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027 - Das Gesicht im Dunkel

027 - Das Gesicht im Dunkel

Titel: 027 - Das Gesicht im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Dilettantenarbeit. Dick erinnerte sich des Schraubstocks und der Feilen im Vorratsraum und war überzeugt, daß dies sonderbare Werkzeug dort verfertigt worden war. Aber wozu?
    Unmutig lehnte Dick sich zurück und sann und sann, bis ihm ganz wirr im Kopf wurde. Plötzlich fuhr er zusammen. Wer warf denn Steinchen gegen sein Fenster? Er blickte hinaus, sah aber nur ein paar Menschen mit aufgespannten Regenschirmen vorübereilen. Doch als er sich umwandte, klirrte es wieder gegen die Scheibe. Nun rief er seinen Diener, befahl ihm, sich zwischen das Fenster und die Lampe zu setzen, und lief leise an die Haustür hinunter, die er nur einen Zentimeter weit öffnete, um angestrengt zu horchen. Gleich darauf rasselte es wieder, und er stürzte hinaus. Es war ein Mädchen im Regenmantel, das er am Arm packte.
    »Nun, mein Fräulein, was bedeutet das?« begann er in strengem Ton - und blickte in Audreys lachende Augen.
    »Was, in aller Welt ...?«
    »Ich wollte Sie sprechen, und da Detektive niemals klingeln -«
    »Was soll das heißen? Kommen Sie herein! Womit warfen Sie denn - mit Hühnerfutter?«
    »Nein, die Hühnersache habe ich überhaupt aufgegeben. Wir sind jetzt Kollegen.«
    Sie hatten inzwischen sein Zimmer erreicht, und als der Diener fortgeschickt war, zog Audrey einen kleinen silbernen Stern aus der Tasche und legte ihn mit dramatischer Gebärde auf den Tisch.
    »Stormer?« murmelte er, als ob er seinen Augen nicht traute. »Aber Sie sagten doch, daß -«
    »Mit Hühnern habe ich ein für alle Schluß gemacht«, wiederholte sie, während sie ihren triefenden Mantel auszog. »Sie bekommen mir nicht! Aber ich sehe, daß Sie Damenbesuch nicht gewöhnt sind, Captain, und das spricht zu Ihren Gunsten.« Sie schellte. »Sehr heißen Tee und sehr heißen Toast, bitte!« befahl sie dem höchst erstaunten Diener und wandte sich, als dieser verschwunden war, wieder an Dick. »Wenn eine Dame zu Ihnen kommt, ist das erste, was Sie zu tun haben, daß Sie fragen, ob sie Tee zu trinken wünscht, und die zweite Frage ist, ob sie Hunger hat. Dann schieben Sie den behaglichsten Lehnstuhl ans Feuer heran und fragen in besorgtem Ton, ob ihre Füße vielleicht naß geworden sind - was bei mir nicht der Fall ist. Sie mögen ja ein guter Detektiv sein, aber Sie sind ein schlechter Gastgeber.«
    »Nun erzählen Sie mir, was Sie für Abenteuer erlebt haben!« bat er, während er ihren Anweisungen nachkam.
    Das tat sie denn auch und sagte zum Schluß: »Ich habe also nichts weiter zu tun, als in einem netten Hotel zu wohnen und ein mütterliches Auge auf einen sechzigjährigen alten Herrn zu haben, der mich nicht einmal kennt und meine Bevormundung wahrscheinlich bitter übelnehmen würde. Aber es ist eine anständige Beschäftigung, und Herr Stormer ist jedenfalls anziehender als Herr Malpas - und menschlicher.«
    Sie unterbrach sich, als der Diener den Tee brachte und sich anschickte, den Tisch zu decken, was Dick aber für überflüssig erklärte.
    »Ein Beruf ist es schließlich«, sagte Dick, »wenn auch kein angenehmer für ein junges Mädchen. Jedenfalls bin ich froh, daß Sie bei Stormer sind. Ich weiß nicht recht, was ich Ihnen raten soll. Einen Plan für Ihre Zukunft habe ich ja, und ich wollte, Sie fänden irgend etwas mehr Erheiterndes und Ungefährlicheres, bis ich mit diesem Portman-Square-Rätsel fertig bin und Malpas hinter Schloß und Riegel habe. Und dann -«
    »Nun - und dann?« fragte sie, als er verstummte.
    »Dann werden Sie mir hoffentlich gestatten, mich um -Ihre Angelegenheiten zu kümmern«, sagte er ruhig, und es lag etwas in seinem Blick, was sie veranlaßte, rasch aufzustehen.
    »Ich muß nach Hause«, murmelte sie. »Der Tee war köstlich.«
    Er klingelte nach ihrem Mantel, der in der Küche trocknete.
    »Was würden Sie sagen, wenn ich Ihre Zukunft in die Hand nähme?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich - ich weiß nicht ... Ich bin Ihnen ja sehr dankbar - für alles, was Sie getan haben -«
    In diesem Augenblick brachte der Diener den Mantel, und Dick half ihr hinein. Im gleichen Moment schellte es, und Steel kam herein.
    Er verbeugte sich leicht vor Audrey und wandte sich dann an Dick.
    »Was sind das für Dinger?« fragte er und holte eine Handvoll ›Kiesel‹ von verschiedener Größe hervor. Er schüttete eine Handvoll nach der andern auf den Tisch. »Nun, Sir?« fragte er triumphierend.
    »Das ...«, sagte Dick gedehnt, »das sind Diamanten, im Wert von etwa 250 000 Pfund.«
    »Und noch dreimal soviel

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