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0260 - Gespenster der Vergangenheit

Titel: 0260 - Gespenster der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und nur durch die Not des Krieges in die Uniform gezwungen worden war.
    Hannemann dagegen wirkte wie einer, der überall da zu Hause war, wo es krachte. Sein stoppelbärtiges Gesicht war zu einem fortwährenden Grinsen verzogen. Ebenso fortwährend rauchte er ein zigarrenähnliches Ding, das einen furchterregenden Gestank verbreitete. Er hatte sich auf den Boden der Ladepritsche gehockt, den Rücken gegen die Verkleidung gelehnt und die Knie angezogen. Quer über seinem Schoß lag eine Maschinenpistole.
    Emerich hatte ein schweres Maschinengewehr in der Mitte der Pritsche aufgestellt und Kästen mit Munition in bequemer Reichweite darum herum verteilt. Pavlech würde im Ernstfall das Laden übernehmen. Seinen Blaster hatte er dafür Staunder übergeben. Auf diese Weise besaß Staunder zwei Waffen, von denen jede einzelne mehr Unheil anrichten konnte als ein Dutzend Maschinengewehre.
    Einer der Männer am vordersten Lastwagen öffnete das Tor. Mit ratternden Geräuschen setzten sich die Wagen in Bewegung. Fasziniert beobachtete Rakal den Koloß des Tiger-Panzers. Eine Wolke blauen Rauchs hüllte ihn ein, als die beiden Motoren mit ohrenbetäubendem Geräusch zum Leben erwachten.
    Wie ein wildes Tier schien sich die kompakte Silhouette zu recken und glitt in die Dunkelheit, den langen Lauf des Turmgeschützes vor sich herschiebend.
    Emerich war aufgestanden. Er hatte die Arme in die Seiten gestemmt und sah dem Panzer nach. Rakal bemerkte, daß er lächelte. Die Gruppe der Lastwagen setzte sich rumpelnd in Bewegung und folgte dem Tiger. Emerich kauerte sich wieder hinter sein MG. Er sah, daß Rakal ihn beobachtete.
    „Letzte Ausfahrt", schrie er über den Lärm hinweg. „Kein Benzin mehr!"
    Die drei LKWs waren mit Benzin und Munition geladen gewesen, als Emerich und seine Leute so unerwartet vom Kriegsschauplatz der Kurlandfront entfernt wurden - vor vierhundertundsechzig Jahren.
    Emerich hatte scharf darauf geachtet, daß nichts davon nutzlos vergeudet wurde. Der geheimnisvolle Effekt, der die Männer am Altern hinderte, schien eine ähnliche Wirkung auch auf Spreng- und Treibstoffe zu haben. Emerich versicherte, daß seine Granaten heute noch ebenso gut zündeten wie vor viereinhalb Jahrhunderten, und davon, daß das Benzin immer noch in der Lage war, Motoren anzutreiben, konnte Rakal sich selbst überzeugen.
    Mit mäßiger Geschwindigkeit bewegte sich die Kolonne den Burghügel hinunter. Unten im Tal nahm der Panzer die Straße auf, die Rakal vom Turm aus gesehen hatte. Es ging jetzt schneller voran. Bei diesem Tempo, schätzte Pavlech, mußte der Lagerplatz der Wilden in etwa zwei Stunden erreicht werden. Es war jedoch anzunehmen, daß der Gegner sich bereits in Richtung Burg in Bewegung gesetzt hatte. Also würde der Aufeinanderprall früher erfolgen.
    Rakal hatte das Empfinden rätselhafter Unwirklichkeit, als er, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Füße fest eingestemmt, auf dem Lastwagen durch die warme Nacht rumpelte. Der Himmel war klar. Ein ungeheures Meer von Sternen verbreitete so viel Licht, daß die waldige Gegend so hell erschien, als läge sie unter dem Schein zweier Vollmonde. In was für eine merkwürdige Welt war er geraten! Seite an Seite mit ihm saßen Menschen aus zwei verschiedenen Zeitaltern, der eine hinter einem fast fünfhundert Jahre alten Maschinengewehr, der andere mit zwei Thermostrahlern in den Händen. Sie kamen von einer Burg, die so aussah, als wäre sie zur Zeit der Kreuzzüge errichtet worden, und waren darauf aus, sich einer riesigen Horde Wilder zu erwehren, die wie Neandertaler wirkten. Was für einen Sinn ergab das alles? Wer hatte die Burg gebaut? Wer hatte diese Menschen ins Zentrum einer fremden Galaxis verschleppt? Und warum hatte er es getan?
    Jemand tippte ihm auf die Schulter. Es war Emerich. Er lächelte amüsiert vor sich hin und sagte: „Ich weiß, worüber Sie sich den Kopf zerbrechen. Aber tun Sie's nicht! Es kommt nichts dabei raus."
    Rakal nickte bedächtig. „Mag sein", antwortete er. „Aber ich möchte trotzdem wissen - warum das alles?"
    „Ja sicher. Ihre Lage ist ein wenig anders als unsere. Auf Sie wartet irgendwo da oben ein Raumschiff, das Sie abholen wird. Aber stellen Sie sich vor, Sie müßten hierbleiben. Gibt es dann noch eine vernünftigere Einstellung als die, die sich mit den Dingen abfindet, wie sie sind, und sich in der neuen Umgebung einzurichten versucht, ohne viel Fragen zu stellen? Fragen, die sowieso nicht beantwortet

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