0274 - Nadine Bergers Geheimnis
noch alles auf sie lauerte.
Deshalb wartete sie…
Bill rührte sich nicht. Der Professor verhielt sich ebenfalls still. Er wußte genau, daß keiner der Männer einen Fehler machen durfte. Taten sie es doch, waren sie verloren.
Dann erschien Lupina!
Bill Conolly hörte das Tappen ihrer Füße. Sehr langsam bewegte sich die Wölfin auf die Tür zu, drückte sich um den Eingang herum und stand plötzlich auf der Schwelle.
Im gleichen Augenblick streckte Bill seinen rechten Arm vor. Egal, was war, er würde schießen.
Trotz der miserablen Lichtverhältnisse hob sich Lupina sehr deutlich vom Boden ab. Wenn Bill feuerte, konnte er sie gar nicht verfehlen.
Der Professor machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Als Bill schießen wollte, fing er an zu schreien…
***
Bandor ging es immer schlechter!
Wir beobachteten ihn mit großer Sorge und konnten erkennen, daß er immer mehr zusammenfiel. Wobei sich die Frage stellte, ob er sich in einen Werwolf verwandeln oder sterben würde. Wir hofften, daß beides nicht geschah.
Inzwischen war auch Shao eingetroffen. Sie hielt sich allerdings nicht im Wohnraum auf, sondern war zu Sheila gegangen. Die beiden Frauen hockten in Bills Arbeitszimmer beisammen, wobei eine der anderen immer wieder Mut zusprach.
Auch mit unserer Gelassenheit war es nicht weit her. Wir hatten große Angst, daß die letzte Verbindung zu Bill Conolly und damit auch zu Professor Chandler abreißen würde.
Normalerweise lag Bandor ruhig da. Nur hin und wieder zuckte er plötzlich in die Höhe, setzte sich aufrecht hin, schrie und schüttelte den Kopf.
Die Schreie waren so laut, daß sie selbst von den Frauen gehört wurden.
Sie stürzten jedesmal aus dem Arbeitszimmer in den Wohnraum, und wir hatten Mühe, sie zu beruhigen.
Ein normaler Mensch wäre nach Luparos Biß schon längst zu einem Werwolf geworden. Nicht Bandor. In ihm mußten andere Abwehrkräfte toben, die den furchtbaren Keim noch zurückhielten.
Wie lange?
Diese Frage schwebte unsichtbar über unseren Köpfen. Irgendwann mußte der Zeitpunkt gekommen sein, wo die Gegenkräfte keine Mittel mehr besaßen.
Dann war es aus!
Wir hatten bereits darüber geredet, wie wir uns verhalten sollten, wenn Bandor tatsächlich zu einer Bestie wurde. Einigung hatten wir nicht erzielen können.
Suko sprach dieses Thema noch einmal an. »Zu seiner und unserer Sicherheit wäre ich dafür, ihm Handschellen anzulegen«, schlug er vor.
»Jetzt?«
»So rasch wie möglich.«
Suko hatte gar nicht mal so unrecht. Handschellen waren wirklich gut.
Damit war das Problem zwar nicht gelöst, aber kleiner geworden.
Wir wollten uns an die Arbeit machen, doch ein Telefonanruf unterbrach uns. Es war Sir James. Mein Freund hob ab, lauschte und legte bereits wenig später wieder auf.
»Was hat es gegeben?«
Suko hob die Schultern. »Sir James wollte wissen, ob wir Fortschritte gemacht haben. Du hast meine Antwort ja gehört. Er hat übrigens noch zwei Einheiten losgeschickt. Die Polizisten halten den Bunker am Klärwerk umstellt.«
»Irgendwelche Ergebnisse?«
»Bisher noch nicht.«
Ich schlug mit der Faust in meine offene Handfläche. »Wäre auch zu schön gewesen.«
Suko hielt die Handschellen bereits zwischen den Fingern. Es waren keine stählernen mehr, sie bestanden seit neuestem aus Kunststoff, der ebenso haltbar war und den ein Gefangener auch nicht mit großer Kraft zerreißen konnte.
Suko nahm sich die Hände vor.
Der Inspektor wandte mir den Rücken zu. Er hatte sich ein wenig über Bandor gebeugt und die Arme erhoben. Ich faßte nach seinem rechten Fuß, hörte das leise Schnacken, als Suko es geschafft hatte, die Ringe um die Gelenke zu drücken, und war zufrieden.
Da geschah es!
Nie im Leben hätte ich mit dieser harten und gezielten Aktion des Ur-Menschen gerechnet, deshalb traf sie mich so überraschend und unvorbereitet.
Er zog seine Beine gedankenschnell an und ließ sie ebenso hart wieder vorschnellen. Ausweichen konnte ich nicht, deshalb mußte ich den Treffer voll nehmen.
Beide Füße stießen in meine Magengrube.
Es war ein Rammstoß, ein Katapult-Hammer, und ich flog zurück, wobei es nichts gab, was mich aufhielt. Zum Glück riß ich nur zwei Gläser um und hatte auch Glück, daß ich neben dem großen Schrank mit dem Glaseinsatz in der Tür gegen die Wand krachte.
Nicht nur vorn spürte ich den Schmerz, auch im Rücken tobte er, denn der Aufprall gegen die Wand hatte mich ziemlich durchgeschüttelt. Ein paarmal riß ich
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