0275 - Die Frau mit dem Dämonendolch
schaffte es nicht mehr. Sein eigener Wille war reduziert worden und wurde immer stärker zerstört.
Die andere Macht gewann die Überhand.
Das Grauen war einfach nicht aufzuhalten. Dämonische Wesen einer fremden Magie hatten die Kontrolle übernommen. Sie würden Bill Conolly vernichten. Ihn zu einer Puppe degradieren, die keinen eigenen Willen mehr besaß.
Bill spürte nicht nur den fremden Einfluß, er hörte ihn auch. Stimmen wirbelten in seinem Gehirn. Sie sprachen dumpf, und die Worte kamen dem Reporter vor wie das ferne Klingen schwerer Glocken. Er konnte sie hören, aber nicht verstehen.
Die Stimmen — es waren zwei — redeten in einer für ihn völlig fremden Sprache, einem dämonischen Dialekt vielleicht, dessen Sinn dem Reporter rätselhaft war.
Du mußt weg!
Er gab sich selbst den Befehl. Schon einen Lidschlag später erkannte er, daß er damit nichts ausrichtete. Viel zu langsam hatte er reagiert. Selbst sein eigenes Anfeuern war dumpf, wattig und irgendwie nicht nachzuvollziehen.
Die andere Kraft war stärker.
Noch einmal bäumte sich der Reporter dagegen auf. Leider trat das Gegenteil dessen ein.
Er schaffte es nicht, seinen Körper vom Hocker hochzudrücken und fiel allmählich nach vorn. Dabei rutschten auch seine Hände vor. Sie glitten durch die seltsam träge Masse, die Bill aus dem Kelch verschüttet hatte.
Wie Öl oder Sirup fühlte es sich an, als seine Handflächen weiterglitten und er mit den Fingerspitzen den Rand des Spiegels berührte. In dieser Haltung blieb der Reporter liegen.
Der immer noch aufsteigende Dampf umquirlte ihn und umgab ihn wie eine Wolke. Von Sekunde zu Sekunde sanken die Chancen des Reporters, sich allein aus dieser Misere zu befreien. Er würde es nicht schaffen.
Ein leises Stöhnen entfloh seinem Mund, als auch der Kopf nach rechts zur Seite sackte und auf Bills Unterarm Ruhe fand.
Zwar hielt er die Augen geöffnet, sah jedoch nichts. Der Vorhang und die Lücke darin verschwammen, so daß Bill Conolly nicht einmal die lauernde Gestalt erkannte, die sprungbereit dastand und in der hocherhobenen rechten Hand einen Dolch hielt, dessen Spitze auf den Nacken des Reporters wies.
Bill Conolly hatte die Götter gereizt. Jetzt waren sie dabei, grausam zurückzuschlagen…
***
Für mich gestaltete es sich als Vorteil, daß ich mit dem kleinen Johnny vor Beginn des großen Spektakels die Tierschau besucht hatte und auch den Platz kannte, auf dem die abgestellten Wohnwagen standen.
Mit gewaltigen Sätzen hatte ich die Strecke hinter mich gebracht. Dabei war ich mir vorgekommen wie ein Hase. Ich war allen möglichen Gegenständen ausgewichen, und niemand hatte mich aufhalten können.
So erreichte ich unangefochten den Parkplatz.
Rot und schwarz sollte der Wagen dieser Tricia di Monti sein. Das hatte mir ihr Vater berichtet. Nur war es verflixt schwer, in der Dunkelheit die Farben zu erkennen. Zwar brannten einige Lampen in der Nähe, aber ihr Licht war mehr als traurig.
Ich suchte wie ein Verrückter. Einmal sah ich einen kleinen Menschen, der mich beobachtete. Als ich mich umdrehte und ihn fragen wollte, war er verschwunden.
In diesem Gebiet hielt sich niemand auf. Jeder Mitarbeiter des Unternehmens befand sich im Zelt oder wenigstens in dessen Nähe. Die meisten Wagen hatte ich mir angeschaut. Allmählich wurde es Zeit, daß ich den richtigen fand.
Ich hatte Glück.
Plötzlich stand ich vor einem ziemlich großen Wohnmobil. Es gehörte zur modernen Sorte. Ich holte meine schmale Bleistiftleuchte hervor, knipste sie an und vergewisserte mich der zweifarbigen Lackierung. Oben schwarz, in der unteren Hälfte rot.
Das war er!
Ein paar Schritte huschte ich vor, trat in Scherben, warf einen Blick nach links und entdeckte das eingeschlagene Fenster an dieser Seite.
Dort wollte ich mich nicht hindurch quetschen. Jedes Wohnmobil besitzt eine Tür. Bei diesem Wagen lag sie weiter vorn.
Ich benötigte nur drei Schritte und war angenehm überrascht, den Einstieg offen zu finden.
Hatte ich mich zuvor schon behutsam bewegt, so achtete ich nun darauf, überhaupt kein Geräusch mehr von mir zu geben. Selbst das Atmen reduzierte ich, denn ich spürte die Gefahr.
Sie drang aus dem Wagen!
Leider war es mir nicht möglich, sie genau zu definieren. Für mich war sie vorhanden und besaß auch einen allgemeinen Namen.
Tricia di Monti!
Diese Frau hatte den Wagen vor mir erreicht. Auch über die draußen liegenden Scherben machte ich mir meine Gedanken. Wahrscheinlich
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