0270 - Geistertanz der Teufelsmönche
bewegungslos liegenblieb, war ich dieser Frau hilflos ausgeliefert.
Noch drei Stufen.
Auf der drittletzten blieb sie für einen Moment stehen und drehte den Kopf nach rechts.
Ich wußte nicht genau, was sie suchte, aber ich schielte in diese Richtung.
Dann sah ich es.
Fedoras Blick war haargenau auf die am Boden liegende von ihr geworfene Axt gerichtet.
Damit wollte sie es ein zweites Mal versuchen, wobei alle Voraussetzungen auf ihrer Seite lagen.
Huschte nicht ein kurzes, zuckendes und wissendes Lächeln um ihre Mundwinkel?
Ja, ich hatte mich nicht geirrt. Sie lächelte. Es war der Ausdruck des Triumphes und gleichzeitiger Vorfreude.
Vorfreude auf einen Mord!
Ein Ruck ging durch ihre Gestalt, als sie die zweitletzte Stufe betrat, diese hinter sich ließ und ihren Fuß auf die letzte setzte. Mit dem nächsten Schritt erreichte sie bereits den Kellerboden.
Jetzt hatte sie es nicht mehr weit bis zu mir!
Fedora drehte ab. Sie mußte dies tun, um das Mörderbeil zu erreichen. Dabei ließ sie sich Zeit. Diesmal überstürzte sie nichts, sie wollte sichergehen.
Ich versuchte inzwischen verzweifelt, meine Energie wieder zurückzugewinnen. Schon oft hatte ich Schläge einstecken müssen.
Man hatte es mir verdammt nicht leicht gemacht, so daß ich mich schon in einer Art Training befand, was gewisse Niederschläge anging. Aber dieser Treffer mußte etwas in meinem Körper lahmgelegt haben, das sämtliche Reaktionen für eine Weile einfror.
Sicher, nach einer gewissen Zeit war alles normal, für mich würde es zu spät sein. Dann hatte mir die Malerin in ihrem Haß längst den Schädel gespalten.
Verdammt, wie sollte das enden?
Ein kratzendes Geräusch vernahm ich. Es drang durch den Schleier aus Schmerzen in meinem Kopf und war entstanden, als Fedora Golon die Axt aufgehoben hatte. Dabei war die Klinge über den Steinboden gefahren, deshalb das Geräusch.
Ich schielte wieder zur Seite. Mein Blickwinkel war nicht besonders, da ich mit dem Hinterkopf den Boden berührte. Ich mußte die Augen sehr verdrehen, wenn ich mehr sehen wollte.
Fedora wandte mir die Seite zu. Sie wirkte wie ein Dreieck in ihrer Hocke, und aus diesem stach die Hand hervor, deren Finger sich um den Stiel der Axt geklammert hatten.
Als sie die Waffe zu sich heranzog, stand sie auch gleichzeitig auf.
Das genoß sie, denn sie schraubte sich nur allmählich in die Höhe und drehte sich ebenso langsam um.
Von der Seite her starrte sie auf mich.
Ich hielt ihrem Blick stand.
Sekunden verstrichen. Unsere Blicke schienen sich ineinander festzusaugen, bis sich Fedora regte und den Mund öffnete. Nur ein Wort drang dabei über ihre blassen Lippen.
»Mörder!«
Es traf mich hart. Sie hatte mich einen Mörder genannt, obwohl ich unschuldig war. Verdammt, wie konnte ich diese Frau nur davon überzeugen, daß sie sich im Unrecht befand?
Endlich konnte ich einen Laut ausstoßen. Mehr war es allerdings auch nicht.
Nur ein Krächzen, das aus meinem Mund drang…
Danach vereiste das Gesicht der Frau. Es war erschreckend für mich anzusehen, wie es innerhalb von Sekunden regelrecht alterte.
Die Haut wurde grau, gleichzeitig straff, und sie warf zudem noch Falten, die einen Kranz um ihre Augen bildeten.
Fedora hatte sich entschlossen.
Durch nichts konnte ich sie noch überzeugen. Verzweifelt war ich bemüht, meinen Körper und damit auch die Reaktionen unter Kontrolle zu bekommen. Und wenn ich mich nur einmal um die eigene Achse drehte, konnte ich schon ein wenig Hoffnung fassen.
Es klappte nichts.
Ich blieb paralysiert auf dem Boden liegen, und die intervallweise aufzuckenden Schmerzen in meinem Kopf betäubten, jeden klaren Gedanken.
Es war die Hölle!
An meine Waffen konnte ich ebenfalls nicht heran. Die Beretta steckte in dem Halfter, den Dolch hatte ich ebenfalls wieder verschwinden lassen, nur das Kreuz hing vor meiner Brust.
»Jetzt!« flüsterte sie.
Kaum hatte Fedora das Wort ausgesprochen, als sie sich auf die Knie fallenließ.
Für einen Moment hatte ich die schreckliche Angst, daß sie noch aus der Bewegung heraus zuschlagen wollte, das jedoch geschah nicht. Sie hielt den rechten Arm und damit das Beil weiterhin erhoben.
Der Aufprall mußte sie durchgeschüttelt und ihr auch Schmerzen zugefügt haben, dennoch rührte sich in ihrem Gesicht kein einziger Muskel.
Es blieb eine glatte Maske!
Sie starrte mich wieder an.
Jetzt war es nur noch eine Armlänge, die uns trennte.
»Du entgehst deinem Schicksal nicht, Mörder!«
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