027 - Gefangener des Unsichtbaren
Meinung sehr. Man hat Sie mir als absoluten
Spezialisten angekündigt…«
»Auch Spezialisten sehen manchmal
den Wald vor lauter Bäumen nicht«, dämpfte X-RAY-3 die offensichtlichen
Erwartungen des Inspektors. »Wir bringen keine Wunder zuwege. Im Moment ist es
vielmehr so, daß wir uns mit allerlei Kleinkram befassen müssen. Alles, was an
Merkwürdigem in den letzten Tagen und Wochen in und vor allem um Traighli
passiert ist, muß von uns kontrolliert werden. Vielleicht ist etwas, das Sie
vermutlich und von Ihrem Standpunkt aus gesehen auch völlig berechtigt in eine
bestimmte Schublade legen würden, für uns ein Fingerzeig in eine ganz andere
Richtung. Was ist das für eine Neuigkeit, Inspektor ?«
Calink hielt X-RAY-3 ein mit
Stempeln versehenes Schreiben hin, das er bisher zurückgehalten hatte.
Es war der Bericht des Zahnarztes
aus Traighli.
»Wir haben zunächst natürlich
versucht, anhand des Gebisses herauszufinden, wer der Tote sein könnte. Daß es
sich um einen Mann handelt, stand schnell fest. Vielleicht um einen aus der
Umgebung? Das Untersuchungsergebnis scheint dies zu bestätigen. Der Tote stammt
aus der Nähe von Traighli, sogar aus unmittelbarer Nähe des Ortes, an dem wir
die Leiche fanden.
Nur da kann ja wohl etwas nicht
stimmen, nicht wahr… ?«
Larry überflog die Zeilen, und er
mußte Alex Calinks Verwirrung teilen.
»Das kann nicht wahr sein«,
lautete sein erster Kommentar, der auch Iwan Kunaritschew aufhorchen ließ.
»Du bist ratlos, Towarischtsch ?«
»Ich nehme an, daß es dir genauso
ergehen wird, Brüderchen .«
X-RAY-3 behielt recht.
»Sieht nach einer Spur aus, auch
wenn ich nicht weiß, wie ich sie einordnen soll«, fuhr Brent unvermittelt fort.
»Bei einer Sache mit einem solchen Kaliber muß natürlich etwas geschehen.
Der Tote muß, nach Hinweisen auf
diesem Papier, ein gewisser Fred McPherson gewesen sein. Der gleiche McPherson
aber lebt munter und fidel in seinem alten Landhaus unweit des Fundortes der
Leiche und scheint sich an die Aussagen seines Zahnarztes nicht zu halten…«
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten,
die bei einem solchen Hinweis infragekommen«, ließ Inspektor Calink sich
vernehmen. »Entweder der Zahnarzt irrt sich, oder jemand hatte die Rolle Fred
McPhersons geschickt übernommen .«
»Die Zeit, die wahre Identität des
Mannes zu lüften, der sich nun als McPherson ausgibt, war zu knapp. Das
leuchtet mir ein«, sinnierte X-RAY-3 laut. Wir werden uns mal darum kümmern,
Inspektor. Solche merkwürdigen Sachen interessieren uns stets besonders stark.
»Noch etwas, Calink…«
»Ja, Mister Brent?«
»Kennen Sie einen
Antiquitätenhändler namens John White ?«
»Hier in Traighli? Den kennt jedes
Kind .«
»Erzählen Sie mir etwas über
diesen Mann .«
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen,
Mister Brent. Ein unbescholtener Bürger, ein Mann, der nie hier bei uns
unangenehm in Erscheinung getreten ist. Im Gegenteil! Er hat uns manch
wertvollen Hinweis gegeben, wenn in seinem Laden Gegenstände zum Verkauf
angeboten wurden, die er sofort als Diebesgut erkannte. Er hat sich unseres
Wissens nie auf schmutzige Geschäfte eingelassen… Warum fragen Sie nach ihm?
Hat es einen besonderen Grund ?«
»Bisher nicht. Wir hätten uns nur
gern einen ersten Eindruck von diesem Mann gemacht.
Ein Kollege war mit ihm
verabredet. Er ist offenbar dort nicht angekommen. Beschaffen Sie uns alle
erreichbaren Daten über White .«
»Selbstverständlich, Mister Brent,
wenn Sie das wünschen…«
Er setzte sich sofort telefonisch
mit einer anderen Abteilung in Verbindung, während Larry und Iwan sich mit den
letzten Aktennotizen vertraut machten. Calink hatte kaum aufgelegt, da schlug
das Telefon in seinem Büro an.
»Ja ?« meldete er sich.
»Da ist eine Vermißtenmeldung bei
uns eingegangen, Inspektor. Eben im Augenblick. Da der Name John White dabei
eine Rolle spielt, nach dem Sie gerade gefragt haben, gebe ich sie Ihnen gleich
rein. Ein junges Mädchen ist hier, eine gewisse Sioban Coutrey aus Shovernon.
Sie behauptet, mit einem Deutschen
namens Klaus Thorwald in Whites Antiquitäten-Shop heute vormittag verabredet
gewesen zu sein. Die junge Dame findet das merkwürdig, da er sich nach nunmehr
sechs Stunden Wartezeit noch immer nicht gezeigt hat…«
»Einen Moment, Blen. Wir kommen
gleich rüber…« Mit diesen Worten wandte Calink sich an seine Besucher. »Ich
glaube, das ist etwas für Sie, meine Herren. Seit Sie hier sind, scheint es
rundzugehen
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