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0263 - Wenn die Totengeister schreien

0263 - Wenn die Totengeister schreien

Titel: 0263 - Wenn die Totengeister schreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Plan zu erfüllen, müssen alle Todesfälle hier innerhalb der Burgmauern geschehen…«
    Er starrte sie an. Sie war völlig verändert! Von der nüchternen Realistin, die nicht an Spukerscheinungen glauben wollte, war nichts mehr da! Diese Carmen Visher, die er vor sich hatte, war ganz anders. Sie glaubte nicht nur - sie wußte!
    Er schluckte.
    »Komm«, flüsterte er. »Komm ins Haus…«
    ***
    Auf dem Bergfried, dem höchsten Turm der Burg, erschienen zwei Tote. Einer war vollständig skelettiert, der andere nur zur Hälfte vermodert und von Kleidungsfetzen umhüllt. Jeder von ihnen schrie dreimal, ehe sie beide wieder verschwanden.
    Und die Menschen in Ralbury Castle erzitterten vor Furcht. Wer würde beim nächsten Schrei sterben müssen?
    »Hoffentlich schafft Zamorra es«, flüsterte Lady Mabel verzweifelt. »Ich will noch nicht sterben…«
    Niemand wollte es. Aber auch ein Mann wie Professor Zamorra war nicht in der Lage, Wunder zu vollbringen…
    ***
    Das Stürzen und das schmerzhafte Reißen und Kreisen hörte auf. Gryf, der krampfhaft seinen Silberstab festhielt, fühlte wieder festen Boden unter den Füßen. Aber die Schwärze um ihn herum existierte noch immer.
    Er streckte den Arm aus, durch den Silberstab verlängert, und drehte sich im Kreis. Nirgendwo stieß er an. Wenn er sich in einem völlig lichtlosen Raum befand, so mußte der größer als fünf Meter im Durchmesser sein.
    »Hallo!« rief der Druide und wartete auf das Echo, um anhand des Zeitunterschiedes die Entfernung bis zur nächsten Wand zu messen.
    Ein Echo kam nicht.
    Aber ein seltsames Knistern, das von allen Seiten auf ihn eindrang. Knistern und Rascheln. Gleichzeitig wurde es heller. Es war eine eigenartige, grünliche Helligkeit, die keinen natürlichen Ursprung hatte.
    Allmählich erkannte Gryf Umrisse.
    Er stand im Zentrum eines Kreises. Der wurde von Gestalten gebildet, die sich nicht bewegten. Im ersten Moment hielt Gryf sie für Säulen, dann aber verwarf er diesen Gedanken wieder. Er aktivierte seine Para-Kräfte und versuchte nach den Gedanken der menschengleichen Wesen zu tasten, die ihm reglos umstanden.
    Sie dachten nicht! Ihre Gehirne waren tot!
    Tot wie sie selbst. Jetzt, da es immer heller wurde, erkannte er es. Leichen umringten ihn. Zwölf waren es.
    Leichen, die aus der Familiengruft stammten, aus den zerstörten Särgen?
    »Wartet, Freunde«, murmelte er. »Mir jagt ihr Ölgötzen keine Angst ein…«
    Im nächsten Moment waren sie nicht mehr reglos.
    Sie bewegten die Unterkiefer!
    Da bekam Gryf es doch mit der Angst zu tun. Zwölf Tote! Wenn die jetzt gleichzeitig anfingen zu schreien…
    Er war schneller als sie! Er war fast schneller als seine eigenen Gedanken, als er herumwirbelte und sie mit seinem Silberstab berührte! Pfeifend glitt er durch die Unheimlichen hindurch. Funken sprühten.
    Die Toten kamen nicht mehr zum Schreien.
    Im Funkensprühen lösten sie sich auf, aber dabei konnte Gryf Pete MacClouds Beobachtung bestätigen, weil er keinen Widerstand spürte. Die Toten waren nicht echt. Sie waren nur Illusionen! Aber dabei wirkten sie täuschend echt.
    Wer war in der Lage, Illusionen dieser Art zu erzeugen?
    Und wo waren die wirklichen Leichen verschwunden? Die aus den Särgen?
    »Willst du das wirklich wissen, Druide?« knarrte eine Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien.
    Im nächsten Moment traf ihn ein furchtbarer Schlag, der ihn niederstreckte. Er merkte nicht mehr, daß er den Boden berührte. Der Silberstab entfiel seiner kraftlos werdenden Hand.
    ***
    Das Nichts spie den Camaro wieder aus. Aber ringsum blieb alles dunkel. Thomas Kyll schaltete die Beleuchtung ein. Die beiden Lichtfinger der Scheinwerfer fraßen sich durch die Schwärze, trafen eine Wand, die grünlich aufglomm. Sie schien das Licht in sich aufzusaugen und zu verarbeiten, denn das grüne Glühen dehnte sich aus wie ein Tintenfleck auf einem Löschblatt.
    Nicole sah in die Runde. Aber hinter und seitlich von dem Wagen war nichts zu erkennen. Noch nichts, denn das Glühen war noch nicht ganz herum. Aber immerhin war schon soviel zu erkennen, daß es eine ziemlich runde Wand war, die sie wahrscheinlich vollkommen einhüllte.
    Ein überlautes Röhren ertönte. Nicole schreckte zusammen. Dann sah sie, daß der Sohn des Earls sich gegen die Huptaste stemmte.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?« schrie Nicole ihn an.
    »Wußte nicht, daß Sie so empfindliche Nerven haben«, knurrte er und stieg aus. Das Dröhnen der Hupe verhallte,

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