0269 - Killer-Bienen
hatte.
Grauenhaft…
John Sinclair hatte die Biene dann mit einer geweihten Silberkugel erschossen. Kurz bevor sie sich endgültig auflöste, war noch das Gesicht des Kleinen zu sehen gewesen. Und aus dem Körper ihres Mannes waren dann die toten Bienen geströmt.
Linda schüttelte sich. Sie fror und schwitzte gleichzeitig, als sie daran dachte. Nein, das durfte nicht wahr sein, es sollte sich nicht wiederholen.
Mit Schrecken dachte sie an die Beerdigung. Sam Whiteside war begraben worden, als wäre nichts geschehen. Niemand hatte sich den Körper angesehen, und die wenigen Menschen, die Sam auf seinem letzten Weg begleiteten, interessierten sich sowieso nicht dafür.
Ob die Bienen vielleicht aus dem Grab ihres Mannes gekrochen waren? Diese Vorstellung verursachte bei ihr eine Gänsehaut. Sie konnte sich einfach nicht mehr beherrschen, und vor Angst klapperten ihre Zähne aufeinander. Mit starrem Blick schaute sie durch die Scheibe. Allmählich leerte sich der Parkplatz. Die Leute hatten es eilig, die Nähe dieser Schreckensstätte zu verlassen. Sie behinderten sich gegenseitig bei der Abfahrt. Es war ein Wunder, daß es keinen Zusammenstoß gab.
Linda blieb sitzen. Sie dachte daran, daß im Handschuhfach noch Zigaretten lagen. Die Frau beugte sich nach links, öffnete die Klappe und fand eine zerknautschte Packung.
Zwei Stäbchen befanden sich in ihr. Linda holte das erste hervor, strich es glatt, steckte es zwischen die Lippen und zündete es an.
Sie blies den Rauch gegen die Scheibe und schaute zu, wie er sich verteilte. Ihr Blick war starr. Die Augen hatten jeglichen Glanz verloren.
Zuviel war passiert, und der gesamte schon fast vergessene Schrecken stieg noch einmal an die Oberfläche. Die Motorengeräusche wurden leiser. Allmählich leerte sich der Parkplatz. Nur ein Lancia blieb noch stehen.
Linda Whiteside drückte ihre Zigarette aus. Sie schaute zu, wie die Glut allmählich verlosch, und schob den Ascher wieder zu.
Da hörte sie das Summen.
Noch in der Bewegung verharrte sie, den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt und angespannt lauschend. Da stimmte etwas nicht, das Summen paßte einfach nicht in die übrige Geräuschkulisse.
Linda wollte es nicht wahrhaben, dennoch mußte sie sich mit der Tatsache abfinden, und sie stellte fest, daß sie sich nicht allein innerhalb des Wagens befand.
Sie hatte noch einen Gast.
Einen ungebetenen.
Die Killerbiene!
Es rann ihr kalt den Rücken hinab. Die Haut bekam ein Muster, und Linda hatte große Mühe, nicht in Panik loszuschreien. Du darfst jetzt nicht die Nerven verlieren! hämmerte sie sich ein. Du mußt cool bleiben, sonst ist alles aus. Und keine hastigen Bewegungen, die die Killerbiene reizen könnten!
Vielleicht ist es auch nur eine Fliege, machte sie sich selbst Mut. Es muß ja nicht die Biene sein. Gesehen hatte sie das Tier schließlich nicht.
Allmählich drückte sie ihren Oberkörper wieder nach hinten, bis sie gegen die Lehne stieß. Von draußen her hörte sie Sirenen. Die anfahrenden Wagen hielten jedoch nicht auf dem Parkplatz, sondern wurden woanders abgestellt.
Linda Whiteside dachte an die beiden Polizisten. Sie hoffte stark, daß John Sinclair und dessen Kollege bald auftauchen würden, um sie abzuholen. Und sie sollten sich beeilen, denn allein fühlte sie sich ziemlich hilflos.
Linda wurde enttäuscht. Die beiden Männer ließen sich nicht blicken.
Dafür sah sie das Insekt.
Es war tatsächlich eine Biene. Als sie gegen die Frontscheibe flog, konnte Linda sie genau erkennen. Der Körper hatte gelbe und dunkle Streifen, und das Summen hörte sich für Linda aggressiv an.
Ihre Angst nahm zu.
Flach nur atmete sie. Zumeist durch die Nase, während ihre rechte Hand nach dem Innengriff der Tür tastete. Wenn es noch eine Chance gab, dann wollte sie so schnell wie möglich raus. Draußen konnte sie dem Tier vielleicht entkommen und wieder zurück in das Gebäude fliehen, wo sich auch John Sinclair und dessen Freund befanden.
Die Biene flog weg. Blitzschnell geschah dies. Linda fühlte sich ertappt, hastig zog sie ihren Arm zurück und blieb steif sitzen. Im selben Augenblick sah sie das Insekt dicht vor sich. Es stand in der Luft und starrte sie an.
Mit einem menschlichen, winzigen Gesicht.
Es gehörte Sammy Whiteside!
Beim erstenmal, als Linda das Insekt innerhalb des Glases gesehen hatte, wollte sie es kaum glauben. Nun aber sah sie die Biene direkt vor sich, und sie schaute in das Gesicht hinein, in dem jede Falte zu
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