Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0274 - Astrano - Herr der Geister

0274 - Astrano - Herr der Geister

Titel: 0274 - Astrano - Herr der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
sondern auch zu einem neuen Fall.«
    Zamorra nickte. Er fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Einmal sah er in den Rückspiegel, daß er die Rückbank des Wagens übersehen konnte.
    Fenrir, der Wolf, starrte blicklos ins Nichts und rührte sich nicht.
    »Kümmere dich bitte um den Wolf, Nici«, sagte Zamorra, während dumpfes Unbehagen auf ihn eindrang. Ein kaltes, schleimiges Gefühl, das von allen Seiten kam und ihm Angst machte.
    Nicole rutschte auf dem Sitz herum und griff nach hinten. Ihre Hand zuckte wieder zurück. »Er ist eiskalt«, sagte sie.
    Zamorra nickte nur, während das Unbehagen ihn fressen wollte. Etwas von der schwarzmagischen Energie, die das Amulett spürte und um wandelte, mußte auf den Wolf übergesprungen sein.
    Aber was war das für eine Magie?
    ***
    Gryf hätte es ihm sagen können - wenigstens einen Teil der Wahrheit.
    Denn die furchtbare Kraft, deren Ausläufer Zamorra noch weit entfernt auf der Autobahn bemerkte und die den Wolf förmlich einfror, wurde hier im Wohnwagen frei.
    So, als wäre der Name Cronen das Stichwort gewesen.
    Gryf klebte an der Wand. Das Mädchen sauste mitsamt dem Stuhl gegen die Decke. Schranktüren platzten auf. Cronens Bett stürzte einfach und zerbarst. Der Inhalt der Schränke jagte als gefährliche Geschosse kreuz und quer durch den kleinen Innenraum. Geschirr, Eßbestecke, Lebensmittel, Kleidung, Bücher…
    Sorrya Pascal schrie gellend. Sie stemmte sich von der Decke ab, gegen die der Stuhl sie preßte, als wolle er sie zerquetschen. Ein langes Brotmesser raste auf Gryf zu. Er kämpfte sich gegen den entsetzlichen Druck zur Seite. Haarscharf neben ihm, zwischen Arm und Brust, knallte das Messer in das massive Holz und ging zehn Zentimeter tief hinein. Der Wagen begann zu schwanken.
    Ein Poltergeist?
    Das Phänomen deutete darauf hin, aber Gryf glaubte nicht daran. In den meisten Fällen zeigten sich Poltergeisterscheinungen in der Nähe von Kindern in der Pubertät. Hier aber gab es keine! Außerdem steigerten sich die Erscheinungen normalerweise, hier schlug die Kraft aber sofort mit aller Macht zu!
    Gryf glaubte, zerdrückt zu werden.
    Oben platzte die Dachrinnenverkleidung auseinander. Sorrya wurde immer stärker dagegengepreßt. Sie schrie nicht mehr, stöhnte nur noch.
    »Cronen«, keuchte Gryf. »Cronen, du bist tot! Du kannst uns nichts mehr tun! Hör auf!« Und er entfesselte seine Druiden-Kraft, um mit seinem Para-Können die fremde magische Energie auszuschalten.
    Er kam nicht durch! Blitzschnell wurde er eingekapselt und in jeder Richtung mental geblockt! Ein Gesicht entstand, eine verzerrte Fratze. Sie bildete sich mitten im Wagen. Rot glühten die Augen. Flammenbahnen zuckten daraus hervor und leckten nach Gryf. Dann wuchs Cronens verzerrte Fratze riesengroß an, jagte auf den Druiden zu und hüllte ihn ein. Zähne so lang wie Zaunpfähle, packten zu, zermalmten Gryf zwischen sich. Schlagartig war alles blutigrot und dann schwarz um ihn herum.
    Irgendwann wachte er wieder auf.
    Harte Fäuste rüttelten ihn. »Aufwachen, verdammt«, schrie Rogier Pascal. »Was ist hier passiert? Wach auf!«
    Gryf riß die Augen weit auf. »All right, ich bin ja wach«, stöhnte er. Langsam richtete er sich auf, stützte sich auf die Ellenbogen und sah sich um. Er lag auf seiner Pritsche. Das Wageninnere sah völlig normal aus. Keine Zerstörungen, kein Durcheinander. Auf Cronens Lager hockte Sorrya wie ein Häufchen Elend und zitterte.
    »Was ist vorgefallen?« fragte Rogier bissig. »Sorrya hat wie am Spieß geschrien.«
    »Ich… Ich glaube, ich habe wieder geträumt«, sagte sie.
    »Ich auch«, nicke Gryf grimmig. Er sah zu Cronens Stuhl hinüber. Der stand genau da, wo er immer stand. Nichts an ihm war ungewöhnlich. Und doch fühlte Gryf, daß da etwas war. Es war mehr eine Ahnung, ein leiser Hauch, den er nicht fassen konnte.
    »Mein lieber Freund«, sagte Rogier. »Ab jetzt lasse ich Sorrya keine Sekunde mehr aus den Augen, verstanden? Keine Sekunde mehr. Mach sie mir nicht irre. Als Nervenbündel kann sie nicht auftreten. Es wird besser sein, wenn du doch die Finger von ihr läßt.«
    Er fuhr zu ihr herum. »Wieder der Traum vom Todessturz in der Manege?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Ich… Ich habe Cronen gesehen. Aber Cronen ist doch tot.«
    Rogier biß sich fast auf die Lippen. »Cronen? Hier?« Er lachte hart. »Das ist unmöglich. Gespenster spuken zwischen Mitternacht und eins, aber nicht am hellen Tag. Komm, wir gehen.«

Weitere Kostenlose Bücher