0275 - Das Erbe des Satans
Er ist ein Kokskopf. Er nimmt Kokain. Er schnupft. Ich habe ihn einmal stundenlang niesen gehört. Das typische Niesen der ›Schmeckers‹. Sie wissen, was ein ›Schmeckers‹ ist?«
»Ja. Ich kenne den Ausdruck für Kokain-Schnupfer. Aber woher bekommt er den Stoff?«
»Keine Angst! Den bekommt er. Er hat ihn oft so reichlich, daß er stundenlang seinen Rüssel in das Giftzeug tauchen kann. Den Stoff, woher er ihn bekommt? Na, von wem wohl?«
»Jesse Lane?«
»Ja! Genau von dem, Sir. — Ich habe einmal gesehen, wie Cox nieste und wütend durch die Gegend lief. Dann ging er in seinen Schuppen. Kurze Zeit später ging Jesse Lane ebenfalls hinüber. Als ich Cox später sah, war er randvoll mit Rauschgift.«
Nachdenklich ging ich auf mein Zimmer. So, wie die Dinge standen, sah es sehr gefährlich aus für Joyce Carpenter. Ein gefährlicher, wahnsinniger Riese als willenloses Werkzeug in den Händen von Jesse Lane, dem Mann, der den Tod seiner Frau plante. Noch durchschaute ich das Vorhaben von Jesse Lane nicht.
Aber ich kalkulierte den Schwachsinnigen als Mordwerkzeug mit ein. Und ich tat gut daran, wie sich bald herausstellte.
***
Am frühen Nachmittag ergab sich eine Gelegenheit für mich, in die Stadt zu kommen. Unter dem Vorwand, noch für den Abend etwas besorgen zu müssen, ließ ich mir ein Taxi kommen. Ich fuhr sofort zum FBI-Büro, wo ich Phil bei Holms vorfand.
»Ich kann nur wenige Minuten wegbleiben«, sagte ich schnell. »Es geht darum, festzustellen, woher der ehemalige Boxer und Catcher Bill Cox kommt.«
Ich gab eine kurze Personenbeschreibung.
Eine halbe Stunde später war ich wieder in »Sunnyside«. Niemand fragte mich nach dem, was ich angeblich in der Stadt hatte besorgen müssen.
In einem der vier Lesezimmer saß Joyce Lane über einem Buch. Ich war sehr erleichtert, sie wohlbehalten vorzufinden. Ich war mir ziemlich sicher, daß die Frau erst am Abend in Gefahr sein würde. Wenn mich nicht alles täuschte, würde Jesse Lane heute abend seinen Plan verwirklichen wollen. — Die Gäste waren sein Alibi, seine Zeugen.
Ich hatte mich nicht getäuscht.
***
Genau um 17 Uhr schleppte ich heimlich mein Walkie Talkie aus dem Hause. Es war gar nicht so einfach. Zweimal mußte ich zurück, da mir Dienstboten in den Weg liefen.
Dann zog ich einen Regenmantel über und versteckte das Sprechfunkgerät darunter. Schließlich langte ich im Park an, schlug mich weit in die Büsche, kam außer Sichtweite des Hauses und stellte alsbald mit dem FBI-Büro eine Verbindung her.
Es waren jetzt zweieinhalb Stunden seit meiner Bitte um Nachforschung über Bill Cox vergangen.
Ich hatte wenig Hoffnung, daß die j Nachforschung Erfolg hatte.
Aber ich sah mich getäuscht. Die Zentrale in Washington hatte in unglaublich kurzer Zeit einen Mann namens Bill Cox in der Kartei aufgespürt.
Was mir Phil durchgab, bestätigte meine Vermutungen in nahezu allen Punkten.
Bill Cox war früher einmal Boxer gewesen, hatte dann aber mit dem Rauschgift angefangen, war schnell abgesackt, ohne jemals wirklich oben gewesen zu sein, und verdingte sich einige Zeit bei den Catchern.
Er geriet immer tiefer in die Fänge der Sucht, beging eine Reihe von Verbrechen, wurde geschnappt und als Süchtiger in ein Zuchthaushospital eingeliefert, wo er eine Entziehungskur machen sollte.
Da einige seiner Verbrechen mit Rauschgift zusammenhingen — einmal schlug er einen Mann nieder, um Geld für den »Stoff« zu bekommen; ein andermal wurde er wegen unerlaubten Rauschgiftbesitzes gefaßt —, wurde er nicht nur bei dem New Yorker Polizei-Department registriert, sondern auch in Washington in der riesigen FBI-Kartei.
Phil teilte meine Vermutung, daß Jesse Lane, der wahrscheinlich als ehemaliger Heroinhändler auch New Yorker Pflaster unter seinen Füßen gehabt hatte, Cox dort getroffen und den als geheilt aus dem Hospital Entlassenen erneut süchtig gemächt und dann an sich gefesselt hatte.
Wenn unsere Vermutung also, daß Lane den Boxer in den Abgrund der Sucht getrieben hatte, um ihn später als willfähriges Werkzeug zu benutzen, wahr sein sollte — dann geschah das sicher nicht von ungefähr. Lane führte mit Bill Cox etwas im Schilde. Alles sprach dafür.
Ich hatte mein Gespräch mit Phil beendet und wollte eben die Sprechfunkverbindung abbrechen, als mein Freund mich aufforderte, noch einen Augenblick zu warten.
Etwa eine Minute blieb es still. Dann meldete sich Phil wieder. Seiner Stimme konnte ich die Erregung anmerken,
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