0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
Untersuchungsmethoden hatte, plapperte ich munter weiter: »Aber morgen werden Sie ihre Überraschung erleben. Morgen kommt nämlich meine große Stunde: Da sie jetzt schon mit mir in Verbindung getreten sind, habe ich es gar nicht mehr nötig, den schwachen Mann zu spielen. Im Gegenteil, morgen werde ich für sie eine harte Nuss darstellen. Meine Taktik ist jetzt anders: Heute schwach, aber ab morgen so stark, dass sie irgendwann einsehen, dass sie mich nicht loswerden können. Vielleicht sehen sie dann auch irgendwann ein, dass es für beide Parteien das Beste ist, wenn wir uns zusammentun.«
»Jetzt begreife ich, was Sie erreichen wollen. Halten Sie mal still, Cotton! In dieser Platzwunde sitzt ein Holzsplitter. Hat man denn mit Knüppeln auf Sie eingeschlagen?«
»Das nicht. Aber ich bin ein paar Mal zu Boden gegangen. Vielleicht habe ich mir dabei den Splitter besorgt.«
Er holte eine Pinzette und riss das Spänchen mit einem Ruck heraus. Er ist bestimmt ein guter Arzt, aber manchmal ist er der Kürze halber für die Pferdekur-Methoden, und das ist vielleicht eine Freude! Er bearbeitete mich fast eine ganze Stunde lang mit Jod und anderen Gemeinheiten, dann sagte er: »Eine Verletzung innerer Organe kann ich zum Glück nicht feststellen. Eine Menge Hautrisse, Beulen, Abschürfungen und kleinere Blutergüsse. Alles nichts furchtbar Ernstes für einen Mann wie Sie.«
»Danke für die Blumen«, knurrte ich. »Ich wünschte Ihnen den ganzen Segen.«
»Kein Verlangen. Die Rolle des Arztes ist mir lieber. Übrigens habe ich auch eine Neuigkeit für Sie: Ich war gerade im College.«
»Wollten Sie Ihre Kenntnisse ein bisschen auf die Höhe der Zeit bringen?«, fragte ich bissig, denn sein Teufelszeug brannte mir in den Wunden.
»No, ich wurde als Arzt der Mordkommission gerufen. Phil rief an und verlangte unsere Mordkommission.«
Ich sah überrascht auf.
»Was war los?«
»Mord an einem Mädchen, von dem das ganze College glaubte, sie sei eine neunzehnjährige Schülerin.«
»Und wieso stimmt das nicht?«
»Das Mädchen ist mindestens fünfundzwanzig, wenn nicht gar dreißig Jahre alt. Wenn das nicht stimmt, hänge ich meinen Beruf an den Nagel und verkaufe Schnürsenkel.«
»Bisher hat sich die Medizin für unsere Arbeit immer als eine exakte Wissenschaft erwiesen«, brummte ich nachdenklich. »Und wenn Sie das Alter des Mädchens schätzen, bin ich bereit, jede Wette für Sie zu halten. Also muss man sich im College getäuscht haben, oder vielmehr: Das Mädchen hat absichtlich das College getäuscht. Was für Gründe kann sie gehabt haben? Gibt es für die Aufnahme ins College eine Altersgrenze? Ich meine, kann sie gelogen haben, weil sie noch eine höhere Schulbildung erreichen wollte?«
Der Doc schüttelte den Kopf.
»No, diese Karte sticht nicht. Theoretisch gibt es keine Vorschriften für das Alter der Schülerinnen oder Schüler. Man würde vielleicht einem Sechzigjährigen, wenn er plötzlich verrückt werden sollte und wieder in die Schule wollte, nahelegen, das mit Privatlehrern abzumachen, aber nicht bei einer noch verhältnismäßig jungen Dame.«
»Also das kann es nicht gewesen sein. Wie heißt das Mädchen eigentlich?«
»Honda Queal. Eine zu Lebzeiten sehr bemerkenswerte Person. Ihre Begabung wird als an das Geniale grenzend bezeichnet. Und ihr Äußeres - na, das wünschte sich mancher Hollywoodstar.«
»Zum Teufel, Doc«, brummte ich ärgerlich, »musste sie denn auch noch schön sein?«
Er sah mich verständnislos an.
»Wieso?«
»Wenn sie es nicht gewesen wäre, hätte die Vermutung nahegelegen, dass sie irgendwas mit dem Marihuana zu tun hatte. Aber so, wie die Dinge liegen, könnte es ja auch ein Mord aus Eifersucht gewesen sein.«
»Das ist gut möglich. Ich wette, dass neunzig Prozent aller älteren Schüler hinter ihr her waren.«
»Folglich neunzig Prozent Verdächtige«, stellte ich trocken fest. »Na, unter diesen Umständen wird es für 18 die Mordkommission ein Kinderspiel sein, den Fall aufzuklären.«
***
»Der Zeitpunkt ist von entscheidender Bedeutung«, murmelte Alf Lundquist, nachdem er eine kurze Besprechung mit den Kollegen der Mordkommission abgehalten hatte. »Wenn es uns gelingt, die Zeit, in der sich der Mord zugetragen haben muss, mehr und mehr einzuengen, wird uns das vielleicht auf den Mörder stoßen lassen.«
Nat Forster, der die Arbeiten des Spurensicherungsdienstes koordiniert hatte, brummte unzufrieden: »So ein Zimmer wie dieses ist der denkbar
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