0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg
so hell wie sonst. Sie spürte auf einmal die Kälte und klapperte mit den Zähnen.
Mit normalen Zähnen!
Für sie ein Beweis, daß sich auch ihr Gesicht wieder veränderte. Mit den Händen tastete sie sich ab. Zwar spürte sie noch das Fell an der rechten Seite, doch es war wesentlich dünner geworden. Ein Beweis für das Mensch werden.
Es dauerte noch Minuten, die für Barbara Päuse zu einer regelrechten Quälerei wurden.
Dann hatte sie es hinter sich.
Und eine nackte Frau erhob sich von dem schlammigen Boden. Ihr Körper war schmutzig. Sie stank, aber sie war ein Mensch, und sie wußte, daß sie unbedingt neue Kleidung bekommen mußte.
Die konnte sie nur irgendwo stehlen.
Zitternd kletterte sie die Sprossen hoch. Beim Einstieg hatte es ihr kaum Mühe bereitet, den schweren Deckel in die Höhe zu wuchten. Nun aber bekam sie Schwierigkeiten.
Die Frau strengte sich unwahrscheinlich an. Sie drückte mit den Schultern von unten gegen den Deckel, schrie und atmete in einem, doch ein Erfolg wollte sich nicht einstellen.
Sich wie ein Tier an den Steigeisen festklammernd, blieb sie in der Haltung hocken und ruhte sich aus.
Nur allmählich beruhigte sich ihr Atem. Sie zitterte. Auf ihrer Haut lag ein Schauer, der sich über den gesamten Körper ausbreitete. Wenn sie noch lange nackt in dieser Kälte hockte, würde sie sich eine schwere Erkältung holen.
Als sie daran dachte, mußte sie lachen. Seltsam, mit welchen Gedanken sie sich als Mensch wieder abgab. Als Verwandelte hätte sie sich deswegen keine Sorgen gemacht..
Ein erneuter Versuch. Barbara Päuse setzte all ihre Kraft ein, die ihr zur Verfügung stand. Und diesmal schaffte sie es. Der Deckel schwang aus der Fassung. Sie schob ihn zur Seite.
Das Geräusch, mit dem er über den Boden rutschte, klang für die Frau wie eine herrliche Melodie. Ihr war klar, daß sie eine Runde gewonnen hatte. Rasch kletterte sie nach draußen und blieb in einer geduckten Haltung neben dem Gully stehen. So ruhte sie sich aus.
Schwer ging ihr Atem. Sie konnte sich nicht mehr halten und torkelte zur Seite. Mit ihren Händen stützte sie sich ab, und sie wußte, daß sie sich jetzt in, höchster Gefahr befand.
Rasch schaute sie sich um.
Es war eine Art Hinterhof, in dem sie sich befand. Allerdings keiner von der miesen Sorte. Der Gully, ungefähr in der Mitte des Hofes, war von einer Rasenrundung umgeben. Rechts von ihr wuchsen kleine Bäume so nahe an die Rückfront eines Hauses heran, daß die Zweige die Mauer berührten.
Im Haus schaltete jemand das Licht ein. Ein Parterrefenster wurde hell.
Rasch lief die Nackte auf die Bäume zu und suchte hinter ihnen Deckung. Lauernd beobachtete sie das Fenster.
Ein Schatten zeichnete sich dort ab. Es war der Umriß einer Frau, die ihren Arm hob und einen Flügel des Fensters öffnete, um frische Luft in den Raum zu lassen.
Die Päuse lächelte. Besser konnte es gar nicht kommen, denn die Bewohnerin wandte sich ab und verließ den Raum. Das Fenster blieb offen.
Barbara Päuse huschte darauf zu. Sie duckte sich unter die Öffnung, lauschte und vernahm leise Schnarchgeräusche. Da lag noch jemand im Bett und schlief.
Sollte er.
Die Frau stemmte ihre Hände auf die äußere Fensterbank und brachte ihren Körper hoch. Nackt, wie sie war, kletterte sie geschickt durch die Öffnung. In einem Schlafzimmer fand sie sich wieder.
Da kein Licht brannte, die mau hatte es beim Hinausgehen ausgeschaltet, sah sie nur schwach die Umrisse eines Mannes in dem breiten Doppelbett.
Er hörte nichts, denn er schlief tief und fest.
Die Nackte huschte durch das Zimmer auf die Tür zu, die sie vorsichtig aufzog.
Ein warmer Schein wehte ihr förmlich entgegen. Es war das Licht der beiden Dielenlampen. Babs Päuse hörte gleichzeitig das Rauschen einer Dusche. Das erinnerte sie daran, wie schmutzig sie war. Sie wäre auch gern unter die Dusche gestiegen. Das war aber im Moment unmöglich.
Ihr Blick blieb wie festgefroren an den Kleidungsstücken hängen, die über einer Stuhllehne lagen.
Das war natürlich ideal. Und es waren nicht einmal billige Kleider.
Barbara Päuse schnappte sich die frische Unterwäsche. Auf einen BH verzichtete sie. Sie streifte einen modernen Pullover über und stieg dann in die weinrote Hose aus Nappaleder. Sie war zwar in Hüfthöhe etwas eng, ansonsten paßte sie.
Fehlten nur die Schuhe.
Auch die fand sie, denn ihr stach ein kleiner Schrank ins Auge, der leicht zu öffnen war. Als sie die Klappe nach unten gezogen
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