0268 - Mit Vollgas in den Abgrund
den die Meute aus seiner Höhle treibt. Nein, der Ausbruchsversuch durch das Tor bot weniger Chancen als eine einzelne Zahl beim Roulette. Fenster gab es im Parterre nicht. Die gestapelten Kästen boten die einzige Deckung. Es waren zwanzig Stapel zu je zehn Kästen. Sie standen unregelmäßig wie eine Gruppe zufällig gewachsener Bäume, und jeder Stapel war so hoch, wie ein normal gewachsener Mann mit den Armen reichen kann. Ich flüsterte dem Alten ins Ohr: »Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck, was immer passiert. Es ist der beste Platz, den es gibt, aber er ist immer noch nicht gut. Ich hoffe, dass sie nicht auf dich schießen werden, solange sie es mir noch besorgen wollen. Ich werde mich ein wenig von dir entfernen, damit du nicht durch Zufall erwischt wirst. Mach dich klein! Am besten gehst du in die Knie. Wir haben noch Chancen. In einer Viertelstunde sind die Cops hier.«
***
Ich schob mich an den Rand eines der Stapel vor, spähte nach oben, sah aber niemanden auf dem Podest. Der nächste Kistenstapel war nur zwei Schritte entfernt. Mit einem Sprung wechselte ich die Deckung.
Borrounds Lachen dröhnte.
»Gefiel dir der Platz nicht mehr, G-men? Jetzt stehst du auch nicht besser. Willst du nicht noch ’ne Flasche Bier vor deinem Ende trinken? Das Zeug ist gut. Wenn du erledigt bist, werden die Jungs und ich damit auf deine glückliche Reise zur Hölle anstoßen.«
Ich drückte mich an dem nächsten Stapel vorbei und blickte nach rechts. Ich sah ein Gesicht über der Balustrade, aber bevor ich die Pistole hochnehmen konnte, verschwand es hinter der Holzbarriere. Ich hätte auf die Stelle schießen können, hinter der der Mann hockte, aber ich wusste nicht, wie stark das Holz war. Vermutlich war es massiv genug, um die Kugel aufzufangen.
»Hast du einen von uns gesehen?«, rief Borround. »Versuche doch, dem Jungen eins zu verbraten, oder hast du schon Angst? - Ich mache dir einen Vorschlag, G-man. - Du hast es gewagt, mich ins Gesicht zu schlagen, und eigentlich wollte ich dir als Gegenleistung das Genick umdrehen, aber du tust mir leid, weil dich das große Knieschlottern schon gefasst hat. - Ich bin ein guter Staatsbürger, und ich will das FBI nicht einer so wertvollen Kraft berauben. Also pass auf! Du wirfst jetzt deine Kanone weg. Wir kommen herunter und verpassen dir eine ordentliche Tracht Prügel, denn Strafe muss sein. Dann lassen wir dich laufen. Einverstanden, Jungs!«
Gelächter mehrerer Männer antwortete ihm. Irgendeine Stimme schrie: »Mit ’nem Tritt in den Hintern!«
Wieder wechselte ich die Stellung, und wieder verschwand auf dem Podest ein Gesicht hinter der Barriere. War es Borround gewesen? Offenbar, denn seine Stimme schien von dieser Stelle zu kommen, und sie klang jetzt anders, da er hinter der Holzwand hockte.
»Keine Antwort auf mein großzügiges Angebot? Jim, Terry und Fry! Versorgt den G-man mit Bier!«
Schüsse aus drei Pistolen peitschten auf. Krachend zersprangen über meinem Kopf die Flaschen. Bier und Glassplitter spritzten in der Gegend herum.
Ich zog den Kopf ein, sprang zu einem anderen Stapel herüber. Von oben gellte höllisches Gelächter.
»Weiter, Jungs!«, brüllte Borround. »Jagt ihn!«
Noch zielten sie nicht auf mich, sondern zerknallten die Bierflaschen über meinen Köpfen. Der Alte, der zwischen den Stapeln lag, schrie laut auf.
Ich wechselte noch einmal, sah plötzlich über dem Rand der Balustrade ein grinsendes Gesicht, eine Hand, die eine Pistole hielt. Ich riss meine Pistole hoch und feuerte dreimal.
Plötzlich war das Gesicht wieder verschwunden. Die Kugel hatte den Mann in die Stirn getroffen. Er war schon tot, als sein Körper sich im zuckenden Reflex der Nerven und Sehnen steil aufrichtete, sich langsam nach vorne neigte, das Übergewicht bekam und stürzte. Schwer, mit dem Geräusch eines aufprallenden Sacks, schlug der Mann auf den Boden des Lagerhauses. Staub wölkte hoch, und einen Sekundenbruchteil später erst klirrte die Pistole auf den Beton. Schier endlose Sekunden lang blieb es still. Kein Schuss fiel während dieser Sekunden.
Dann zerriss Borrounds Stimme die Stille.
»Jetzt machen wir ernst, G-man, du…«
Die nächste Kugel zerschlug eine Flasche in der Höhe meines Kopfes. Sie kam von jener Stelle des Podestes, auf der Borround sich befand. Nur dieser eine Schuss fiel. Den beiden anderen Gangstern saß der Schreck noch in den Knochen.
Ich tanzte um den Stapel herum, sah Borrounds Gesicht und feuerte.
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