Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
026 - Das Totenhaus der Lady Florence

026 - Das Totenhaus der Lady Florence

Titel: 026 - Das Totenhaus der Lady Florence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
erst später zugemauert.
    Raunsley schloss die Haustür auf. Modriger Geruch schlug den Männern
entgegen. Es roch wie in einer Wohnung, in der nicht gelüftet worden war. Über
einen breiten, dunkelbraun getäfelten Korridor erreichte man direkt das große,
aufwendig eingerichtete Wohnzimmer. Die Möbel und Polstergarnituren waren mit
großen grauen Laken abgedeckt; offenbar hatte Mr. Henderson, der Anwalt der
Verstorbenen, für diesen Dienst gesorgt.
    Wortlos stieß der Makler einige Fensterläden auf. Das Tageslicht fiel
schwach durch die angelaufenen Scheiben.
    Raunsley knipste das Licht an, damit sein Kunde die Wohnungseinrichtung
besser erkennen konnte.
    Richard Burling zog die Laken von den Schränken und Garnituren. Staub
wirbelte auf. Er musste niesen.
    Die Einrichtung war alt. Die dunklen Möbel passten zu den düsteren Wänden,
den langen, schweren Samtvorhängen und den braunroten Teppichen. Selbst das
hellste Licht konnte hier keine Freundlichkeit und Wärme hineinbringen. Es
blieb düster. Jeder Gegenstand, jedes Möbelstück schien das Licht in sich aufzusaugen.
    Die alten Möbel waren kostbar. Richard Burling verstand die Erbin dieses
Landhauses nicht, dass sie diese kostbaren Stücke hier herumstehen ließ. Für
jedes einzelne Stück hätte sie einige hundert oder gar tausend Pfund einstecken
können. So aber wartete sie darauf, bis jemand kam, um diese finstere Villa zu
mieten.
    Eine schmale, dunkelbraune Holztreppe führte zu den oberen Räumen. Bevor
der Autor dorthin ging, wollte er sich erst unten umsehen, obwohl auch das
schon nicht mehr nötig war. Sein Entschluss stand längst fest: er würde dieses
einsame Haus mieten. Es war genau das, was er gesucht hatte. In dieser
altmodischen, ein wenig mystischen Umgebung konnte er die Gedanken finden, die
ihm in der modern eingerichteten Apartmentwohnung in London garantiert nicht
gekommen wären. Er war eben ein merkwürdiger Mensch, und die äußere Umgebung
konnte seine Psyche beeinflussen.
    Er hörte nur mit halbem Ohr das, was Mister Raunsley ihm erklärte. Der
Makler pries die kostbaren Möbel und die ausgezeichneten Gemälde an den Wänden.
    »Wenn Sie das Haus mieten, dann werde ich nach meiner Rückkehr in Plymouth
sofort dafür sorgen, dass der Telefonanschluss wieder freigeschaltet wird,
Mister Burling. So sind Sie nicht ganz von der Welt abgeschnitten!«
    Richard Burling winkte ab. »Das ist nicht nötig, Mister Raunsley. Ich
benötige kein Telefon. Ich nehme das Haus, so wie es ist. Proviant für die
nächsten Wochen werde ich mir in Bideford besorgen. Und dann ziehe ich mich
hier in Klausur zurück. Zunächst aber möchte ich doch erst einmal die
Bibliothek des Hausherrn sehen. Sie haben mir so vieles darüber erzählt.«
    Richard Burling wusste, wo es in die Bibliothek ging, denn er hatte den
Plan des Hauses im Büro des Maklers studiert. Er wandte sich nach rechts.
Zwischen zwei wuchtigen Vitrinen, in denen alte Gläser und Silberschalen
standen, befand sich die breite Eichentür. Richard Burling war noch zwei
Schritte von ihr entfernt. Er kam nicht einmal mehr dazu, die Hand
auszustrecken, um die Tür zu öffnen.
    Lautlos und schnell wich sie vor ihm zurück, als würden unsichtbare Hände
sie von der anderen Seite her öffnen.
    Wie aus dem Boden gewachsen, stand Raunsley neben ihm. »Entschuldigen Sie
bitte, Mister Burling! Ich habe vergessen, Sie darauf aufmerksam zu machen.«
    Er folgte dem Blick des Schriftstellers. Richard Burling starrte in die
düstere Bibliothek. Neben dem Kamin stand ein Tisch, dahinter eine altmodische
Stehlampe, deren Schirm mit Rüschen besetzt war. Die Regalwände reichten bis
unter die Decke, und sie waren vollgestopft mit Büchern.
    »Eine Marotte des alten Sir David«, wisperte Raunsley. »Ich sagte schon, er
war Gelehrter. Ich glaube, er beschäftigte sich mit der Forschung am Licht und
mit der Strahlentechnik. Sämtliche Türen in diesem Haus haben keine Klinken
mehr.«
    Richard Burling nickte. Das war ihm auch aufgefallen.
    »Ein unsichtbarer Lichtstrahl, verstehen Sie? Fotozellen«, fuhr Raunsley
fort. Er wollte etwas erklären, aber er schien das Prinzip selbst nicht ganz
verstanden zu haben.
    Richard Burling lachte leise. »Sobald ich eine bestimmte Stelle passiere,
unterbreche ich diesen Lichtstrahl- und die Tür öffnet sich automatisch.«
    »Richtig, Mister Burling. Und wenn Sie einen Schritt zurückgehen ...«
    Der Schriftsteller ging einen Schritt zurück. Lautlos schloss sich die Tür
zur

Weitere Kostenlose Bücher