte ich gut geschlafen. Es lag auch daran, daß ich nicht gestört wurde, und als ich am anderen Morgen unter der Dusche stand, kam es mir in den Sinn, daß die Fahndung wohl keinen Erfolg gezeigt hatte.
Im Frühstücksraum traf ich mit Suko und Will Mallmann zusammen. Der Kommissar hatte Ringe unter den Augen und war ziemlich mürrisch. Die halbe Nacht hatte er wachgelegen und an die Ereignisse des Vergangenen Abends gedacht.
»Ich komme mir vor wie ein Versager«, sagte Will, als er vor dem langen Tisch stand, auf dem Hotelangestellte das große Frühstücks-Büfett aufgebaut hatten.
»Und ich komme bald um vor Hunger«, sagte Suko. »Meine Güte, habe ich einen Kohldampf.«
»Daß du immer ans Essen denkst«, beschwerte sich Will.
»Wieso immer?«
Ich mischte mich nicht ein, sondern nahm Wurst, Käse und Konfitüre.
Auch gekochte Eier lagen bereit, und wer Schinken haben wollte, konnte ihn bestellen.
Wir warteten auf den Kaffee. Er schmeckte gut, hielt dem Vergleich zu Glendas Kaffee allerdings nicht stand.
Während des Frühstücks besprachen wir unsere weiteren Pläne. Vor allen Dingen wollten wir uns noch einmal um das Privatleben der Barbara Päuse kümmern. Natürlich mußte der »Haar-Stylist« uns dabei helfen. Ich war davon überzeugt, daß ihm noch etwas einfiel, wenn wir richtig nachhakten. Der Mann hatte nur am gestrigen Abend keine rechte Lust gehabt. Davon ging ich aus.
Das Wetter war bedeckt. Trübe konnte man auch sagen. Durch die großen Fenster fielen unsere Blicke auf eine belebte Straße, wo sich das morgendliche Staurennen abspielte.
Ich dachte wieder an die Frau.
Wo hielt sie sich verborgen? Sie mußte in der Nacht untergetaucht sein, und ich dachte auch daran, daß sie keine Kleidungsstücke bei sich getragen hatte.
Wenn eine Rückverwandlung tatsächlich eingesetzt hatte, dann mußte sie sich Kleidung besorgen. Vielleicht fiel sie dabei auf.
Ich sprach mit meinen Freunden darüber. Sie waren der gleichen Ansicht. Suko sagte: »Wäre das nicht etwas für den flotten Kommissar Kölzer?«
»Nicht schlecht, Herr Specht«, gab ich zurück und wandte mich an Will.
»Wie siehst du das?«
»Das ist hoffnungslos.«
»Wieso?«
Will schaufelte den Rest seines
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