0274 - Astrano - Herr der Geister
offen. Flinke Äuglein überflogen den Raum.
»Wenn Sie bitte zu mir hereinkommen möchten…«
Wortlos öffnete ein Polizist die Barriere. Gryf erhob sich gemütlich, und langsam betrat er das Büro des Grauen.
»Sie auch«, forderte der Antonio auf.
Gryf durfte Platz nehmen. Antonio wurde ein Getränk angeboten, ihm nicht. Da platzte ihm der Kragen.
»Wissen Sie, daß Sie sich der Freiheitsberaubung schuldig machen? Mir wurde bisher nicht einmal gestattet, das Telefon zu benutzen, um einen Anwalt anzurufen! Ihre Hilfssheriffs spielen Auster und sind nicht nur taub, sondern auch stumm…«
Der Graue streckte die Hand aus. »Bitte, telefonieren Sie«, sagte er. »Ich bin Inspektor Fischer.«
»Behalten Sie Ihr Telefon vorerst«, sagte Gryf jetzt. »Ich weiß ja nicht einmal, welcher Anwalt hier erreichbar ist! Fahrendes Volk, Sie verstehen?«
»Wie ein Zigeuner sehen Sie aber nicht gerade aus, Mister Gryf«, lächelte Fischer und bewies damit, über Gryfs Namen und scheinbare Nationalität informiert zu sein. »Oder rechnen Sie alle Zirkusleute auch zum fahrenden Volk?«
»Sie nicht?«
Fischer zuckte mit den Schultern. »Gut, fangen wir also an«, sagte er. »Sie wissen, warum Sie hier sind. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, die Käfige zu öffnen? Durch Ihre Schuld ist der Dompteur Cronen gestorben.«
Gryf sah Antonio an. Er machte es sich auf dem harten Stuhl so gemütlich, wie es eben ging, schlug die Beine übereinander und blickte dann wieder den Inspektor an.
»Wer hat Ihnen das erzählt? Antonio?«
»Wenn Sie Herrn Sylpera meinen… Ja.«
»Schön, daß er Ihre Leute sofort zu mir führen konnte… Dafür sind seine Augen offenbar scharf genug, nicht aber, den richtigen vom falschen Mann zu unterscheiden.«
»Was heißt das?«
»Daß Antonio Sylpera lügt«, sagte Gryf. Er sah wieder den Tierpfleger an. »Du lügst, Antonio.. Warum? Was versprichst du dir davon?«
Antonios Kopf flog herum. »Daß du für deine Untat büßt!« schrie er. »Deinetwegen ist Cronen gestorben, du Hund!«
»Du hast also mich gesehen, als ich die Türen öffnete?«
»Ja!« schrie Antonio.
»Nehmen Sie bitte zu Protokoll, Herr Fischer«, sagte Gryf ruhig und beugte sich vor. »Ich erstatte Strafanzeige gegen diesen Mann Antonio Sylpera wegen falscher Anschuldigung und Irreführung der Polizei.«
»Wird nicht zur Kenntnis genommen«, erwiderte Fischer genauso ruhig. »Darüber wird der Richter entscheiden, es sei denn, Sie hätten einen Entlastungszeugen.«
»Habe ich«, sagte Gryf kalt. »Zwei. Die Pascals, deren Wagen niederbrannte. Davon sollten Sie gehört haben. Als der Mast umschlug und der Wagen brannte, war ich bei ihnen. Auch vorher schon.«
»Die ganze Zeit?« fragte Fischer schnell.
Gryf wußte, daß es keinen Sinn hatte zu lügen. Er war vorher unterwegs gewesen, und dafür konnte er keinen Zeugen nennen. Und die Pascals würden auf Befragen erklären, daß er nicht ununterbrochen im Wagen war. Und die Käfige konnten, nein, sie mußten in der Zeit geöffnet worden sein, in der Gryf bewußtlos war…
»Nein«, sagte er. »Ich war zwischendurch kurz unterwegs.«
Fischer nickte.
»Und da hat er die Tiere freigelassen«, sagte Antonio aufgeregt.
Fischer warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. Dann erhob er sich. »Mister Gryf, das sieht für Sie böse aus, oder können Sie doch noch einen Entlastungszeugen bringen? Mit Ihrer Erlaubnis werde ich Ihnen einen guten Anwalt schicken. Vorläufig bleiben Sie festgenommen.«
»Warum?« fragte Gryf.
»Grobe Fahrlässigkeit mit Todesfolge ist das Mindeste. Wahrscheinlich wird die Anklage auf Mord lauten. Die Versicherung Herrn Cronens wird darauf bestehen. Bitte…«
Gryf erhob sich. Er sah wieder Antonio an.
»Junge, du kannst mich gar nicht gesehen haben«, sagte er leise. »Vielleicht jemanden, der mir ähnlich sieht… Wer will mich aus dem Verkehr ziehen?«
»Ich, du Mörder!« fauchte Antonio. »So was wie du darf nicht frei herumlaufen!«
Gryf sah wieder den Inspektor an. »Herr Fischer - der Mann ist hypnotisiert worden«, sagte er. »Zumindest das kann ich beweisen!«
Fischer hob die Brauen. »Und wie?«
»Holen Sie einen Spezialisten, der sich mit Hypnose auskennt«, verlangte Gryf. »Der wird an meiner Stelle den Beweis bringen, daß Herr Sylpera seine Behauptung aufgrund einer posthypnotischen Anweisung aufgestellt.«
»Ich bin nicht hypnotisiert!« schrie Sylpera. »Davon müßte ich doch wissen!«
»Eben nicht. Ein
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