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0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt

Titel: 0264 - Nachts, wenn der Wahnsinn kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seltsame Licht, das auch von der Decke fiel. Menschen konnte sie nicht finden, dennoch hatte sie die Stimmen gehört. Sie waren keine Täuschung gewesen. Demnach mußten sich die Sprecherinnen hier versteckt halten.
    »Wo seid ihr?« Flüsternd drangen die drei Worte über die Lippen der Carla Bergamo, und sie bekam auch Antwort.
    »Hier, hier, hier!«
    Von allen Seiten drangen dieses Zeichen, Flüstern und Wispern auf sie ein. Immer wieder vernahm sie die Worte. Lauter und lauter wurden sie, so daß Carla sie schon nicht mehr mit anhören konnte, ihre Arme hob und die. Handballen gegen die Ohren preßte.
    Sie blieb auch nicht auf dem Fleck stehen, sondern taumelte tiefer in den Gang hinein und wurde von den wispernden Stimmen weiterhin begleitet.
    Irgendwann geriet sie aus der ursprünglichen Richtung, trudelte nach links und bekam Kontakt mit der Wand.
    Für einen Moment erschreckte diese Berührung sie. Es war wie ein Federbett, gegen das sie gefallen war, so weich und nachgiebig, dann: drehte sie sich wieder, ließ die Hände sinken, schaute nach vorn und sah einen Schatten.
    Im ersten Augenblick glaubte sie an eine Täuschung.
    Der Schatten schwang näher, und er sah so aus, als würde er an einem Seil von der Decke herabhängen. Plötzlich sah sie, daß es sich bei ihm um einen Menschen handelte — um eine Frau.
    Eine erhängte Frau.
    Maria, die Küchenhilfe!
    ***
    Carla Bergamo schrie, was ihre Kehle hergab. Sie konnte und wollte sich überhaupt nicht beruhigen. Dieser Schock, der sie da getroffen hatte, saß zu tief.
    Die Schreie klangen seltsam dumpf, als würden sie von einer Wattewand gedämpft oder geschluckt werden.
    Carla konnte sich einfach nicht beruhigen. Sie starrte die Gehenkte an, die vor ihr pendelte.
    Das Gesicht hatte einen seltsamen Ausdruck angenommen. Es war bleich und blaß, zudem schimmerte es bläulich. Der Mund stand offen, wie zum letzten Schrei.
    Für Carla brach eine Welt zusammen. Das Mädchen konnte sich nicht mehr halten. Die Knie wurden ihr weich, sie verlor den direkten Fußkontakt mit dem Boden und fiel hin.
    Genau über ihr schwebte die Gehenkte. Und sie hörte wieder die Stimmen. »Wir freuen uns, daß du gekommen bist, Kleine. Wir freuen uns wirklich. Schau nach unten, dann kannst du uns sehen!«
    Carla hörte die Worte zwar, dachte aber nicht darüber nach. Ihr fehlte einfach das Auffassungsvermögen. Sie war nicht in der Lage, irgend etwas zu unternehmen, stierte auf den Boden und entdeckte plötzlich, daß er sich bewegte.
    Unter der Fläche tat sich etwas.
    Schlieren hatten sich gebildet, die hin- und herwanderten. Erst jetzt wurde Carla klar, daß sie sich auf einem durchsichtigen Glasboden befanden.
    Wo schaute sie hin?
    Carla hatte die Hände sinken lassen. Sie stützte sich auf dem Boden ab, ihre Augen waren so groß, als wollten sie aus den Höhlen quellen. Nein, da waren nicht nur Schlieren, etwas anderes entdeckte sie ebenfalls, etwas furchtbar Grauenvolles, denn was da dicht unter dem Boden herschwebte, waren wie Glas wirkende Körper.
    Menschliche Körper.
    Gesichter schauten zu ihr hoch. Junge Gesichter — Mädchengesichter.
    Und eines kannte sie genau. Es gehörte Franca Mundi!
    ***
    Fast den halben Nachmittag hatten wir geredet, bevor wir uns auf einen Plan einigten. Dem unwegsamen Gelände wollten wir uns von See her nähern.
    Suko war auf die. Idee gekommen, nachdem wir uns die Karte genau angeschaut hatten. Ja, von der Seeseite hatten wir gute Chancen, an das Internat heranzukommen.
    Allerdings ließen wir auch die Warnungen des Capo nicht außer acht. Er kannte das Gelände ebenso wie die Schule. Auch die Küste war ihm nicht unbekannt. Sie war zwar leicht anzufahren und besaß einen Sandstrand, aber das zum Meer hinführende, rückwärtige Gelände des Schulgrundstücks wurde von Kameras überwacht. Ihnen durften wir uns nicht zeigen.
    Zum Hafen wurden wir gebracht, und wir bekamen ein Boot zur Verfügung gestellt, nach dem sich so mancher Seelord die Finger geleckt hätte. Ein Werk des großen italienischen Bootsbauers Riva.
    Schnittig, schnell, vom Styling her hervorragend.
    Man sah die Hand die Meisters.
    Der internationale Jet-set kaufte bei Riva ein und bezahlte für diesen Luxus nicht zu knapp.
    So gut auch alles organisiert war, nichts konnte verdecken, daß wir unter Erfolgszwang standen und in einer Falle steckten. Es war eine gewaltige Falle, die Riesenhand des Mafioso schwebte als gefährliche Kralle über uns und würde erbarmungslos

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