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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zumute wie einem Mörder am Morgen des Hinrichtungstages.
    Der Türknauf drehte sich, und Martin Elton trat ein. Bei seinem Anblick zuckte ihre Hand zu ihrem Mund empor, um einen Schrei zu unterdrücken. Sein Gesicht und seine Hände waren schmutzig, sein Frack mit Staub beschmiert und voller Flecke, von einem Hosenbein hing ein Fetzen Tuch herab und enthüllte ein zerschrammtes Knie. Die blutlosen Lippen zuckten krampfhaft in dem hohläugigen, gealterten Gesicht.
    Eine Sekunde lang blieb Elton in der Tür stehen und starrte sie an. Es lag weder Vorwurf noch Zorn in seinem Blick »Hallo!« sagte er. »Die Polizei ist also doch gekommen?«
    »Die Polizei?«
    »Ja, du schicktest sie doch her, um nach dem Geld zu suchen. Ich sprach mit Gavon: Er hatte offenbar Lust, eine Haussuchung vorzunehmen. Du wirst das doch wohl nicht vergessen haben?«
    Aber sie hatte es wirklich vergessen. Es war seitdem soviel geschehen.
    »Ich verhinderte es. Gavon glaubt, daß du hysterisch bist.« Er spreizte seine schmutzigen Finger über dem Feuer. »Das glaube ich übrigens auch. Aber nun will ich baden und mich umziehen.«
    Plötzlich fuhr sie mit der Hand in seine Tasche, holte einen großen Browning heraus und untersuchte ihn. Die Pistole war kürzlich abgefeuert worden und roch noch nach Pulver.
    »Haben sie dich gesehen?« fragte sie leise.
    »Ich weiß es nicht - es kann sein. Was willst du tun?«
    »Zieh du dich nur um! Ich habe noch einen Gang zu machen - bin in einer Viertelstunde wieder hier.«
    »All right«, murmelte er dumpf.
    Sie kannte eine Brücke am Regentkanal und fuhr in einer Taxe hin. Nachdem sie den Wagen bezahlt und entlassen hatte, ging sie mitten auf die Brücke und ließ die Pistole hinabfallen. Sie hörte deutlich, wie sie das dünne Eis zerschlug. Darauf ging Dora zum anderen Kanalufer weiter und fand sehr bald wieder ein Auto.
    Martin saß in seinem Ankleidezimmer und schlürfte eine Tasse heißen Kaffee, als sie zurückkehrte. Er erriet, wo sie gewesen war.
    »Es tut mir leid, daß du dich wegen des Geldes so dumm benommen hast«, sagte er. »Ich hatte es mir anders überlegt und es Stanford zurückgegeben. Gavon war hier, während wir aus waren.«
    »Ja, Lucy sagte irgend so etwas. Was hast du mit deinen Kleidungsstücken gemacht?«
    »Im Ofen«, sagte er kurz.
    »Ich gehe zu Bett«, murmelte sie und hielt ihm ihr Gesicht zum Kuß hin.
    »Frauen sind wunderlich«, sagte er vor sich hin, als sie das Zimmer verlassen hatte. Er selbst ging nicht zu Bett. Sein Anzug lag für die erwartete plötzliche Vorladung bereit. Die ganze Nacht hindurch saß er grübelnd am Kaminfeuer -aber er bereute nichts. Er war eingeschlafen, als er um sieben von dem Hausmädchen geweckt wurde.
    »Ein Herr möchte Sie sprechen, Sir - Captain Shannon.«
    Martin erhob sich fröstelnd: »Ich lasse bitten«, sagte er, und Dick Shannon kam sofort herein.
    »Morgen, Elton! Ist das das Ihre?« Er hielt ihm das goldene Zigarettenetui hin.
    »Ja, es ist meins.«
    Dick Shannon steckte es wieder ein. »Wollen Sie mir bitte erklären, wie es kommt, daß wir es dort fanden, wo Marshalt ermordet wurde?« »Um welche Zeit wurde der Mord begangen?« erwiderte Elton höflich.
    »Um acht.«
    Martin nickte. »Um acht Uhr befand ich mich in der Polizeiwache in der Vine Street und setzte Inspektor Gavon auseinander, daß meine Frau zeitweise an Anfällen von Geistesstörung leidet. Wußten Sie das nicht?«
    In diesem Augenblick trat Dora bleich und hohläugig ins Zimmer.
    »Was ist geschehen?« fragte sie.
    »Shannon sagte mir soeben, daß Lady Marshalt tot ist«, erklärte Elton. »Das war mir ganz neu. Wußtest du es schon?«
    »Ja - und warum ist Captain Shannon hier?«
    »Weil mein Zigarettenetui sich wie durch Zauberei auf das Dach des Malpasschen Hauses verirrt hat«, erklärte Martin lächelnd.
    »Daß es da gefunden wurde, habe ich nicht gesagt!« warf Dick ein.
    »Dann muß ich es wohl geträumt haben«, entgegnete Martin gelassen.
    »Hören Sie, Elton, ich rate Ihnen, mir gegenüber so offen zu sein, wie es mit Ihrer Sicherheit vereinbar ist«, sagte Dick. »Wie kommt es, daß das Etui auf dem Dach des Hauses Portmann Square 551 gefunden wurde?«
    »Ich hab' es da verloren, als ich früh am Abend versuchte, in Marshalts Haus einzudringen, um - um eine kleine Abrechnung mit ihm zu halten. Aber es war nicht möglich, das Dach zu erreichen. Auf das Haus nebenan kam man ziemlich leicht hinauf, aber als ich von dort aus bei Marshalt eindringen

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