0260 - Sie jagten ihn durch Florida
etwas frische Luft würde dir gut tun und machte am Mirror Lake Park eine Pause. Du hattest dich ans Ufer gesetzt. Ich wollte mir eine Zigarette anzünden, stellte jedoch fest, dass das Päckchen im Handschuhfach liegen musste. Also ging ich zum Wagen zurück. Ich blieb nur fünf Minuten weg, aber als ich zurückkam, warst du verschwunden. Ich rief und suchte dich, aber vergebens. Eine halbe Stunde etwa bin ich herumgeirrt, dann bin ich zur nächsten Polizei-Station gefahren und habe den Vorfall gemeldet. Erst wollte man mich abwimmeln, aber als ich ihnen sagte, dass du krank seiest, schickten sie zwei Streifenwagen los. Sie haben den ganzen Park abgesucht und die umliegenden Straßen. Alles war umsonst. Man glaubte schon, du wärest womöglich in den See gestürzt und ertrunken. Jeriy, es war furchtbar.«
Sie weinte tatsächlich. Ich streichelte sacht ihre Hand und stand auf.
»Wahrscheinlich werde ich nach New York zurück müssen, Dora. Meine Eskapaden hier sind dem Chef zu unheimlich geworden. Ich soll nähere Anweisungen abwarten.«
Sie nickte unter Tränen. »Du brauchst jetzt erst einmal Ruhe, Jerry. Willst du nicht mit auf die Jacht kommen? Zumindest bis Victor kommt, könntest du ja bleiben. Er hat bestimmt nichts dagegen.«
Ich schüttelte den Kopf. »No, Dora. Erst warte ich Mr. Jacksons Bescheid ab. Vielleicht muss ich von deinem Angebot noch früh genug Gebrauch machen.«
Sie trocknete die Tränen und stand auf.
»Ich muss zur Jacht zurück, Jerry. Du teilst mir deinen Entschluss mit?«
Ich nickte. »Ich gebe dir Nachricht.«
Sie drückte meine Hand und verabschiedete sich von Phil.
»Good by, Mr. Dyke! Achten Sie auf ihn.«
Phil lächelte. »Sie können unbesorgt sein, Mrs. Ashly.«
Als sie gegangen war, sah er mich an.
»Was halten Sie davon, Mr. Stacy?«
Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, Mr. Dyke.«
***
Am nächsten Morgen bekam ich ein Telegramm mit folgendem Wortlaut: Mr. Stacy, Sunrise Hotel, Miami-Beach, Florida/USA
Betrachten Sie sich als fristlos entlassen. Restliches Gehalt wird Ihnen auf die Miami-Bank überwiesen.
Hillary F. Jackson.
Phil war mir beim Packen meines Koffers behilflich. Die Pistole hatte ich zwischen den Oberhemden verstaut. Meine Dienstwaffe wollte Phil beim FBI deponieren. Mit einem Händedruck nahmen wir vorerst voneinander Abschied.
Über den-Venetian Way fuhr ich nach Miami-City und klapperte einige Buchläden ab, bis ich den richtigen gefunden hatte. Dort erstand ich Stadtpläne von Tampa und St. Petersburg. Dann setzte ich mich in eine Snack-Bar und bestellte Bier und Hamburger.
Nachdem ich sie mit Appetit verspeist hatte, sah ich mir den Plan von St. Petersburg an. Ich brauchte gar nicht lange zu suchen. Unter den Points of Interest fand ich auch eine Alligatoren-Farm. Sie lag im Süden, in der Nähe der Tampa-Bay-Fähre. Damit war für mich die Herkunft des reizenden Tierchens geklärt.
Ich faltete den Plan zusammen und bezahlte meine Zeche. Dann fuhr ich zur Post. Nach einer Viertelstunde hatte man die Fernsprechnummer der Alligatorenfarm ermittelt und stellte die Verbindung her. Meine Frage, ob ihnen ein Alligator verloren gegangen sei, schlug wie eine Bombe ein.
Ich erzählte ihnen von einer Zechtour durch St. Petersburg, bei der sich meine Freunde einen Scherz mit mir erlaubt haben mussten. Gleichzeitig gab ich ihnen die Anschrift der hiesigen Polizei-Station. Dann fragte ich nach Hank Burber und Mr. Thofnsen. Sie kannten nur Burber. Er war vor einigen Jahren mal bei ihnen beschäftigt gewesen. Seitdem hatten sie nie wieder etwas von ihm gehört. In der letzten Nacht hatte man eigenartigerweise den Wächter niedergeschlagen, der den Nachtdienst auf der Farm versah. Es war jedoch nichts gestohlen worden. Allerdings müssten sie erst nachforschen, ob ein Alligator fehle. Ich versprach, die Kosten für den Rücktransport des Tieres zu übernehmen und ließ mir auch die Adresse des Wärters geben. Dann hängte ich ein.
Hank Burber und dieser ominöse Mr. Thomsen waren also keinesfalls Angestellte der Farm. Burber hatte also im Aufträge eines Unbekannten seine Ortskenntnisse ausgenutzt. Hatten sie mich am Mirror Lake überfallen, während Dora die Zigaretten holte, oder steckte sie selbst dahinter?
Ich beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. Gemächlich steuerte ich den Chrysler, den Dora zum Hotel gebracht hatte, nach Miami Beach zurück. Ich stellte ihn auf einem Parkplatz ab und ließ mich mit dem Motorboot zur Jacht
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