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026 - Bote des Grauens

026 - Bote des Grauens

Titel: 026 - Bote des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Ron Hubbard
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Windstoss, der vom See kam, spielte mit einer vergessenen Zeitung. Die Tauben waren immer weniger geworden, und schließlich hatte sich auch die letzte in ihren Schlag zurückgezogen.
    Und noch immer kam sie nicht.
    Plötzlich fror es ihn. Sein Bein schmerzte, und der Wind knabberte an seiner Jacke und drang ihm bis in die Seele.
    Sie würde nicht mehr kommen.
    Nie würde er sie wieder sehen! Der einen auf dieser Welt zu begegnen, die allein ihm Frieden bringen konnte, und sie dann nie mehr zu treffen. Das war zuviel!
    Wütend schwang er den Stock durch die Luft. Welch Narr er war! Er hatte sich gehen lassen. Ein paar Stunden hatte er dem Leben seinen Lauf gelassen. Aber er hatte nichts dadurch gewonnen. Er hatte Frieden gewollt, doch nun wusste er, dass er ihn nie finden würde. Frieden war Tod.
    Er stützte sich schwer auf den Stock und erhob sich. Die Straßenlichter verbreiteten bereits ihren Schein, und der Park war verlassen. Die Leute hatten sich in ihre vier Wände zurückgezogen und ließen den Tag geruhsam ausklingen.
    Der Wind zerrte an seiner Mütze und pfiff um seine Ohren. Langsam schritt er den Weg entlang.
    Sanft und zögernd berührte eine Hand seine Schulter. Trotzdem riss es ihn herum mit einer Heftigkeit, als habe ihn eine Kugel gestreift. Er stolperte und fing sich mit dem Stock.
    Die Straßenlampen warfen auf den Parkweg nur schwaches Licht, das durch den aufkommenden Nebel noch vermindert wurde. Ihr Gesicht schien eine Illusion, zerbrechlich und lieblich.
    Ihre Lippen waren leicht geöffnet, und sie atmete heftig, ein wenig beängstigt über ihre eigene Verwegenheit Sein Gesicht war in dem blassen Licht nicht zu erkennen, nur die Umrisse seines Kopfes.
    Clays Herz schlug wild. Verlegen nahm er seine Uniformmütze ab und wusste nicht, was er sagen sollte. Er wagte auch gar nicht, seinen Mund zu öffnen, aus Angst, sie vielleicht wieder zu verletzen und fortzuschicken.
    Sie schien zu wissen, dass er auf sie gewartet hatte, aber sie nahm es nicht als selbstverständlich an.
    „Gestern“, begann er schließlich stockend. „Gestern … war ich nicht sehr nett zu Ihnen. Ich wartete … hoffte, Sie würden zurückkommen, damit ich Sie um Verzeihung bitten kann.“
    „Nur, um mich um Verzeihung zu bitten?“
    „Das, und … Vergeben Sie mir?“
    „Bin ich nicht wiedergekommen?“
    Nach einer Weile verschwand jegliche Fremdheit zwischen ihnen, und er war ihr dankbar, dass sie sich auch ohne Worte verstanden.
    Ein Marineoffizier schritt an ihnen vorüber, ein Schemen im Nebel. Sein gutmütiges und verständnisvolles Grinsen brachte sie noch näher.
    „Ich bin gekommen, Sie zum Abendessen einzuladen“, sagte sie aufgeregt. „Bitte, bitte sagen Sie nichts. Sie müssen mitkommen, lehnen Sie nicht ab, denn sonst“, sie lachte verlegen, „würde ich mich schrecklich schämen.“
    „Als Gentleman kann ich unter diesen Umständen natürlich keinesfalls nein sagen.“
    Sie nahm seinen Arm und schweigend schritten sie den Weg entlang, sich bewusst, dass es keiner Worte bedurfte, das Band zwischen ihnen noch zu festigen.
    Clay fühlte sich wie ein Mensch, der aus einer tiefen, kalten und finsteren Höhle zurück in den strahlenden Sonnenschein kam. Er war beschwingt und unbeschwert und glücklich.
    Nach einer kurzen Weile begann er zu reden, ungezwungen, als führen sie nur fort in einem Gespräch, das sie unterbrochen hatten.
    Allzu bald für sie beide, erreichten sie das grimmige alte Haus.
    „Ich konnte heute nicht eher kommen“, entschuldigte Laura sich nun. „ … Meine Mutter …, sie fühlt sich nicht wohl.“
    „Vielleicht sollten wir dann lieber nicht …“
    „O doch. Aber wir müssen sehr leise sein. Selbst die Mäuse gehen hier auf Zehenspitzen.“ Clays weitere Bedenken zerstreuend, erklärte sie: „Der Arzt hat ihr sehr starke Schlafmittel verschrieben. Sie wird uns bestimmt nicht hören, wenn wir uns ruhig verhalten.“
    Mit übertriebener Ernsthaftigkeit legte sie den Finger an den Mund und führte ihren Gast in den Salon.
    „Seien Sie vorsichtig mit dem Sofa“, flüsterte sie. „Es wartet nur darauf, jemand mit den rostigen Sprungfedern zu durchbohren.“
    Mutig nahm er darauf Platz.
    Sie holte ein altes Fotoalbum vom Marmortisch und setzte sich zu ihm.
    „Ich freue mich schon seit Jahren darauf, es einmal jemand zu zeigen, so unglaublich ist es.“ Sie öffnete es bei den Bildern mit der Überschrift „Georg, zwei Jahre alt“, und drückte es ihm in die Hand. Dann huschte

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