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0266 - Der Grachten-Teufel

0266 - Der Grachten-Teufel

Titel: 0266 - Der Grachten-Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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diesem Abwasserkanal verschwunden war. Der Kanal floß auch in der Nähe des Kellers vorbei. Es gab sogar einen Zugang zu ihm. Eine niedrige Eisentür, durch die man kriechen mußte.
    Der Keller unterteilte sich in mehrere Räume. In jedem sah es gleich aus. Dicke, feuchte Mauern, ein schmutziger Boden und rissige Decken.
    Die anderen Räume interessierten Liane nicht. Ihr kam es darauf an, den größten zu betreten.
    Dort hatten sie sich immer aufgehalten. Es war ihr Lieblingsraum gewesen. Da waren die Beschwörungen durchgeführt worden, die langen Gespräche, die Versuche, die Aktivitäten der Schwarzen Magie.
    Den Raum steuerte Liane an.
    Ein großes Verlies, unheimlich, als sie die knarrende Tür geöffnet und hineingeschaut hatte. Kein Licht, düster, eine seltsame Atmosphäre ausstrahlend, die dem Mädchen einen Schauer über den Rücken trieb.
    Auch hier hatten sie elektrisches Licht angelegt. Der Schalter befand sich rechts an der Wand. Liane fand ihn sehr schnell, drehte ihn herum, und es wurde hell.
    Im Keller stand noch alles so, wie sie es verlassen hatten. Die Stühle, kreisförmig aufgestellt, glänzten vor Nässe. In der Mitte des Kreises waren die Umrisse der Zeichnung fast verblaßt. Sie zeigten ein großes Grunddreieck, in das kleine Dreiecke hineingemalt worden waren. Mehr hatten sie nicht zurückgelassen.
    Und doch war etwas verändert worden.
    Die Tür zu den Abwasserkanälen stand offen!
    Das sah Liane sofort. Sie erschrak heftig und preßte ihre Hand gegen die Brust.
    Noch heftiger zuckte sie zusammen, als sie angesprochen wurde. Eine männliche, flüsternde Stimme sagte zu ihr: »Willkommen in unserem kleinen Paradies, meine liebe Liane…«
    Sie fuhr herum und schaute in die Ecke, die am weitesten von ihr entfernt war.
    Dort löste sich eine Gestalt.
    Piet Shrivers!
    ***
    Er hatte nur ein Bein, trug keine Prothese und mußte sich hüpfend bewegen. Es sah nicht einmal komisch aus, sondern machte Liane Angst, denn Piet bewegte sich mit einer schon erschreckenden Sicherheit auf sie zu.
    Wie hätte er sich verändert!
    Seine Haut schimmerte in einem grünlichen Farbton. Zudem war sie aufgedunsen, als hätte sie zu lange im Wasser gelegen. Die Augen wirkten so kalt wie die eines Fisches, das Haar war ebenso naß wie der übrige Körper auch, und in der Kleidung klebten zahlreiche Schmutz-und Algenreste.
    Wie eine Wasserleiche kam ihr der junge Mann vor.
    Liane ging unwillkürlich einen Schritt zurück. Sie wollte näher an der Tür sein, um, wenn es nötig war, so rasch wie möglich zu verschwinden.
    Piet bemerkte ihre Absicht. Er öffnete den Mund, stützte sich mit einer Hand auf die Lehne eines. Stuhls und fragte flüsternd: »Hast du Angst vor mir, kleine Liane?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Weshalb gehst du dann zurück?«
    Liane versuchte zu lächeln. Es war eine Verlegenheitslösung, weil ihr so rasch keine Ausrede einfiel, bis sie bemerkte: »Vielleicht habe ich nicht mit dir gerechnet? Ich, nein, wir dachten alle, daß du noch in der Klinik wärst und…«
    »Ihr habt euch verrechnet«, erwiderte Piet. »Alle haben sich verrechnet.«
    Liane schwieg. Sie wunderte sich darüber, wie seltsam seine Stimme klang. Monoton, leiernd. So jedenfalls hatte er früher nie gesprochen.
    Man konnte meinen, einem Automaten gegenüberzustehen, aber keinem Menschen.
    »Was ist mit deinem Bein?« fragte sie plötzlich.
    Liane bekam nicht sofort die Antwort. Piet ging um den Stuhl herum, an dessen Lehne er sich festgehalten hatte, und nahm schließlich schwerfällig Platz. Dabei nickte er, und aus seinem nassen wirren Haar fielen zahlreiche Tropfen.
    »Ich kann mir vorstellen, daß du gern wissen willst, was mit meinem Bein geschehen ist. Du sollst es auch erfahren, Kleine. Mein Bein hat ein anderer.«
    Liane nickte, obwohl sie sich mit dieser Antwort nicht zufrieden gab.
    »Wieso ein anderer? Hat man es dir in der Klinik abgenommen?«
    »Nicht in der Klinik.«
    »Bist du überfahren worden?«
    »Auch nicht.«
    »Was dann?« Ihre Stimme zitterte.
    Piet machte dieses Versteckspiel Spaß. Er grinste nur kalt und rückte erst jetzt mit der Wahrheit heraus. »Kraal!« flüsterte er. »Kraal hat es mir abgerissen!«
    »Nein!« Die Antwort glich mehr einem spitzen Schrei, der schrill gegen die Decke stach. »Um Himmels willen, wie kannst du nur so etwas sagen? Abgerissen!«
    »Ja, es stimmt, abgerissen!«
    »Aber…aber, wieso…«
    Piet Shrivers behielt sein Grinsen bei. »Ich habe euch doch immer von Kraal

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