0259a - Der Tod im Poker-Club
seine Tasse Kaffee und verabschiedete sieh mit einem »So long« von uns.
Ich würgte den letzten Bissen hinunter, trank meinen Kaffee aus und wischte mit dem Taschentuch über den Mund. Dann gingen Phil und ich los.
Der Chef empfing uns bereits auf dem Treppenabsatz. So hatte er Gelegenheit, in Ruhe von oben meine Verletzung zu betrachten.
»Es wird doch Zeit, daß jeder G-man im Dienst oder privat einen Unfallschutzhelm trägt«, schei’zte Mr. High und öffnete die Tür zu seinem Office. Er ließ uns eintreten, bot uns Platz in den Sesseln an und setzte sich ebenfalls.
»Ich habe heute morgen von Ihrem Bericht gehört, Jerry«, begann Mr. High, »und muß gestehen, daß ich mir nachträglich noch Sorgen gemacht habe. Künftig wird es besser sein, wenn Sie Verstärkung anfordern, bevor Sie eingreifen, Jerry.«
Ich nickte und grinste verlegen.
»Yes, Sir«, sagte ich, »aber dafür habe ich die Ehre gehabt, den Boß der Erpresserbande kennenzulernen, die Dolan auf dem Visier hat.«
Ich berichtete über die rein akustische Begegnung.
Als ich meinen Bericht abschloß, meinte Mr. High:
»Und was verlangt dieser Gangster von Dolan? Erpresserische Schutzgelder?«
»Ich glaube kaum, Sir. Es muß sich um einen großen Coup handeln, den dieser Unbekannte plant. Und James Dolan nimmt dabei eine nicht unwesentliche Rolle ein. Der Millionär scheint mit dem Gangster schon eine Zeitlang zusammengearbeitet zu haben.«
»Welche Vermutungen haben Sie, Jerry?«
»Ich stehe vor einem Rätsel, Chef.«
»Und Sie, Phil, was halten Sie von der ganzen Geschichte?«
»Ich vermute, daß die Gangster den Mann zwingen wollen, weiter mit ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn wir einmal überlegen, welche Möglichkeiten ein Kaufhaus für eine Gangsterbande bietet. Hier kann eine Menge Zeug angeboten werden. Irgendso etwas wird es sein. Wir brauchen nur die beiden Häuser genau unter die Lupe zu nehmen.«
Mr. High nickte und fragte leise: »Darf ich Ihnen einen eisgekühlten Old Scotch anbieten?«
Phil und ich widersprachen nicht. Unser Chef klingelte nach seiner Sekretärin.
Sie brachte drei Gläser und eine Flasche Old Scotch.
Der Whisky war gepflegt kalt.
»Ich glaube, daß Jerry schon die Absicht hat, sich heute morgen um Mr, Dolan zu kümmern. Ein Besuch der beiden Kaufhäuser wird sich damit verbinden lassen. Ich schlage allerdings vor, daß Sie sich schonen, Jerry, und einen Mietwagen nehmen für die Fahrt nach New Jersey.«
Ich nickte.
»Der ermordete Zigarrenhändler hat mir die ganze Nacht keine Ruhe gelassen«, fuhr unser Distriktchef fort »Es ist ein offenes Geheimnis, daß Gani'ster auch in New York eine geheime Lotterie aufgezogen haben. Man kann an der Straßenecke oder bei einem Händler seine ›Number‹ kaufen. Die Gewinne werden — natürlich unwissentlich — vom Bundesschatzamt in Washington gezogen, denn das Amt verkündet täglich seinen Notenumsatz. Eine Zahl, an der niemand rütteln kann. Die letzten drei Ziffern dieser Zahl werden von den Gangstern als Gewinne anerkannt Es sind nun Bestrebungen im Gange, diesen Gangstern das Wasser abzugraben und eine staatliche Zahlenlotterie einzurichten. Aber die Gesetze sind gegen die Glücksspiele. Auch der New Yorker Bürgermeister Wagner hat schon wiederholt einen Vorstoß in dieser Richtung unternommen. Sie können das Ergebnis in jeder Zeitung nachlesen«, sagte Mr. High und machte eine Pause.
»Inzwischen ist dieser Zettel, der in der Zigarrendose gefunden wurde, untersucht worden«, erklärte der Chef. »Es handelt sich tatsächlich um eine dieser Nummern, die verkauft Werden. Außerdem hat Lieutenant Morrison vom Revier in New Jersey heute morgen angerufen.«
Mr. High nahm einen Zettel vom Schreibtisch, auf dem er sich Notizen gemacht hatte.
»Roninger besaß keine Angehörigen. Er betrieb das Geschäft allein und hatte einen großen Kundenkreis. Der Lieutenant entwickelte eine ausgezeichnete Idee.«
Dann erklärte Mr. High den Plan des Lieutenants.
Eine Viertelstunde später befanden wir uns auf dem Weg nach New Jersey.
***
Phil stieg am Polizeirevier in der Nähe der Springfieldstreet aus. Ich bat den Mietwagenfahrer, zu Dolans Villa zu kutschen. Fünfzig Yard vor dem Luxusbau ließ ich anhalten, gab dem Fahrer Anweisung zu warten und stiefelte los.
Bei Tage wirkte die Villa noch protziger. Der Eingang war ebenso wie der Swimmingpool mit Marmorplatten verkleidet.
Ich tippte mit dem Finger auf die Klingel Im Haus blieb alles still. Darauf
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