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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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dort eine ganze Schar von Polizisten und unter ihnen auch Steel vor. Einer von ihnen trug eine schwere Feuerwehraxt, aber sobald er den ersten Schlag geführt hatte, sagte Dick: »Die Tür ist mit Stahl verkleidet. Wir müssen sie sprengen.«
    Aber im selben Augenblick geschah ein Wunder. Es knackte leise, und die Tür öffnete sich langsam. »Einen Keil dazwischen!« rief Dick und stürmte nach oben. Es war ganz hell, aber Dick blieb auf der Schwelle stehen und sah sich verwirrt um. Marshalts Leiche war verschwunden!

20
    »Alle Zimmer durchsuchen!« befahl Shannon. »Der Mann muß noch im Hause sein. Er ist hier gewesen.« Dabei deutete er auf die Papiere, die wirr und teilweise blutbefleckt auf dem Schreibtisch umherlagen.
    Er selbst begann hinter den Samtvorhängen nach einem zweiten Ausgang zu suchen, und plötzlich murmelte er: »Großer Gott!«
    Hinter einem der Vorhänge saß auf einem breiten Gestell ein großer bronzener Götze, und hinter diesem hing eine goldene Sonne, deren Flammen mit Tausenden von kleinen Rubinen besetzt waren und wie Feuer zu lodern schienen. Rechts und links von dem Götzen standen zwei katzenartige Bronzetiere mit funkelnden grünen Augen.
    »Smaragde - und zwar echte Smaragde«, sagte Dick. »Sind wir denn in Ali Babas Höhle hineingeraten? Der Götze erscheint mir wie ein Mittelding zwischen Pluto und der Medusa - sehen Sie doch nur die Schlangenhaare!«
    Es war eine scheußliche Gestalt - mit zackigen Elefantenzähnen, die sich zu bewegen schienen.
    »Der alte Herr scheint ein Teufelsanbeter gewesen zu sein«, erklärte Dick und deutete auf zwei rauchgeschwärzte Schalen.
    »Das ist Blut«, murmelte Steel und beleuchtete einen schmierigen roten Fleck mit seiner Taschenlampe. »Und wonach riecht es hier so?«
    »Der Teppich glimmt«, bemerkte einer der Leute und nahm mit seiner behandschuhten Hand ein halberloschenes Stück Kohle auf.
    Schließlich wurde in einer Ecke eine kleine Tür entdeckt, die der Feuerwehraxt nicht widerstand, und hinter der eine Steintreppe zu einem Vorderzimmer hinabführte. Hier waren allerlei seltsame Sachen gestapelt: Haufen von Fellen und Zulu-Assagais und eine große Sammlung von greulichen Götzenbildern. Mitten dazwischen stand ein mit leuchtenden Farben bemalter ägyptischer Sarkophag, dessen Deckel aus einer geschnitzten Menschengestalt bestand. Shannon lüftete den Deckel - der Sarkophag war leer.
    »Marshalts Leiche befindet sich noch im Haus«, erklärte Dick mit Bestimmtheit, als sie wieder nach oben zurückkehrten. »Ob es eine Verbindung zwischen den beiden Häusern gibt?«
    »Nein«, erwiderte Steel. »Die Wände sind massiv. Ich habe sie in allen Stockwerken geprüft.«
    Ein Polizeiinspektor hatte sich am Schreibtisch niedergelassen und überreichte Dick einen halben Briefbogen, bei dessen Anblick es Dick kalt über den Rücken lief. Der Bogen trug den Aufdruck von Audreys Hotel und war offenbar von ihrer Hand geschrieben.
›Wollen Sie mich heute abend um acht besuchen?
    Herr M. wird Sie einlassen, wenn Sie klopfen.
    A.‹
    Audrey! Aber er verlor nur eine Sekunde lang die Fassung, denn die Sache war ihm sofort klar. Er nahm Steel beiseite und zeigte ihm den Brief. »Dies ist einer von den Briefen, die Fräulein Bedford für den alten Herrn zu schreiben pflegte«, sagte er und setzte dann hinzu: »Ich werde hinübergehen und Tonger benachrichtigen.«
    Draußen hatten sich trotz der späten Stunde viele Neugierige angesammelt, und auch im Marshaltschen Hause war noch Licht, als Dick schellte. Aber es blieb alles still, dann hörte er Steel rufen und kehrte zurück, um zu sehen, was dieser wollte. Dicks Fuß berührte schon das Pflaster, als im Haus hinter ihm ein Schuß knallte, auf den rasch nacheinander noch zwei weitere folgten. Gleichzeitig ertönte gellendes Geschrei, und die Tür wurde aufgerissen.
    »Mord!« kreischte eine Frauenstimme.
    Sofort stürzte er hinein, schob eine ohnmächtig umgefallene Frauengestalt beiseite und lief in die Halle, wo er ein hysterisches Hausmädchen und eine einigermaßen gefaßte Köchin vorfand. Diese wußte aber auch nichts weiter zu sagen als: »Oben! - In Herrn Marshalts Arbeitszimmer!«
    Shannon sprang in langen Sätzen die Treppe hinauf und gewahrte rechts eine offenstehende Tür. Quer über die Schwelle ausgestreckt lag Tonger.
    Er war tot - aus nächster Nähe erschossen. Der Tod mußte augenblicklich eingetreten sein.
    Nachdem die Leiche fortgeschafft worden war, fragte Dick die Mädchen, wer

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