Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0272 - Flaggschiff in Not

Titel: 0272 - Flaggschiff in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Lady, brav!" rief Hawk. Er beugte sich vor und klatschte zärtlich den Hals des Ungeheuers, das die Dimensionen eines Großraumgüterwagens besaß.
    Ein leichter Ruck am rechten Zügelstrang, und die Echse bog ab und glitt in den gurgelnden heißen Schlamm. Schaukelnd durchquerte sie das ufernahe, flache Gebiet. Dann stieß sie sich kraftvoll ab und begann zu schwimmen.
    Der Oxtorner lockerte die Zügel und wandte sich um.
    Baar Lun saß in dem primitiven Korb, den sie aus Lianen und Ästen hastig zusammengeflochten hatten. Er hielt sich mit beiden Händen an den Korbrändern fest, um durch die Schaukelbewegungen des Tierkörpers nicht hinausgeschleudert zu werden. Ab und zu stieß er ächzende Laute aus; Omar hörte sie über seinen Miniempfänger im Ohr. Der Modul schien mit der Seekrankheit zu kämpfen.
    Hoffentlich wurde er fertig damit. Eine Verunreinigung des Druckhelms würde eine Katastrophe bedeuten.
    Omar lächelte, als sein Blick auf Sherlock fiel. Der Okrill hatte sich quer über den breiten Rücken Ladys gelegt und schlief.
    Er hob den Kopf, als von oben ein dünner Schrei ertönte: „Hooh, Lady, hooh!"
    Natürlich war es wieder das Flatteräffchen, das seine Scherze nicht unterlassen konnte.
    Dieses kleine, nur unterarmlange Wesen hatte sich den Menschen angeschlossen, seit es ihnen zum erstenmal begegnet war. Für ein Tier bewies es fast zu viel Intelligenz; nicht etwa, weil es menschliche Laute verblüffend echt nachahmte, sondern weil es stets die Worte passend zur jeweiligen Situation auswählte. Das war etwas was ein terranischer Papagei niemals vermocht hätte.
    Omar Hawk schob diese Überlegungen beiseite. Dafür würde sich später noch genügend Zeit finden, wenn die Gefahr, die der CREST drohte, erst einmal abgewendet war.
    Wenn...!
    Das Leuchten am südlichen Horizont war stärker geworden. Infolge der immerwährenden Dämmerung auf Pigell konnten sie es auch am Tage deutlich sehen. Und außerdem schwebte darüber eine glühende Wolke, die für eine zuverlässige Markierung des Ziels sorgte.
    Dennoch lag es noch in weiter Ferne. Lady hatte acht Stunden gebraucht, um von der Nordsierra bis zum nächsten Inselkontinent zu schwimmen. Für sie - Lady war tatsächlich ein weibliches Exemplar ihrer Gattung - war das eine gewaltige Leistung, denn die Entfernung betrug gut zweihundert Kilometer.
    Nach Omars Schätzung lagen jedoch noch etwa sechstausend Kilometer vor ihnen - und dagegen waren zweihundert Kilometer eben nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Er hockte sich nieder, zog seine Uniformkombination aus und ließ sich die Böen des nahenden Gewitters um den bloßen Oberkörper wehen. Er trug jetzt nur noch seine Shorts aus Mamu-Bauchleder, eine Erinnerung an die Heimat.
    Was Yezo jetzt wohl tun würde, dachte er melancholisch. Seine Frau war Präsidentin des autonom regierten Planeten Oxtorne im Zentrum des offenen Sternhaufens Praesepe. Er dagegen hatte seine besonderen Fähigkeiten und den gezähmten Okrill der Sache der ganzen Menschheit zur Verfügung gestellt. Alles war noch erträglich gewesen: die langjährigen Trennungsperioden, die hektische und gefährliche Geheimdienstarbeit - wenn die Sache mit der Zeitfalle in Andromeda nicht passiert wäre.
    Die 'Meister der Insel' hatten mit einem genialen Schachzug das Flaggschiff des Solaren Imperiums um mehr als fünfzigtausend Jahre in die Vergangenheit versetzt und danach mit einem Transmitter in die heimatliche Galaxis abgestrahlt. Nur durch Zufall war die CREST der Vernichtung durch die lemurische Wachflotte entgangen. Verfolgt und gehetzt, stieß das Schiff auch ins Sonnensystem vor und fand es berannt von halutischen Vernichtungskommandos, die Menschheit bedrängt von einer Eiszeit, die eine Folgeerscheinung des zerstörten Planeten zwischen Mars und Jupiter war, dessen Trümmer wie ein Schleier zwischen Sonne und Erde lagen und im Endeffekt eine starke Abkühlung hervorriefen.
    Die größte Entdeckung aber war die gewesen, daß die heutige Menschheit von den Lemurern abstammte. Praktisch waren die Terraner der Realzeit die Nachkommen derjenigen Lemurer, die nicht mehr evakuiert werden konnten. Der Schluß lag nahe, daß auch die 'Meister der Insel' aus der gleichen Abstammungslinie hervorgingen; dafür jedoch gab es noch keine Beweise.
    Das Brüllen der Gigaechse schreckte Omar aus seinem dumpfen Brüten. Er fuhr auf und griff wieder nach den Zügeln. Da er keine Infrarotbrille trug, mußte er einige Sekunden lang auf die gleiche

Weitere Kostenlose Bücher