0269 - Blutfehde zwischen Wolkenkratzern
gegebenen Augenblick seine wirkliche Zugehörigkeit zur Familie unter Beweis stellen würde. Anfang Februar flogen wir nach Hollywood und bestellten das Aufgebot. Am 14. Februar wurden wir in der Kenneth Road Church in Glendale getraut. Acht Tage später fuhr ich wieder nach New York zurück. Ich stand noch im El Chico unter Vertrag und mietete mir diese Wohnung hier. Und dann kam der 16. August dieses Jahres.«
Alles in mir spannte sich. »Der Tag, an dem Amalio ermordet wurde?«
Sie nickte. »Wir wussten sofort, wen wir für seinen Tod verantwortlich machen mussten. Mein Bruder Roman meinte, es wäre besser, für den Racheakt jemand aus Los Angeles kommen zu lassen. Er dachte dabei an meinen dort wohnenden Bruder Bernie. Aber Amalio hatte bereits an Dino geschrieben. Mein Mann sollte sein Versprechen einlösen. Als ihn der G-man zur Rede stellte, tötete Dino ihn.«
»Mrs. Laurenti, ist Ihnen überhaupt klar, dass Ihr Mann durch keinen noch so geschickten Anwalt gerettet werden kann?«
Sie nickte. Ein lodernder Blick traf uns.
»Dino ist ein Mörder!«
»Und wie beurteilen Sie den Mann, der Julian Arnaud auf dem Gewissen hat?«, fragte ich rasch.
Sie zuckte die Achseln. »Das ist doch etwas ganz anderes, Agent Cotton.«
»Finden Sie?«
Sie machte eine hilflose Handbewegung. »Begreifen Sie doch, die Arnauds haben meinen Bruder Amalio getötet. Julian hat für diese Tat gesühnt.«
»Sind Sie denn so sicher, dass Julian Ihren Bruder ermordet hat?«
»Es kann natürlich auch Louis gewesen sein, aber das ist doch in diesem Fall gleich. Mit dem Tod eines Arnaud ist die Rechnung wieder beglichen.«
»Mrs. Laurenti, ich möchten Sie um die Adressen Ihrer sämtlichen Brüder bitten und mache Sie gleich darauf aufmerksam, dass Sie zu einer Aussage verpflichtet sind. Unter Umständen können wir einen Haftbefehl gegen Sie erwirken. Verdunkelung, wenn nicht gar Beihilfe zu einem Mord.«
Sie zuckte zusammen. Ängstlich sah sie mich an.
»Agent Cotton, Sie verlangen Unmögliches von mir. Verhaften Sie mich, ruinieren Sie mein ganzes Leben, aber verlangen Sie nicht, dass ich meine Brüder dem Henker überantworte. Leiten Sie eine Fahndung ein, schöpfen Sie alle Ihre Mittel aus, um ihrer habhaft zu werden, aber lassen Sie mich dabei aus dem Spiel. Ich habe keinen Menschen umgebracht. Ob Sie mir nun glauben oder nicht, ich verabscheue diese Selbstjustiz sogar, aber in unserer Heimat gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: Blut gegen Blut. Suchen Sie meine Brüder selbst und wenn Sie sie gefunden haben, wenden Sie Ihre Gesetze an. Aber von mir erfahren Sie nichts.«
Ich warf Phil einen Blick zu und er zuckte die Achseln. Mit einer Verhaftung Luisas war uns nicht gedient. Wir mussten andere Wege gehen.
***
»Alex Mango«, sagte ich nachdenklich, wählend wir zum Distriktgebäude zurückfuhren.
»Er hat seinen Namen geändert, um der Blutrache zu entgehen. Er hat also Angst, Phil. Man müsste diese Angst ausnutzen. Wenn er auch keinen Kontakt zu seiner Familie hat, so ist es doch möglich, dass er etwas weiß. Ich glaube, ich werde noch einmal nach Los Angeles fliegen.«
Als wir in unserem Office ankamen, warteten bereits unsere Kollegen auf uns. Es waren die beiden G-men, die den Dodge-Lancer nach Spuren untersucht hatten.
»Wir bringen euch eine gute Nachricht. Am Aschenbecher der rechten Hintertür fanden wir ein paar gut erhaltene Prints. Am Steuer war natürlich nichts zu machen. Der Angestellte, der den Wagen zur Reparaturwerkstatt gebracht hat, hat sich genau so darauf verewigt wie der Monteur, der den Wagen wieder zurückgebracht hatte. Aber immerhin, die Prints vom Aschenbecher stimmen mit denen überein, die wir auf dem Griff des Messers festgestellt haben.«
Ich atmete auf. »Na,immerhin etwas. Vielen Dank, Kollegen.«
»Und nun?«, fragte Phil.
Statt einer Antwort telefonierte ich mit Mister High und erklärte ihm den Stand der Dinge. Ich bat um die Abstellung eines Kollegen, der die Beschattung von Luisa Laurenti übernehmen sollte. Mister High erteilte dazu seine Genehmigung. Fünf Minuten später polterten Walter Stein und Jimmy Reads herein. Ich klärte sie über ihre Aufgabe auf, und sie machten sich sofort auf die Socken. Ich rieb mir die Hände.
»So, mein Lieber. Heute Abend geht der liebe Jerry tanzen. Und was machst du?«
»Tanzen?« fragte er entgeistert.
»Ich werde heute Abend einen Besuch im Café Latino machen. Wenn wir beide hingingen, würde die Laurenti womöglich auf uns
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