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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Torrington stand auf. »Nehmen Sie das Geld und machen Sie sich nicht zum Narren!«
    Der andere holte sich den zerknitterten Schein und ging. Torrington schloß die Tür leise. Woher wußte dieser Mann .?
    Da fiel sein Blick auf den Brief - und er begriff.

27
    Elton war nicht lange bei Stanford geblieben und hatte gerade angefangen, einen Brief zu schreiben, als Dora, die nicht zum Frühstück aufgestanden war, im Morgenmantel herunterkam. Da legte er den Federhalter aus der Hand und fragte: »Dora, was hast du eigentlich getrieben, ehe wir uns kennenlernten?«
    »Oh, anfangs ging ich als Statistin mit Marsh und Bignall auf Reisen. Marsh machte Bankrott, und dann war ich erst in einer Schießbude . Ich bin alles und jedes gewesen -von der ersten Liebhaberin bis hinab zur Garderobiere. Von elektrischen Leitungen verstehe ich sogar mehr als mancher Mechaniker. Aber warum fragst du danach?«
    »Wo lerntest du Marshalt kennen?«
    »Hier in London«, entgegnete sie nach kurzem Zögern, und die Hand, in der sie die Zeitung hielt, zitterte. »Ich wollte, ich wäre vorher gestorben!«
    »Dora - liebst du ihn?«
    »Ich hasse ihn!« rief sie leidenschaftlich. »Ja, ich hab' ihn geliebt - habe sogar an Scheidung gedacht. Aber ich war nicht schlecht genug. Ich fing an, ihn zu langweilen. In gewisser Weise bin ich - altmodisch. Leichte Frauen sind wie leichtes Geld - sie dauern nicht lange, und wenn sie ausgegeben sind, sucht der Mann sich etwas Neues. Eine Frau kann einen Mann nur durch sein Begehren halten. Bunny, als er starb, wurde mir das klar. Ich meine nicht seinen leiblichen Tod - aber ich fühlte eine furchtbare Veränderung in ihm. Ebenso wie Audrey starb - ja, sie starb ... Die alte Verwandtschaft, so schwach sie auch war, hatte doch Bedeutung.«
    Er lag zurückgelehnt in einem Sessel und beobachtete sie aus halbgeschlossenen Augen.
    »Du glaubst nicht, daß er tot ist?«
    Sie hob ungeduldig die Hände. »Ich empfinde ihn nicht als tot - und es ist mir einerlei.«
    Sie war aufrichtig. Davon war er überzeugt. »Sprach er jemals von Malpas?«
    »Ja, oft! Und das waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen er nervös wurde. Malpas haßte ihn. Der Polizei gegenüber behauptete er, nichts von ihm zu wissen, aber er wußte viel. Er sagte, Malpas und er wären früher Geschäftsteilhaber gewesen, und er wäre mit Malpas' Frau durchgegangen.«
    Er stand auf und legte beide Hände auf ihre Schultern.
    »Ich danke dir - für alles, was du gesagt hast. Ich glaube, du und ich werden jetzt fest zusammenhalten. Was für Gefühle hast du denn in bezug auf Audrey?«
    »Ich weiß nicht recht. Meine Abneigung sitzt wohl zu tief. Ich wurde ja dazu erzogen, sie zu hassen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Martin, klopfte sie sanft auf die Schulter und ging seiner Wege.
    Als er nachmittags nach Hause kam, traf er Dora in der Halle. Sie war zum Ausgehen angezogen, aber er bat sie, ins Wohnzimmer hinaufzukommen, und schloß die Tür.
    »Als Audrey das letztemal hier war, sagtest du ihr, sie hieße gar nicht Bedford, und ihr Vater säße in Südafrika, lebenslänglich verurteilt, in der Strafanstalt«, sagte er hastig. »War das wahr?«
    »Ja«, erwiderte sie verwundert. »Weshalb -«
    »Abends sagtest du mir, er wäre lahm - hätte bei der Verhaftung einen Schuß ins Bein bekommen. Wie hieß Audreys Vater?«
    »Daniel Torrington.«
    Martin pfiff leise durch die Zähne. »Ich habe - jemand getroffen, der behauptet, Torrington wäre hier in London. Man hat ihn begnadigt, und es scheint, daß er schon längere Zeit hier ist. Wußte Marshalt das wohl?«
    »Nein, wenn er's gewußt hätte, würde er nicht so froh gewesen sein. Oh!« Ihre Hand zuckte zu ihrem Mund empor. »Malpas!« flüsterte sie.
    Er starrte sie an, denn ihm war derselbe Gedanke gekommen.
    »Marshalt muß es gewußt oder geahnt haben«, flüsterte sie. »Er hat die ganze Zeit nebenan gewohnt! Bunny, Malpas ist Torrington!«
    »Ich glaube das nicht«, versetzte Martin kopfschüttelnd. »Es klingt zu romanhaft! So rachsüchtig ist kein Mensch. Und nun gar Torrington, der nach seiner Tochter sucht!«
    »Das glaube ich nicht. Er hält Audrey für tot. Er hing sehr an dem Kind, und da hat Mutter ihm auf Marshalts Rat hin geschrieben, Audrey wäre an Scharlach gestorben. Und Torrington hat ihr sogar unten bei Kapstadt einen Gedenkstein errichten lassen. Das weiß ich von Marshalt. Ist Torrington sehr reich?«
    »Er soll zwei Millionen Pfund wert sein. Was er wohl -für die Wahrheit

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