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0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

0273 - Die Sekte aus dem Jenseits

Titel: 0273 - Die Sekte aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mit ihren eigenen Spezialschlössern fertig zu werden. Bill brauchte fast eine Stunde Überredungskunst samt polizeilicher Unterstützung, bis man sich bereit erklärte, einen Spezialisten zu schicken, der den Wagen öffnete und fahrbereit machte.
    Aber das kostete alles wieder Zeit. Und Bill Fleming saß wie auf glühenden Kohlen, während die Stunden zäh dahintropften…
    ***
    »Irgendwie gefällt mir das alles nicht«, sagte Nicole und sah sich wieder einmal nach dem Dorf um. »Ich bin sicher, daß da ein Süppchen gekocht wird, das uns gar nicht munden wird.«
    Fenrir war wieder fit und kam inzwischen selbst zu der Erkenntnis, daß für ihn Zurückhaltung angebracht war. Er war von der modernen Zivilisation des 20. Jahrhunderts verwöhnt, in der es kaum noch Wölfe gab, so daß die meisten Menschen ihn zunächst erst einmal als Schäferhundbastard ansahen. Hier, in der Vergangenheit aber, gab es Wölfe noch und nöcher. Und die waren nicht friedlich und handzahm wie Fenrir, sondern wild. Menschen, die mit Wölfen zusammenlebten, waren demzufolge höchst verdächtige Personen.
    »Wißt ihr, woran mich diese Sache erinnert?« fragte Zamorra nach einer Weile. »An unser Abenteuer beim alten Kaiser Caligula in Rom… Nici, du und Fenrir wart nicht dabei, aber Carsten Möbius und Michael Ullich können ein Liedlein mitsingen… Damals wurde Tina Berner anhand eines gemalten Bildes aus der römischen Vergangenheit heraus erkannt und zu Caligula gerissen… Mit den Kräften der Hexe Locusta!« [2]
    »Und du meinst, daß hier ein ähnlicher Fall vorliegt?«
    »Ich halte es durchaus für möglich«, behauptete Zamorra, »daß Locustas Fähigkeiten nicht einmalig sind. Vielleicht ist einer ihrer Nachfahren für die Jenseitsmörder aktiv, der Locustas Kräfte erbte…«
    »Wir können ihn fragen, wenn wir ihn finden«, schlug Nicole vor. »Aber jetzt sollten wir erst einmal hier verschwinden…«
    »Ich denke, daß wir noch ein wenig Zeit haben«, sagte Zamorra. »Selbst wenn sie beschließen, uns einzufangen, dauert das eine Weile. Das Dorf ist klein. Möglicherweise fürchten die Leute auch die Burgruine im Wald. So ganz geheuer sah sie ja zumindest in der Nacht nicht aus. Man wird sich also erst einmal überlegen, ob man uns folgt oder nicht etwa einen Hexenjäger beauftragt.«
    »Und das bedeutet?« fragte Nicole.
    »Wenn man uns direkt jagt, gibt es eine Art Volkssturm. Dabei werden die Leutchen mehr Angst vor uns haben als umgekehrt. Andererseits gibt es Hexenjäger nicht zu Tausenden. Vielleicht befindet sich einer in der nächsten größeren Stadt, vielleicht dauert es ein paar Tage. Wir werden sehen.«
    Während sie sich unterhielten, bewegten sie sich in die tieferen Regionen des Waldes hinein. Vom Dorf war von hier aus nichts mehr zu sehen. Zamorra bemühte sich, etwa die Richtung zu halten, in der sich das Burggemäuer befinden mußte. »Wir werden die Zeit nutzen, uns die Ruine einmal näher anzusehen. Vielleicht können wir auch unseren Entführern eine Falle stellen und sie zwingen, uns die Rückkehr zu ermöglichen.«
    »Schau mal«,, sagte Nicole plötzlich und wies auf einen Baum. »Hast du so etwas schon einmal gesehen?«
    Zamorra sah den Baum an, der ihm im ersten Moment völlig normal vorkam. Dann aber stutzte er.
    »Eine Orchidee«, stellte er fest. »Das ist doch nicht möglich!«
    Er versuchte, sich zu erinnern, was er über Orchideen wußte. Es war nicht gerade viel. Aber er wußte, daß Baumorchideen nur in tropischen Zonen gediehen, im Gegensatz zu ihren vielfältigen bodengebundenen Artgenossinnen, die sich überall in der Welt heimisch fühlten.
    Hier aber war kein Tropenklima. Demzufolge durfte es die Baumorchidee auch nicht geben.
    »Husch«, sagte er. »Du bist eine Zwangsvorstellung. Verschwinde. Es gibt dich nicht.«
    Aber die Baumorchidee blieb.
    Zamorra trat darauf zu, reckte den Arm zu dem tiefhängenden Ast und befühlte die Pflanze. Sie war verblüffend echt. Er konnte sie nicht exakt in eine der Unterfamilien einordnen, aber wie Orchideen aussahen, das wußte er immerhin noch. Und schließlich war das Ding Nicole ja ebenfalls aufgefallen.
    »Die Pflanze kann hier gar nicht gedeihen«, murmelte er. »Das ist unmöglich.«
    Er sah sich um. Die Orchideen wuchsen nicht nur auf diesem Baum, sondern auf einer ganzen Reihe im Umkreis. Kein Baum, der nicht einige dieser schön anzusehenden Schmarotzerpflanzen trug.
    Zamorra fühlte das Unbehagen in sich aufsteigen. Hier war etwas oberfaul.

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