0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie
miserabelste Ort für eine Morduntersuchung. Die Anzahl der von uns gefundenen Fingerspuren lässt darauf schließen, dass mindestens sechzig verschiedene Personen in diesem Raum waren, seit die Möbel beim letzten Saubermachen abgewischt wurden.«
»Wahrscheinlich waren es noch mehr«, sagte Alf. »Wie ich hörte, stand dieser Raum den Schülern und den Lehrern zur Verfügung. Praktisch konnte also jeder hier herein, und viele Leute haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Vorläufig wollen wir bei den Fingerspuren nur feststellen, ob Fingerspuren von Vorbestraften darunter sind.«
»Okay«, seufzte Nat Forster. »Los, Boys, Richtung Heimat!«
Zusammen mit drei Kollegen verließ er den Leseraum. Nun waren - außer dem Fotografen - noch Alf und acht Vernehmungsbeamte anwesend. Alf wandte sich an den Fotografen: »Robert, sei so gut und strolche ein bisschen um das Haus herum. Mach ein paar Aufnahmen, vor allem von dort aus, wo man die Verandatür dieses Zimmers erkennen kann.«
»Geht in Ordnung, Alf. Soll ich dann…«
»Anschließend kannst du ebenfalls zurückfahren«, meinte Alf. »Aber entwickle die Aufnahmen gleich und lege sie auf meinen Schreibtisch.«
»Okay. So long!«
Alf hatte sich mit seiner Pfeife eingenebelt wie ein Kriegsschiff auf hoher See. Aus den dichten Rauchschwaden kam seine Stimme.
»Wie gesagt. Wir müssen besonders auf den Zeitpunkt achten. Wir wissen, dass Phil die Tote um drei Uhr fünfundvierzig entdeckte. Der Mord geschah also auf jeden Fall vor drei Uhr fünfundvierzig.«
»Jetzt wäre die Frage, wer sie zuletzt lebend gesehen hat«, murmelte einer der Kollegen.
»Richtig! Eine diesbezügliche Aussage haben wir bis jetzt nur von Professor Handersum, dem Biologielehrer der Klasse. Er war auf dem Weg zum Sekretariat, als ihm Honda Queal begegnete.«
»Wo?«, fragte einer.
»Die Begegnung? Die fand im Flur statt, am Fuß der Treppe. Honda Queal kam die Treppe herab.«
»Hat der Professor .etwas Auffälliges an ihr bemerkt?«
»Nein. Nicht das geringste. Er sagt, sie sei blass gewesen, fügt aber selbst hinzu, sie habe immer blass ausgesehen, und es sei ihm unmöglich zu sagen, qb sie blasser war als sonst. Das hilft uns also nicht weiter. Nur seine Zeitangabe ist für uns interessant. Er sagt, es müsste etwa vierzehn Minuten nach drei gewesen sein. Denn eine Minute später hat es geklingelt. Die Klingel - das habe ich schon nachprüfen lassen - ist an die elektrische Uhr angeschlossen und auf drei Uhr fünfzehn gestellt.«
»Dann bleibt genau eine halbe Stunde bis zur Entdeckung des Mordes.«
»Richtig«, sagte Alf. »Davon können wir zehn Minuten abziehen, nämlich die zehn Minuten, während denen die Tür abgeschlossen war. Der Hausmeister behauptet ja, er hätte die Tür etwa zehn Minuten, bevor Phil sie wieder öffnen ließ, abgeschlossen. Aber das ist nicht sicher genug. Der Mörder kann zur Verandatür hereingekommen sein.«
»Wir sollten der Reihe nach«, schlug jemand vor, »jeden Menschen in diesem College fragen, wo er zwischen 3.15 Uhr und 3.45 Uhr gewesen ist. Wer für seine Aussage nicht wenigstens zwei Zeugen hat, kommt auf die Liste der Verdächtigen.«
»Das werden wir machen«, versprach Alf Lundquist. »Aber ich verspreche mir auch davon nicht viel. Wie ich schon erfuhr, gibt es allein etwa vierzig Schüler, die, zur Erledigung wissenschaftlicher Arbeiten, Lesesäle und kleine Arbeitszimmer aufgesucht hatten und dort allein waren - oder wenigstens behaupteten. Mithin haben wir schon vierzig Personen, die die Möglichkeit gehabt hätten, den Mord auszuführen.«
»Vielleicht war es tatsächlich einer von ihnen?«
Es klopfte. Ruckartig flogen ihre Köpfe herum. Alf stand auf und rief: »Herein!«
Die Tür ging auf. Ein junger Mann von annähernd zwanzig Jahren trat über die Schwelle. Er trug enge graue Hosen, Sandalen und ein buntes Hemd. Sein Haar war modisch kurz geschnitten.
»Eh… guten Tag«, stotterte er. »Ich…«
Alf half ihm über die Verlegenheit hinweg, indem er ihm mit ausgestreckter Hand entgegenging.
»Hallo! Ich bin Alf Lundquist, Mister…«
»Mein Name ist Haiburg, Sir. Walter Haiburg. Ich dachte, da wäre vielleicht was, was ich Ihnen erzählen sollte, bevor Sie’s von anderen zugetragen kriegen und dann vielleicht sonst was denken.«
Alf nickte wohlwollend.
»Guter Gedanke, Mister Haiburg. Sie gehören hier zum College, ja?«
»Ja. Abschlussklasse.«
»Aha. Na, dann schießen Sie mal los, Mister Haiburg. Sprechen
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