0263 - Wenn die Totengeister schreien
er tot war.
Aber was hatte ihn getötet?
Die Öffnung schloß sich hinter ihr. Die Skelett-Krieger schleuderten sie wieder in eine andere Welt.
***
Es war der Moment, in dem wieder der markerschütternde Schrei eines Toten über den Burghof hallte. Seine finstere magische Kraft wurde auch in jenen Sphären wirksam, in die Menschen entführt wurden.
Thomas Kyll starb, weil es seine Bestimmung war, vom Fluch eingeholt zu werden…
***
Zamorra sah sich um. Er versuchte schwarzmagische Ausstrahlungen zu spüren, aber es gelang ihm nicht. Der Drahtzieher des Geschehens mußte sich sorgfältig abgeschirmt haben.
»Leonardo?« murmelte der Parapsychologe.
Seine Stimme schien irgendwie verschluckt zu werden. Die Dunkelheit ringsum war undurchdringlich. Langsam drehte Zamorra sich im Kreis, in einer Hand das Schwert Gwaiyur, in der anderen den Ju-Ju-Stab. Plötzlich sah er etwas am Boden schimmern.
Vorsichtig ging er darauf zu.
Es war Gryfs Silberstab!
Der Professor atmete tief durch. Zumindest war er also an der gleichen Stelle angekommen wie Gryf. Aber wo befand sich der Druide?
Zamorra hob den Silberstag auf, nachdem er den Ju-Ju-Stab hinter den Gürtel klemmte. Der Stab fühlte sich völlig normal an. Er hatte ihn schon des öfteren in der Hand gehalten.
Vielleicht ließ er sich auch ohne Gryfs Anwesenheit einsetzen…
»Gryf?«
Niemand antwortete. Um Zamorra blieb es dunkel. Vorsichtig bewegte er sich auf einer kreisförmig sich erweiternden Bahn. Nach dieser Methode mußte er irgendwann auf eine Wand treffen, gleich ob er sich im Mittelpunkt einer riesigen Halle oder in einem schmalen Korridor bewegte.
Plötzlich berührte er sie. Sie fühlte sich weich und nachgiebig an. Er hieb mit dem Silberstab dagegen. Sofort entstand ein grüner Lichtfleck, der sich mehr und mehr ausdehnte. Die Helligkeit hüllte Zamorra ein, ging förmlich durch ihn hindurch. Er sah sich wie auf einem Röntgenbild, als er an sich herunterschaute.
Es kribbelte eigenartig.
Vorsichtshalber sprang er zurück. Das grüne Leuchten folgte ihm, leckte wie mit Geisterfingern nach ihm.
»Warte!« dröhnte eine verzerrte Stimme überlaut auf. »Warte doch, Zamorra - hilf mir!«
Er konnte nicht feststellen, wer sprach und woher diese Stimme kam. Sie dröhnte von allen Seiten auf ihn ein.
Er trat plötzlich ins Leere. Unter ihm entstand ein Loch. Aus dem Ju-Ju-Stab in seinem Gürtel schlug ein flammender Blitz quer durch eine riesige Halle und erleuchtete sie sekundenlang. Zamorra sah an den Wänden Skelett-Krieger reglos stehen, und oben an der Hallendecke das gigantische, fast ein Dutzend Meter große Gesicht eines Mannes, den er zu kennen glaubte.
Im nächsten Moment stürzte er schon wieder in einen düsteren Schlund. Das Licht erlosch. Durch die Finsternis jagte er zurück in die Welt der Lebenden.
Ein lauter Schrei und dröhnendes Gelächter hallte ihm nach.
***
Aus dem Burghof ertönte ein lautes Scheppern und Dröhnen. Mabel Gartling-Kyll sprang erschrocken auf. »Glenn, was bei allen Heiligen war das schon wieder?«
Das konnte er ihr doch auch nicht auf Anhieb sagen. Er sprang zum Fenster, erstaunlich beweglich für sein Alter, und sah hinaus.
»Thomas!« stieß er hervor.
Lady Mabel schrie auf. »Thomas ist - tot! Ihm galt der siebte Schrei? Oh Gott!«
»Da liegt nur sein Wagen im Burghof! Bleib hier, ich sehe nach, was das zu bedeuten hat!«
Das fragte sich Mabel auch, als er hinausstürmte. Liegt der Wagen, hatte er gesagt! Wieso sollte ein Wagen liegen und nicht stehen? Sie trat jetzt ebenfalls ans Fenster und erschrak.
Das war Thomas’ Sportwagen. Der Camaro war nur noch ein Haufen Schrott, völlig in sich verdreht und deformiert. Aber seltsamerweise sah es nicht nach einem Unfall aus.
Unten im Hof trafen sich jetzt die anderen. Mister Pickford, der Earl selbst und auch Arthur, der es allein bei der Gruft nicht mehr aushielt und durch den Krach alarmiert wurde.
»Wo ist Sir Thomas?« fragte Pickford entgeistert. »Das ist ja unmöglich! Was ist um Himmels willen mit dem Wagen geschehen?«
Sie fanden Thomas an einer völlig anderen Stelle des Burghofes. Er war tot und sein Gesicht angstverzerrt. Er mußte etwas Grauenhaftes gesehen haben, bevor er starb.
»Es war tatsächlich der siebte Schrei«, sagte der Earl betroffen. »Ein Unfall hätte Verletzungen hervorgerufen! Aber wie kommt der Wagen hierher? Thomas ist doch mit dieser Parapsychologin losgefahren und…«
Er unterbrach sich und wandte sich ab.
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