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0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie

Titel: 0273 - Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachts jagen ihn die Rauschgift-Haie (1 of 2)
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von einer Rowdy-Bande, die irgendwo in Harlem eine Schlägerei mit jungen Farbigen angefangen hätte. Ich wäre ganz unschuldig dazwischengeraten. Sie ließ sich eine Weile über die Jugend von heute aus, dann gelang es mir endlich, meine Frage an den Mann zu bringen: »Sie sagten, ich hätte Besuch gehabt?«
    »Ja! Ein Mann war da und fragte nach Ihnen.«
    »Er nannte meinen Namen?«
    »Drechsel? Nein, den Namen wusste er nicht. Er beschrieb aber genau, wie Sie aussehen. Er sagte, er hätte Ihren Namen vergessen.«
    Das war mehr als seltsam. Es gab nur wenige Leute beim FBI, die wussten, welche Rolle ich spielte, wo ich mich eingemietet hatte und unter welchem Namen. Wenn es ein Kollege gewesen wäre, hätte er den Namen Drechsel gewusst. Außerdem - warum hätte mich ein Kollege suchen sollen, wo ich doch gerade im Distriktgebäude gewesen war.
    »Wie sah der Mann denn aus?«, erkundigte ich mich.
    »Na, wie eben durchschnittliche Amerikaner aussehen«, sagte Mrs. Lindner ein bisschen ratlos. »Groß, breite Schultern, blond…!«
    Das brachte mich auf einen Gedanken. Konnte es der Blonde gewesen sein, dem ich mein augenblickliches Aussehen zu verdanken hatte?
    »Wie alt mag er gewesen sein?«, fragte ich gespannt.
    »So um die Fünfunddreißig.«
    Dann konnte es der College-Bursche nicht gewesen sein. Ich stellte noch eine Menge Fragen nach den Einzelheiten seines Äußeren, aber die Antworten brachten mich nicht weiter. Was sich schließlich als Gesamtbild ergab, war mir völlig unbekannt. Wenn ihre Antworten auch nur halbwegs zutreffend waren, musste es sich um einen Mann handeln, den ich noch nicht gesehen hatte.
    Ich bedankte mich für ein Stück Kuchen und sagte, ich müsste sofort ins Bett. Ich fühlte mich nicht sehr wohl. Sie sah es ein und folgte mir, hundert gute Ratschläge und Hausrezepte herunterleiernd, bis vor meine Zimmertür. Ich atmete auf, als ich endlich allein war.
    ***
    Wie gerädert, streifte ich meine Schuhe ab und ließ mich aufs Bett sinken. Ein fremder Mann hatte sich nach mir erkundigt. Woher, zum Teufel, wusste er, dass es einen Drechsel überhaupt gab? Den Namen hatten wir uns bei der Einsatzbesprechung
    22 ausgedacht, und wenn es auch nicht gerade ein sehr seltener Name war, so wusste ich doch, dass in diesem Haus vor mir kein anderer Drechsel gewohnt hatte.
    Wer war es, der nach mir suchte? Wer? Und warum?
    Konnte es mit dem Marihuana Zusammenhängen?
    No, dachte ich. Die Burschen haben mich zusammengeschlagen und glauben mit einiger Sicherheit, dass ich am nächsten Tag nicht wieder in der Nähe des Colleges auf kreuzen werde. Also gibt es im Augenblick für sie keinen ersichtlichen Grund, sich wieder mit mir in Verbindung zu setzen. Im Gegenteil, sie müssen fürchten, dass ich sie aus Rache für die bezogenen Prügel der Polizei melde, und je öfter sie sich bei mir sehen lassen, umso genauere Angaben könnte ich dann der Polizei machen.
    Eigentlich kann es also niemand von der Bande gewesen sein, die das College mit Marihuana versorgt. Aber wer sollte es dann gewesen sein?
    Ich grübelte lange Zeit darüber nach und schlief irgendwann ein. Ein beklemmender Traum wiederholte die Prügelei des Nachmittags. Der Blonde hatte sich vervierfacht und drosch aus sämtlichen Himmelsrichtungen auf mich ein, während ich aus einem unerfindlichen Grund gelähmt war und nicht einmal den kleinen Finger rühren konnte. Ich musste einstecken, einstecken, einstecken.
    Davon wurde ich wach. Draußen war es dunkel geworden. Durch das einzige Fenster zuckten die Lichter von Manhattan. Gelbe, grüne, rote und blaue Reklameschriften flammten irgendwo auf, warfen ihr farbiges Licht in mein Zimmer und verglühten wieder, um wenige Sekunden später erneut aufzuflammen.
    Ich war in Schweiß gebadet. Ächzend stand ich auf und ging ins Badezimmer. Es war halb zwölf, und in der Wohnung war es mäuschenstill. Die Familie Lindner schlief.
    Leise wusch ich mich mit eiskaltem Wasser. Es tat gut und machte mich zunächst hellwach. Als ich mich abgetrocknet hatte, wurde ich wieder schläfrig und tappte auf Zehenspitzen in mein Zimmer zurück. Ich wollte mich ausziehen, aber ich war so müde, und alle meine Muskeln schmerzten derart, dass ich faul auf dem Bett liegen blieb und bald wieder in einen traumlosen Schlaf hinüberdämmerte.
    Ich weiß nicht, wann es war, als ich schlagartig erwachte. Es war ein Erwachen ohne Übergang. Ich schlug die Augen auf und war mit einem Schlag völlig wach. Ohne mich zu bewegen,

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