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026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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sollte, dann hatte Salking
ihn noch immer als Geisel.
    Mit dem jungen Burschen, der hier im Haus herumgeschnüffelt hatte, hatte
Salking kurzen Prozess gemacht. Er hatte ihn einfach niedergestochen, als sie
zufällig aufeinandertrafen.
    Was hatte der Fremde hier gewollt?
    Richard Burlings Gedanken beschäftigten sich immer mehr mit diesem
rätselhaften, einsamen Haus und den Geschehnissen, die sein klarer Verstand
nicht begriff. Er musste an die Szenen in der Bibliothek denken, an die Tür,
die sich aus unerklärlichen Gründen öffnete und wieder schloss, und er dachte
daran, dass ein Buch im Regal fehlte, das er kurz zuvor noch in der Hand
gehalten hatte. Es ging etwas in diesem Haus vor, was unheimlich war. Auch
Salking, der brutale, abgebrühte Mörder, empfand das. Er hatte Richard Burling
immer wieder mit Fragen traktiert, hatte wissen wollen, ob außer ihm noch
jemand hier sei. Burling hatte es mit gutem Gewissen verneinen können. Doch
Salking war nicht zufrieden. Wie ein Geist wanderte er durch das Haus und fand
keine Ruhe. Er suchte ein sicheres Versteck, aber Richard Burling schien es,
als habe er dies noch nicht gefunden.
    Ein Seufzer kam über die aufgesprungenen Lippen des Schriftstellers. Er
zuckte zusammen, als eine Tür knarrte, ein Lichtstrahl wanderte über ihn
hinweg. Salking stand vor ihm und überprüfte kurz den Sitz der Fesseln.
    »Ich habe Durst«, kam es wie ein Hauch über Richard Burlings Lippen. Die
kalten, glitzernden Augen des Mörders musterten ihn. Salking war ein
unangenehmer Mensch. In seiner Nähe fühlte man sich bedrückt und ängstlich. Man
wusste nie, wie er in der nächsten Minute reagierte. Richard Burling hatte den
Fall Salking studiert. Er wusste, dass der Verbrecher unberechenbar und
jähzornig war.
    Salking verzog seinen Mund. Er wollte etwas sagen, doch draußen vor dem
Haus erklang ein Geräusch. Ein Auto fuhr vor. Der Motor erstarb.
    »Erwarten Sie Besuch?« fragte Salking kalt. Der Strahl der Taschenlampe
stach in Richard Burlings Augen.
    »Nein.«
    »Sie behaupten also noch immer, vollkommen allein hier zu leben? Kein
Freund, keine Verwandte, keine Bekannte?«
    »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ...«
    »Schon gut. Wir werden sehen.« Salking wandte den Kopf.
    Eine Autotür wurde zugeschlagen, dann eine zweite. Schritte näherten sich
auf dem Plattenweg vor dem Haus. Die Glocke schlug an, dumpf und unheimlich
setzte sich ihr Klang durch das stille, dunkle Haus fort.
    »Das ist keine Polizei, Burling«, zischte Salking. »Ich habe ein Gespür
dafür. Ich sehe nach dem Rechten. Wehe, Sie haben mich an der Nase
herumgeführt! Dann ergeht es Ihnen und Ihrem Besuch schlecht!«
     
    ●
     
    Beatrice Burling und Miriam Brent warteten ab. Im Haus rührte sich nichts.
    Miriam Brent meinte: »Ihnen wird es hoffentlich nicht so ergehen wie mir.
Es ist immer ein wenig enttäuschend, wenn man jemanden mit einem Besuch
überraschen will.«
    Beatrice Burling schüttelte den Kopf. »Mein Vater ist da.« Sie zeigte auf
den Wagen, der neben einem schuppenähnlichen Gebäude stand. Die Umrisse des
Autos waren in der Finsternis und dem Nebel gerade noch wahrzunehmen.
    Miriam Brent blickte an dem alten, düsteren Haus hoch.
    Die schwarzen Zinnen des turmähnlichen Aufbaus wirkten wie eine große,
unheimliche Krone, die über dem Gebäude im Nebel zu schweben schien. Das Haus
war vollkommen dunkel. Nirgends ein Licht.
    »Wahrscheinlich hält er sich in einem Zimmer auf, dessen Fenster nach
hinten, zum Meer hinausgehen«, machte sich Beatrice Burling wieder bemerkbar.
Ihre helle Stimme war angenehm in dieser dunklen, ein wenig bedrückenden
Umgebung.
    Beatrice legte ihre Hand auf die Klinke. »Nicht abgeschlossen! Ich wusste
ja, dass er zu Hause ist. Dennoch ist es unvorsichtig von ihm, in dieser
weltabgeschiedenen Gegend die Türen offenstehen zu lassen.« Sie drückte die Tür
auf. Angenehme Wärme schlug ihnen entgegen. Die Schriftstellertochter suchte
nach einem Lichtschalter, fand ihn und knipste das Licht an.
    »Vater! Vater!«
    Beatrice Burling wusste nicht, dass ihr Vater keine Antwort mehr geben
konnte. Er hörte das ferne Rufen, doch er konnte nicht sprechen. Salking hatte
ihm ein schmutziges Tuch in den Mund geschoben, um ganz sicherzugehen. Grinsend
entfernte sich der Verbrecher. »Also doch Besuch, Burling. Keine Angst, ich
werde mich um ihn kümmern!«
    Richard Burling glaubte, am Rande des Wahnsinns zu sein.
    Die beiden jungen Frauen kamen in das große Wohnzimmer.

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