0259 - Ich stürmte den rollenden Sarg
in der Terroristenfahndung einen Namen gemacht hatten.
Das alles überdachte sie, als sie ihren Kaffee trank. Sie hätte sich gern unkenntlich gemacht, doch wenn sie mit einer Sonnenbrille herumlief, fiel das bei dem trüben Wetter auf. Perücken besaß sie, aber die lagen bei ihr in der Wohnung, und dort traute sie sich nicht hin. Am besten war es, wenn sie Hamburg auf dem schnellsten Weg verließ. Und das per Eisenbahn.
Urplötzlich war ihr die Idee gekommen und sie lächelte still vor sich hin, als sie daran dachte. Das war doch die Lösung. Rasch winkte sie der Bedienung und zahlte.
Das Mädchen blieb freundlich, kassierte auch ein kleines Trinkgeld, dann hastete die Frau aus dem Café.
Auf der Straße war sie besonders vorsichtig. Oft genug schaute sie sich vorsichtig um. Sie hatte Angst, daß ihr irgendwelche Polizisten folgen würden.
Immer, wenn sie die Uniformierten sah, zog sie sich in irgendwelche Deckungen zurück. Einmal versteckte sie sich in einer kleinen Modeboutique. Auch traute sie sich nicht, mit einem Taxi zu fahren.
Wenn eine Großfahndung lief, erhielten sicherlich auch die Taxifahrer Bescheid. Es war also besser, zu Fuß zu gehen.
Bis zum Hauptbahnhof hatte sie eine schöne Strecke zurückzulegen. Da dort stets Betrieb herrschte, glaubte sie, untertauchen zu können.
An einem Schalter löste sie eine Fahrkarte nach Dortmund. Die Züge fuhren im Ein-Stunden-Rhythmus, und sie begab sich auf dem schnellsten Weg zum Bahnsteig.
Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen.
Bahnpolizei!
Soeben konnte sie noch hinter einem Pfeiler verschwinden, so daß die Beamten sie nicht sahen. Die beiden Männer hatten sich so aufgebaut, daß sie den gesamten Bahnsteig im Blickfeld hatten, und als die Frau zurückschaute, sah sie ebenfalls auf den anderen Bahnsteigen Bahnpolizisten, die dort Wache schoben.
Der Kreis hatte sich geschlossen. Sie war eben nicht schnell genug gewesen.
Hart schluckte sie und zog sich vorsichtig zurück. Dabei ging sie auf Zehenspitzen, obwohl es Unsinn war. Zudem kostete es sie Beherrschung, denn am: liebsten wäre sie weit weggerannt. Natürlich konnten die Beamten auch nach einer anderen Person Ausschau halten, doch irgendwie fühlte sie, daß es allein um ihre Person ging. Was tun?
Zunächst einmal mußte sie sich beruhigen und die weiteren Stunden überstehen. Sie wollte nach einer Möglichkeit suchen, trotzdem noch mit dem Zug aus Hamburg wegzukommen. Das mußte sie schaffen! Wenn sie erst einmal im Zug saß, konnte sie in Bremen, Osnabrück oder Münster aussteigen und sich später nach Dortmund durchschlagen.
Sie hielt sich im unmittelbaren Bereich der Bahnhofsgegend auf, wurde ein paarmal angesprochen, ignorierte diese Anmache jedoch und setzte sich trotz der kühlen Witterung auf eine Bank.
So verging die Zeit.
Hin und wieder lief sie auf den Bahnsteig, um nachzuschauen. Noch immer wurde er von Bahnpolizisten kontrolliert.
Wenn sie mehr Geld bei sich gehabt hätte, wäre es kein Problem gewesen, sich einen Leihwagen zu nehmen. So aber mußte sie warten.
Sie traute sich auch nicht, in ein Lokal oder einen Wartesaal zu gehen.
Diese wurden sicherlich auch kontrolliert.
Der Nachmittag kam. Sie wurde immer unruhiger, Es war nicht nur ihre eigene Nervosität, sondern auch das Blut, das durch ihre Adern pulste.
Und sie spürte die Nähe der Dunkelheit. Allerdings sehnte sie diese gleichzeitig herbei, denn sie gab ihr einen gewissen Schutz.
Irgendwie fühlte sie sich als Wesen der Nacht, und als die Scheinwerfer leuchteten, da atmete sie auf.
Sie hatte sich genau erkundigt, wann der letzte Intercity in Richtung Dortmund fuhr.
Das war um 19.40 Uhr.
Bis zur Abfahrt hatte sie noch eine gute halbe Stunde Zeit. Nun verließ die Frau den Bahnhof nicht mehr. Sie ließ sich einfach von den Menschenmassen schieben, die zumeist die Bahnsteige ansteuerten, wo die Nahverkehrszüge abfuhren, denn der abendliche Berufsverkehr war noch nicht zu Ende.
Auch die Bahnsteige waren beleuchtet. Die einfahrenden Züge rauschten heran wie Ungeheuer aus Stahl und Eisen. Stimmen aus zahlreichen Lautsprechern schwirrten durch die Luft.
Es herrschte ein geordnetes Durcheinander wie auf allen großen Bahnhöfen der Welt. Bis auf wenige Ausnahmen hatte niemand Zeit. Die meisten Menschen hasteten mit verbissenen Gesichtern, und die Frau dachte daran, daß sie alle ihre Opfer werden konnten.
Nur die Bahnhofspenner blieben ruhig. Als einzige Arbeit wühlten sie die Abfallkörbe durch.
Die
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