0270 - Mordnacht der Wölfe
müssen. Aber er konnte auch nicht einfach die Chance verstreichen lassen. Er mußte am Ball bleiben. Bisher spielten der Werwolf und die Alte mit ihm Katz und Maus, es wurde Zeit, daß sich das änderte. Das ging aber nur durch Aktion, nicht durch Reaktion. Wenn es nicht anders ging, mußte er den Werwolf eben in eine magische Falle locken. Damit konnte er ihn nicht töten, aber gefangensetzen und dann weitersehen. Zusammen mit den anderen mußte ihm das gelingen.
Draußen auf der Straße sah er Nicole und Constanca, die Fenrir mit sich trugen. Nicole erklärte die Lage der Dinge, als sie sich oben in Zamorras Unterkunft befanden.
»Wer der Wolf ist, weiß also immer noch keiner«, sagte Zamorra nachdenklich. »Nur Constanca scheidet mittlerweile mit Gewißheit aus, und die Alte auch. Sie arbeitet nur mit dem Biest zusammen.«
»Julio ist es auch nicht«, beharrte Constanca.
Zamorra grinste nur. »Es gibt Fälle«, sagte er, »wo der Mensch überhaupt nichts davon weiß, was sein zweites Ich als Werwolf tut. Vielleicht ahnt Julio nicht einmal etwas davon. Als Mensch bekämpft er die Bestie.«
»Da ist was dran«, sagte Nicole. »Das könnte auch erklären, warum bisher jeder von Julio engagierte Werwolfjäger scheiterte und starb.«
»Sie sind ja verrückt, beide!« fauchte Constanca und sprang auf. »Wie können Sie es wagen, Julio diesen ungeheuerlichen Verdacht unterzuschieben?«
Sie rauschte ab.
Zamorra sah ihr nach. »Ich beginne mir Sorgen um Teri zu machen«, gestand er. »Ihr Spaziergang dauert doch ein wenig lange. Vielleicht sollte ich mal bei Julio daRaca nachschauen.«
»Und ein Schäferstündchen stören«, schmunzelte Nicole. »Sieh zu, daß du deine Hand ruhigstellst. Hast du keine Angst, daß der Werwolf dich mit seinem Keim infiziert hat?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Du solltest wissen, daß wir beide so ziemlich gegen alle Werwolf- und Vampirbisse immun sind. Denk an unseren seltsamen Blutfaktor, den dieser Super-Arzt in Edinburgh für Unsterblichkeit hält.«
»Du nicht?« fragte sie.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will auch nicht. Ich möchte nicht unsterblich sein. Ewig leben und Zusehen müssen, wie alle Freunde der Reihe nach wegsterben - das mag vielleicht ein Bruder Leichtfuß wie Gryf oder der würdige alte Merlin verkraften, aber nicht meine arme geplagte Seele. Außerdem - eine Ewigkeit lang immer wieder die Furcht vor deinem Einkaufs-Wahn…«
»Bestie«, zischte Nicole, fiel über ihn her und warf ihn rücklings aufs Bett. »Vorsicht!« rief er lachend. »Ich bin schwer verletzt und darf mich nicht überanstrengen…«
»Feigling«, murmelte Nicole und küßte ihn.
Eine halbe Stunde später machte Zamorra sich auf, nach Teri zu suchen, während Nicole den immer noch bewußtlosen Fenrir bewachte. Inzwischen war es draußen dunkel geworden.
***
Teri erwachte. Sie spürte Übelkeit und schwere Benommenheit. Ein Betäubungsmittel! durchfuhr es sie. Dieser Hund hat mich hereingelegt!
Sie sah sich um. In dem Zimmer, in welchem sie sich befand, war es dunkel. Nur durch das Fenster fiel ein wenig Helligkeit herein - der Mond strahlte vom wolkenlosen Nachthimmel. Mit einem Satz war Teri an der Glasscheibe und sah nach draußen.
Erleichtert erkannte sie, daß sie noch nicht lange hier liegen konnte. Der Mond stand noch tief und erst am Anfang seiner Reise. Die Dunkelheit konnte erst vor ein paar Minuten gekommen sein.
Die Druidin wandte einen leichten Heilzauber an und kämpfte Übelkeit und Benommenheit nieder. Sie war sicher, daß Julio nicht damit rechnete, daß sie schon wieder auf den Beinen war. Sie hatte nicht viel von dem Betäubungsmittel getrunken. Es hatte zu rasch gewirkt, als daß sie eine größere Dosis zu sich nehmen konnte.
Und daRaca hatte sie nicht gefesselt. Das war ein weiterer Fehler.
Teri huschte zur Tür, probierte leise und vorsichtig die Klinke aus. Abgeschlossen! Zurück zum Fenster. Das war verblüffenderweise von der Sorte, die sich nicht öffnen läßt. Teri fragte sich, wie hier gelüftet wurde. Durch offene Türen? Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Aber es bedurfte schon mehr, eine Silbermond-Druidin einzusperren. Teri konzentrierte sich auf den zeitlosen Sprung, machte die entscheidende Vorwärtsbewegung - und blieb im Zimmer! Nur ein starkes Schwindelgefühl und eine Art Auflösungsschmerz machten sich bemerkbar!
»Was ist denn das?« stieß sie verblüfft hervor. Warum klappte der zeitlose Sprung nicht, diese
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