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027 - Werwolf in der Nacht

027 - Werwolf in der Nacht

Titel: 027 - Werwolf in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sie heißes Wasser und Arrak in einen Becher und verrührte reichlich Zucker darin. Der Trank schmeckte nicht schlecht; er wärmte und belebte mich.
    Wir kamen ins Gespräch. Ich fragte Verena nach ihrem Nachnamen.
    »Nenn mich einfach Verena! Meinen Nachnamen habe ich abgelegt, als ich Falun verließ und mich in den Wald zurückzog. Er ist für mich ebenso bedeutungslos geworden wie mein früheres Leben.«
    Sie war in Falun aufgewachsen, wie ich erfuhr, hatte nach Beendigung der fünfjährigen Mittelschule ihr Realexamen abgelegt und eine Ausbildung als Diplomkindergärtnerin begonnen. Dann war etwas geschehen, was sie völlig aus der Bahn geworfen hatte. Ihr Bruder war gestorben.
    »Nach dem Tod meiner Mutter war er der einzige Mensch gewesen, der mir etwas bedeutete. Er war zehn Jahre älter als ich. Hier in Schweden hielt es ihn nicht. Er ist in die Fremde gegangen und dort umgekommen. Er wurde auf eine bestialische Art ermordet. Und ich habe die Augenblicke seines Todes miterlebt. Oh, es war schrecklich, Mr. Hunter! Es war, als wäre ich selber gestorben.« Erschüttert schwieg sie eine Weile. »Glauben Sie, daß man mit Menschen, zu denen man eine starke seelische Beziehung hat, im Augenblick des Todes eine Gedankenverbindung haben kann, selbst wenn sie Tausende von Kilometern entfernt sind?«
    »Ja«, antwortete ich, »das halte ich schon für möglich.«
    »Sie sind ein vernünftiger Mensch, kein verbohrter Dummkopf, der nur das glauben will, was die Wissenschaft bisher schon bewiesen hat. Schließlich ist die Menschheit ja auch noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung angelangt. Es gibt noch unendlich viel zu erforschen und zu entdecken, wovon wir uns nichts träumen lassen.«
    Ich wollte wissen, wie ihr Bruder ums Leben gekommen war, wer ihn ermordet hatte, aber sie blieb verschlossen. Sie gab vor, der schmerzenden Erinnerung wegen nicht darüber reden zu wollen.
    »Doch eines sollen Sie wissen, Mr. Munter. Ich habe dem Mörder meines Bruders, der für seine Tat nicht zur Rechenschaft gezogen worden ist, Rache geschworen. Mein Bruder hat mir ein Erbe hinterlassen, das ich nur dazu verwenden will, seinen Mörder zu vernichten.«
    »Glauben Sie denn, er wird zu Ihnen hierher in diese abgelegene Gegend kommen?« fragte ich skeptisch.
    »Eines Tages wird die Zeit reif sein«, antwortete sie unergründlich.
    Dann ging eine Wandlung mit ihr vor. Ihr Gesicht verlor den düsteren Ausdruck, ihre grünen Augen strahlten mich an. Sie setzte sich zu mir auf die Bank und legte die Arme um meinen Hals.
    »Du kannst heute nacht nicht mehr auf den Gutshof Falö zurückkehren. Es ist zu gefährlich. Du könntest vom Weg abkommen bei dem Schneetreiben, dich verirren und erfrieren. Außerdem streift der Werwolf umher. Bleib bei mir, Dorian! Auf einen Mann wie dich habe ich schon lange gewartet.«
    Sie küßte mich leidenschaftlich. Ihre Hände tasteten über meinen breiten Rücken, mein Gesicht, meine Glieder. Sie sagte, ich sei jung und stark, ich gefiele ihr, ich sei ein besonderer Mann, ein Mann, wie es in dieser Gegend keinen gäbe, und schon nestelte sie an meinem Gürtel herum.
    Ich war nie ein Kostverächter gewesen, deshalb ließ ich es willig geschehen. Nachdem wir uns in die Schlafkammer zurückgezogen hatten, kehrte ich noch einmal zurück, um Pistole und Bajonett zu holen. Während der Nacht lag beides immer in Reichweite. Aber in den Armen der rothaarigen Verena vergaß ich Werwölfe, Hexen und Dämonen. Sie war von einer Wildheit und Leidenschaft, wie ich sie noch selten erlebt hatte.

    Alexander Kirst und Peter Frost hatten die ganze Nacht hindurch Verenas Hütte in der Hoffnung beobachtet, der Werwolf würde dort auftauchen. Sie hatten sich getäuscht; nur Dorian Hunter war gekommen. Er hatte die Nacht jedenfalls weitaus abwechslungsreicher verbracht als Kirst und Frost. Die Laune der beiden wurde immer schlechter, je näher der Morgen kam.
    »Gott verdamm mich!« fluchte Kirst. »Das hätte ich wissen sollen, daß man mit Verena so einfach die Nacht verbringen kann. Dann stünde ich jetzt nicht frierend hier draußen im Wald.«
    »Du und deine Ideen!« schimpfte Frost. »Ich habe gleich vorgeschlagen, einfach zu ihr zu gehen. Du hast doch gehört, was für eine sie ist. Mit Gunnar Larsson treibt sie es, haben die Knechte und Mägde vom Hof erzählt, und mit Burschen aus dem Dorf und vom Gutshof auch.«
    »Gerede!« schnaubte Kirst. »Und selbst wenn es so ist, kümmert es mich nicht. Ich will den Werwolf

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