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0260 - Sie jagten ihn durch Florida

0260 - Sie jagten ihn durch Florida

Titel: 0260 - Sie jagten ihn durch Florida Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sie jagten ihn durch Florida
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nächsten Morgen aufwachte, vernahm ich das Geräusch der laufenden Turbinen. Die Jacht schlingerte leicht, und als ich durch das Bullauge meiner Kabine sah, waren wir schon auf See. Die Sonne zauberte spiegelnde Reflexe auf das Wasser. Ich machte mich fertig, zog ein Hawaii-Hemd und meine Shorts an. Dann verließ ich die Kabine. Ein Steward kam gerade mit einem Tablett von der Kombüse her. Ich hielt ihn am Ärmel fest.
    »Seit wann ist die Jacht unterwegs?«
    Er war ein weißer Amerikaner, dem man den chinesischen Elternteil deutlich ansah. Beim Lachen entblößte er ein prächtiges Raubtiergebiss.
    »Seit etwa einer Stunde, Mr. Stacy. Ein Ausflug zu den Bahamas. Mr. Ashley wünschte es so.«
    »Mr. Ashley?«
    »Yes Sir. Er kam gestern Abend noch sehr spät an Bord der Jacht. Die Herrschaften erwarten sie zum Frühstück.«
    Er stieg zum Deck hoch, und ich folgte ihm. Das war ja eine Überraschung. Ich war gespannt auf den Filmregisseur. Sie saßen unter einem Sonnenschirm am Heck. Dora machte uns miteinander bekannt.
    Victor Ashley mochte Mitte Dreißig sein. Ich war erstaunt, denn ich hatte ihn mir wesentlich älter vorgestellt. Breitschultrig und kräftig, so saß er in dem Korbsessel und erhob sich nun, um mir die Hand zu geben.
    »Hallo, Mr. Stacy. Freue mich, Sie an Bord zu sehen. Dora hat mir Ihre Geschichte erzählt. Ist ja eine tolle Sache. Aber nehmen Sie doch Platz.«
    »Danke, Sir!«
    Ich nahm Platz und sah Dora fragend an. Während sie mir aus einer Plastik Schale Ham and Eggs auf den Teller häufte, warf sie mir verliebte Blicke zu. Victor Ashley schien davon nichts zu merken.
    Mit gesundem Appetit biss er in ein Butter-Toast und walzte dabei meine Alligator-Halsbandgeschichte zu einer Jerry Lewis-Komödie aus. Mickey Rooney hielt er auch für die Rolle geeignet. Plötzlich hörte er zu kauen auf und starrte mich an. Er taxierte mich wie einen Ochsen auf der Viehversteigerung und schüttelte dann den Kopf.
    »Warum eigentlich immer diese Stargagen?«, fragte er mich. »Sie sehen auch ganz passabel aus. Wie mir Dora erzählte, hat man Sie gefeuert? Vielleicht mache ich ein paar Probeaufnahmen mit Ihnen. Kann sein, dass Sie eines Tages von Ihrer ehemaligen Zeitung selbst interviewt werden.«
    Um Haaresbreite wäre mir der Toast aus der Hand gefallen.
    Victor nahm meinen Protest gelassen zur Kenntnis und begann von seinem neuen Film zu erzählen. Er schwärmte von den Laine-Sisters, die darin die Hauptrolle spielten, und verdarb mir damit endgültig den Appetit.
    Ich war Dora direkt dankbar, als sie dem Gespräch eine Wendung gab.
    »Victor hat eine Schwäche für die Bahamas, Jerry. Er will dort fischen.«
    Ashley nickte. »Schwertfische, Mr. Stacy Ein toller Sport. Sie werden es erleben. Wenn man einmal damit angefangen hat, kommt man nicht mehr davon los.«
    Wieder einmal übernahm er die alleinige Unterhaltung und verurteile uns dazu, stumme und andächtige Zuhörer zu sein. Endlich stand er auf, um mit dem Kapitän den Kurs zu besprechen. Als er gegangen war, sah ich Dora an.
    »Benimmst du dich nicht etwas auffällig mir gegenüber, Dora?«
    Sie zuckte die Achseln. »Warum? Morgen werde ich ihn auf seinem Schwertfischfang begleiten. Wenn er dich einladen sollte, dann schütze Kopfschmerzen vor. Ich möchte mit ihm allein sein, Jerry.«
    »Und warum?«, fragte ich gespannt.
    Sie wich meinem Blick aus. »Weil ich mit ihm über die Scheidung sprechen möchte.«
    »Was glaubst du, wie er es aufnehmen wird?«
    »Mit Erleichterung«, antwortete sie völlig überzeugt.
    Der Steward kam, um den Tisch abzuräumen. Dadurch mussten wir unser Gespräch unterbrechen. Als er endlich wieder verschwand, tauchte Victor auf. Er erzählte uns, dass wir zur Inselhauptstadt Nassau fahren würden, weil man dort am besten ein gutes Motorboot mieten könne.
    Wir lagen den ganzen Tag über in den Liegestühlen an Deck. Da ein gebranntes Kind bekanntlich das Feuer scheut, hatte ich mir vorsorglich einen Sonnenschirm reserviert. Wir schlürften Eis-Mixgetränke und genossen den unbeschwerten Tag.
    Ich beobachtete Victor und Dora sehr genau, konnte aber nichts feststellen, was darauf hin wies, dass der Regisseur seine Frau verändert fand. So gewann ich immer mehr die Überzeugung, dass die tizianrote Schönheit wirklich Dora Ashley war.
    ***
    In den frühen Abendstunden liefen wir in den Jachthafen von Nassau ein. Victor Ashley hatte bereits telegrafisch zwei Bungalows gemietet. Einen für die Besatzung und den anderen für

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