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0266 - Der Grachten-Teufel

0266 - Der Grachten-Teufel

Titel: 0266 - Der Grachten-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschwungene Durchfahrt erschien vor uns. Auf ihrem Rand sah ich ein Gitter. Die beiden tragenden Säulen standen rechts und links am Ufer und wirkten wie Stempel aus Stein.
    Sie sahen sehr haltbar aus, doch Kraal spielte uns einen gefährlichen Streich.
    »John, verdammt, er ist da!« Suko schrie es, wobei er nicht unser Boot meinte, sondern den rechten Träger der Brücke.
    Kraal hatte sich nach außen bewegt und mit einem seiner langen Arme zugeschlagen.
    Wir hörten das Krachen, das Knirschen und das Donnern. Plötzlich wankte die Brücke, führte das Geländer vor uns einen Tanz auf, und im nächsten Augenblick kippte sie, von uns aus gesehen, nach rechts weg…
    ***
    Liane hätte viel darum gegeben, die anderen fünf bei sich zu wissen, aber sie war allein; und herbeirufen konnte sie ihre Freunde nicht. Gegen das Alleinsein hatte sie nie etwas gehabt, momentan jedoch bereitete es ihr Sorgen.
    Auch Angst…
    Ja, sie hatte etwas erlebt, das sie nicht einordnen konnte. Sie wußte mit dem Auftauchen des jungen Mannes nichts anzufangen. Sie alle wähnten Piet Shrivers in der Anstalt. Daß er es nicht war, hatte er hinlänglich bewiesen, wobei sich Liane sicher war, keiner Täuschung erlegen zu sein. Sie hatte Piet gesehen.
    Einen einbeinigen Piet.
    War er ausgebrochen?
    Sie nickte, als sie daran dachte. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    Piet mußte bei Nacht und Nebel aus der Anstalt verschwunden sein.
    Aber was wollte er dann bei ihnen?
    Ein alter Spruch fiel ihr ein. Den Verbrecher zieht es immer an den Ort seiner Tat zurück.
    Und Piet hatte seinen Amoklauf hier in der Nähe begonnen. In ihrem alten Haus, das sie zumeist in den Herbst- und Wintermonaten bewohnten, weil es dort wärmer war.
    Das Gebäude befand sich nur einen Katzensprung vom Boot aus entfernt. Liane brauchte nur über das Gitter der Kanalmauer zu klettern, die schmale Straße überqueren und hatte es schon geschafft.
    Es war fast wie überall in Den Haag. Auch die schmalste Straße in der Innenstadt war noch vollgeparkt. Die Wagen standen Stoßstange an Stoßstange, man fragte sich, wie die Fahrer sie hinausmanövrieren wollten.
    Die Tür des Hauses ließ sich schon seit einiger Zeit nicht mehr abschließen. Liane brauchte nur dagegen zu drücken. Mit einem unangenehm kratzenden Geräusch schwang sie auf.
    Das Mädchen tauchte in den düsteren, Flur. Es roch wie immer feucht.
    Von der Feuchtigkeit sprach auch der Schimmel an den Flurwänden. Er klebte dort als grüngelbe Schicht.
    Die Mitglieder der Kommune hatten immer Parterre gewohnt. Weiter oben lebten andere, die waren aber vor kurzem ausgezogen, so daß den Kommunarden das Haus praktisch allein gehörte.
    Und natürlich der Keller!
    Für sie besonders wichtig. Ein finsterer, unheimlicher Keller, in dem sie zum erstenmal mit Schwarzer Magie konfrontiert worden waren. Hier hatten sie sich im Schein der Kerzen über die Vergangenheit der Erde unterhalten, von einem finsteren Zauber gesprochen, den Dämonen der Urzeit, sowie ihren Helfern.
    Kraal, zum Beispiel!
    Gesehen hatte niemand von ihnen das Monster. Es gab auch keine Bilder, aber Piet hatte Kraal so plastisch beschrieben, als wäre er sein bester Freund.
    Allein bei dieser Beschreibung war den meisten von ihnen eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Kraal mußte ein furchtbares Wesen sein. Grauenhaft und zerstörerisch. Außerdem sollte er sich von Menschen ernähren…
    Liane wunderte sich darüber, daß ihr gerade jetzt diese Gedanken in den Sinn kamen. Ändern konnte sie daran nichts. Vielleicht waren es die dunklen Mauern, die ganze Atmosphäre dieses Hauses, die einfach dazu beitrug.
    Seit einigen Tagen hatte sie den Keller nicht betreten. Es gab auch keinen Grund für sie. Da Piet nicht mehr bei ihnen war, hatten sie die Schwarze Magie sowieso zurückgestellt.
    Der Keller war, wie viele andere auch, nur durch eine Mauer und harten Lehm von den Grachten getrennt. Die Nähe des Wassers machte sich bemerkbar. Er war immer feucht. Schimmel gab es sowieso, und die Wände glänzten stets feucht.
    Die Tür zu ihm war verschlossen. Jedes Kommunen-Mitglied besaß einen Schlüssel. Da machte auch Liane keine Ausnahme.
    Über der Tür brannte eine trübe Lampe. Die Leitungen lagen auf der Wand und nicht unter Putz. Jeder Sicherheitsexperte hätte sich die Haare gerauft.
    Liane schloß und zog die Tür auf. Wohl fühlte sie sich nicht, als sie über die Schwelle schritt. Zudem mußte sie wieder an Piet Shrivers denken, wie er in

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