0274 - Astrano - Herr der Geister
geschah, mußte die Zukunft zeigen.
Er schlenderte den Käfigwagen entgegen. Er war nicht nur bei Cronen untergekommen, sondern es gehörte auch zu seinen Aufgaben, sich um die Tiere zu kümmern und Cronen unter die Arme zu greifen. Eine Aufgabe, die ihm Spaß machte, weil er Tiere liebte. Und auch wenn Cronen tot war und es heute keinen Auftritt geben würde wie auch die nächsten Tage und Wochen nicht, so mußten sie doch versorgt werden.
Gryf kam an Astranos Wohnwagen vorbei. Der Illusionist war ein nicht geringerer Sonderling als Cronen. Der eine hatte nur für seine Tiere gelebt, der andere lebte nur für seine Zauberei. Gryf hatte ihn bisher nur in der Manege gesehen oder wenn er seinen Wagen verließ, um die Zugmaschine zu fahren oder einzukaufen. Ansonsten verließ er ihn anscheinend kaum.
Astrano, der der Bemerkung eines Freundes nach nicht echt sein sollte! Das hieß im Klartext: Astrano setzte Schwarze Magie ein! Deshalb war Gryf hier, um das ganz still und unauffällig herauszufinden und im Falle der Bestätigung den Schwarzmagier aus dem Verkehr zu ziehen. Aber der durfte nicht zu früh auf Gryf aufmerksam werden, um ihn nicht seinerseits anzugreifen. Deshalb hatte Gryf sich bis jetzt mit dem Einsatz seiner Parakräfte so sehr zurückgehalten. Nun aber mußte Astrano aufmerksam geworden sein, wenn er wirklich ein Schwarzmagier war. Und er würde irgendwie reagieren.
Aber nicht deswegen, sondern wegen Astranos Eigenbrötlerei war Gryf ein wenig überrascht, daß er an der Wohnwagentür den Zettel hängen sah: Bin gleich zurück.
Nun, was ging es ihn an? Gryf ging weiter - und stoppte wieder.
Plötzlich fiel ihm ein, wen er gestern bei den Lösch- und Aufräumarbeiten nicht gesehen hatte.
Astrano, den vielgerühmten Illusionisten.
Aber das war es nicht allein.
Der Druide ging zurück und sah den Zettel genauer an. Er kannte die Handschrift doch, diese krakeligen, runenähnlichen Zeichen auf dem Papier. Er hatte sie doch im Tisch eingeritzt gesehen: Ich warnte dreimal !
Dies war genau die gleiche Handschrift !
Gryf schluckte. Also steckte doch Astrano dahinter? Astrano, der Schwarzmagier?
Da sah Gryf den Schatten. Ahnungsvoll wirbelte er herum. Doch hinter ihm stand kein Gespenst.
Da stand Antonio, einer der anderen Tierpfleger. Der Mann, der in der Nacht eine der Raubkatzen hatte erschießen müssen. Und neben Antonio standen zwei Polizeibeamte.
Antonio streckte die Hand aus und deutete auf Gryf.
»Das ist der Mann«, sagte er. »Er hat die Käfigtüren geöffnet. Nehmen Sie ihn fest.«
***
Weit entfernt lehnte ein schmaler, hochgewachsener Mann zwischen den Wagen und beobachtete die Verhaftung des blonden Fremden. Als der Mann im Polizeiwagen verschwand, kicherte der Hagere, und sekundenlang glühten seine Augen rötlich auf.
»Der Plan gedeiht«, flüsterte er und wußte genau, daß niemand ihn in diesem Moment sah und hörte. »Du wirst mir nicht mehr zur Gefahr, Gryf ap Llandrysgryf… Obgleich du mir sehr nah auf die Spur gekommen bist. Aber die Spur endet nun…«
Er schloß die Augen. Sein Gesicht verzog sich leicht. Er kostete den Triumph aus. Der Moment war genau der richtige. War es nicht herrlich, in die Zukunft schauen zu können und sich entsprechend vorzubereiten? Ein Unsicherheitsfaktor blieb nur jener, der in Kürze eintreffen würde. Aber es mochte reizvoll werden, das Spiel gegen ihn zu führen, Die Kräfte zu messen.
Der Hagere kicherte wieder, während er dem davonfahrenden Polizeiwagen nachblickte.
»Auch dich«, murmelte er, »habe ich dreimal gewarnt… Hast du es denn nicht begriffen?«
Wie ein Schatten verschwand er.
***
Als Zamorra durch den kleinen Ort fuhr, begann Fenrir, wieder aus seiner Starre zu erwachen. Zamorra atmete erleichtert auf. Er hatte nicht gewagt einzugreifen, weil er nicht genau wußte, was er damit möglicherweise anrichten konnte. Er kannte die Nebenwirkungen der fremden Magie nicht.
Deshalb war Zamorra froh, daß Fenrir ohne sein Eingreifen wieder aus der kalten Starre erwachte. Wer konnte sagen, ob er nicht einen Teil seiner telepathischen Kräfte verloren hätte, wenn Zamorra sich an ihm versucht hätte?
Ein Polizeiwagen rollte an ihnen vorbei, aber Zamorra achtete nicht darauf. So entging ihm, wer da im Fond des Wagens saß. Gryf indesen entging, welcher Wagen da auf das Zirkusgelände außerhalb der Kleinstadt zurollte, weil es silbergraue 450er in Massen gibt. So kam es, daß die beiden Freunde nichts von ihrer gegenseitigen
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