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0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg

Titel: 0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte sich so lange versteckt halten, bis diese verdammte Nacht vorbei war.
    Barbara Päuse besaß keine menschlichen Gefühle mehr. In dieser Phase waren sie ausgeschaltet.
    Sie fror nicht, sie schwitzte nicht. Äußerlichkeiten spielten keine Rolle.
    Und dennoch brannte es in ihrem Innern. Es waren der Haß und auch das Verlangen, wieder Opfer zu finden. Sie wollte und sie mußte ihrem Trieb nachkommen. Gruber war ihr entwischt. Dann hatte sie fliehen müssen; denn ihr ausgeprägter Instinkt sagte, ihr, daß Gefahr im Anzug gewesen war.
    Deutlich erinnerte sie sich noch an die Szenen vor knapp einem Jahr, wie sie mit Gerd König im Wagen gesessen hatte und wie er sie dann killen wollte. Sie war nur verletzt worden, aber Gerd König hatte den Keim übertragen, und nach so langer Zeit war er nun aufgeblüht.
    Sie wollte töten, sie mußte töten!
    Aber sie war auch vorsichtig. In diesen Augenblicken und auch später konnte sie einfach nicht riskieren, sich draußen auf der Straße zu zeigen.
    Auch in der Nacht schlief Hamburg nicht. Es waren immer genügend Menschen unterwegs, die sie sehen konnten, und wenn sie dann entdeckt wurde, war die Polizei schnell zur Stelle.
    Deshalb hieß es abwarten.
    Der Wertiger war die Sprossen soweit hinuntergeklettert, daß er auf den Boden springen konnte.
    Jetzt hockte er da. Umgeben von der Finsternis und dem Rauschen des Wassers.
    Ein widerlicher Geruch schwängerte die Kanäle. Die Verwandelte nahm ihn überhaupt nicht wahr. Sie ignorierte ihn kurzerhand. Er interessierte sie auch nicht.
    Geschmeidig bewegte sie sich zur Seite. Ein bläulich schimmernder Schein war ihr aufgefallen. Als sie den Kopf nach links drehte, erkannte sie, daß er von einer Lampe stammte, die fern in einem Gang leuchtete.
    Sie war so weit entfernt, daß ihr Licht wie eine im Dampf liegende Insel in der Luft schwebte.
    Der weibliche Wertiger kauerte sich zusammen. Auf dem Boden blieb er hocken.
    Ein Teil war menschlich, der andere Teil gehörte einer Bestie. In Längsrichtung lief diese Trennung über den Körper, und Barbara Päuse wußte, daß sie diesen Fluch nicht mehr loswerden würde, solange sie lebte. Er würde immer wieder zurückkehren, so daß sie sich damit abfinden mußte, eine Doppelexistenz zu führen.
    In der Nacht wurde sie zur Bestie, tagsüber konnte sie sich normal bewegen. Aber auch das war riskant, denn ihre Gegner wußten, daß sich eine Frau namens Barbara Päuse in einen Wertiger verwandeln konnte. Und sie würden sie auch als Mensch jagen.
    Hamburg wurde für sie zu einem heißen Pflaster!
    Es gab noch einen Ausweg. Dabei mußte es ihr nur gelingen, so rasch wie möglich die Stadt zu verlassen. Leider besaß sie keinen eigenen Wagen. Vor drei Wochen hatte der alte VW seinen Geist aufgegeben, und sie suchte noch nach einem neuen.
    Wie konnte man am besten fliehen?
    Scharf dachte sie nach. Es machte sich bemerkbar, daß sie nicht völlig zu einer Bestie degeneriert war, denn sie dachte teilweise noch so wie ein Mensch, auch wenn es sie ungeheure Anstrengungen kostete.
    Die Chance lag in einem Zug!
    Genau.. Mit ihm würde sie es schaffen. Plötzlich glaubte sie, ein Gefühl der Freude zu spüren, das jedoch rasch einen Dämpfer bekam, als sie daran dachte, daß ihr keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen.
    Und eine Fahrkarte mußte sie kaufen.
    Die Päuse überlegte. Nun ja, es war sicherlich nicht allzu schwer, an Geld zu gelangen. Ihr würde schon etwas einfallen. Zudem brauchte sie auch Kleidung.
    Probleme, die man lösen konnte.
    Und so blieb sie stundenlang hocken, denn sie wartete auf den Beginn der Helligkeit.
    Hin und wieder schaute sie den Schacht hoch. Sobald es hell wurde, wollte sie ihr Versteck verlassen.
    Plötzlich spürte sie das Ziehen.
    Es war ein Gefühl, das sie nicht kannte und das schon mit einem Schmerz zu vergleichen war. Sie wußte es nicht genau. Dennoch ahnte sie, daß die Rückverwandlung einsetzte.
    Für sie ein Beweis, daß die Nacht vorüber war.
    Das Ziehen wurde zum Reißen. Sie konnte nicht mehr an sich halten und warf sich zu Boden. Wie bei der Verwandlung in einen Wertiger wurde sie zu einer regelrechten Furie, die auf der schmutzigen, kalten Erde lag, sich herumwälzte und verzweifelt gegen das Brennen in ihrem Körper ankämpfte.
    Im schwachen Sickerlicht stellte sie fest, daß aus ihrer Tigertatze wieder ein normaler menschlicher Arm wurde. Mit allem, was dazugehörte.
    Sie bekam eine Hand, normale Finger. Die Haut schimmerte wieder

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