0276 - Irrweg durch die Zeit
nicht schlimm, mein Freund. Wir waren auf Ähnliches gefaßt!"
Eine breitschultrige Gestalt wuchs unmittelbar neben Rog aus dem Boden. Anscheinend mühelos drang sie aus dem Sand hervor. Der Fremde war klein, aber ebenso breit wie hoch, und im Schimmer der Sterne glänzte unter der Sichtscheibe seines Helms ein schwarzes Gesicht. Unwillkürlich warf Rog einen Blick auf das Thermometer, das er wie eine Uhr am Handgelenk seines Schutzanzuges trug. Die beleuchtete Zahlenskala glitt rasch in die Höhe. Die Temperatur der Umgebung hatte bis jetzt minus vierzig Grad betragen. Die Skala kam bei plus zehn zum Stillstand, um danach langsam wieder abzugleiten. Rog stand auf.
„Freut mich zu erfahren, daß meine Vermutung richtig war", sagte er ebenfalls auf Tefroda. „Wo ist Ihr Kamerad?"
Die kleine Gestalt wandte sich um und deutete nach rückwärts.
„Kommt von dort", lautete die Antwort. „Wir mußten uns vergewissern, daß Sie uns nicht in eine Falle locken wollten."
Plötzlich hörte Rog einen erstickten Schrei im Helmempfänger. Er glaubte, Lyties Stimme zu erkennen.
Gleich darauf brüllte Harren: „Vorsicht - der Kerl kommt mitten aus dem Felsen!" Festus lachte hell auf. „Die Herren haben monatelang Gelegenheit gehabt, kosmische Ingenieure beim Durchschreiten, fester Materie zu beobachten", rief er schrill, „und trotzdem haben sie sich nicht daran gewöhnt!"
Das brachte Lytie und Harren zum Schweigen. Die fast quadratische Gestalt des zweiten Paddlers kam aus dem Schatten des Felsblocks auf Rog Fanther zugeschritten. Inzwischen hatte auch Barnard sich wieder erhoben. Er stand vornübergebeugt, die Beine gespreizt und die Arme schlaff herabhängend - die Gestalt gewordene Ungläubigkeit.
„Ich bin Captain Fanther, Erster Offizier an Bord des Transporters DINO-3, Raumflotte des Solaren Imperiums", stellte Rog sich vor. „Wir bedauern, von der Vernichtung Ihrer Station zu erfahren. Aber wir sind glücklich, Ihnen hier aus der Patsche helfen zu können.“
Der erste Paddler streckte den Arm aus und deutete auf seinen Genossen.
„Das hier ist Amrog, mich selbst nennt man Vidor. Soweit ich weiß, sind wir die einzigen Überlebenden der Katastrophe, die Ihnen inzwischen offenbar zur Kenntnis gekommen ist, wenn ich auch nicht weiß, wie.“
„Wir fanden Überreste der Station“, flocht Rog in aller Eile ein.
„Ja, richtig“, gab Vidor überrascht zu, „an diese Möglichkeit hatte ich nicht gedacht. Amrog und ich waren mit Außenarbeiten beschäftigt, als die Lemurer angriffen. Unsere Schutzanzüge sind raumflugtauglich. Dieser Planet war wenige Tage vor dem lemurischen Angriff entdeckt worden. Wir setzten uns hierher ab. Seitdem leben wir von den Vorräten an synthetischer Nahrung, die wir mit uns führten. Wir hofften auf Rettung, obwohl wir nicht wußten, woher sie kommen sollte. Als Ihr Gleiter landete, erkannten wir seine Konstruktion als terranisch. Leute stiegen aus. Wir gingen auf sie zu, aber sie nahmen uns unter Feuer. Da kam uns der Gedanke, daß es sich vielleicht um Lemurer handeln könnte, die hierhergekommen waren, um nach Überlebenden der Katastrophe zu suchen. Sie konnten sich irgendwo ein terranisches Fahrzeug angeeignet haben. Amrog und ich zerstörten den Gleiter, um den Gegner an der Rückkehr zu hindern. Die Leute flohen. Wir setzten ihnen nach; aber bevor wir uns in Position bringen konnten, landete ein zweiter Gleiter. Ungefähr zu dieser Zeit kam ich auf den Gedanken, Ihre Helmfunkgespräche abzuhören. Jemand sprach Tefroda. Wir erkannten, daß beide Seiten einem Irrtum unterlegen waren, und näherten uns Ihnen, stets allerdings mit der nötigen Vorsicht.“
Barnard trat unsicher, fast taumelnd, einen Schritt näher.
„Ich … das ist … ich finde keine Worte!“ sagte er verwirrt.
Rog sah ihn an. Unter der Helmscheibe wirkte Barnards Gesicht eingefallen un blaß.
„Das brauchen Sie auch nicht“, bemerkte Rog voller Spott. „Die Indizien sprechen für sich selbst.“
Barnard wandte sich ab. Seine Stimme klang dumpf, als er sagte: „Ich weiß, Fanther, Sie haben ein gutes Recht, mich auf die Schippe zu nehmen. Lassen Sie mich wissen, wenn es vorbei ist.“
Rog kümmerte sich nicht mehr um ihn.
„Was wissen Sie über den Verbleib der CREST?“ fragte er die beiden Paddler.
„Wir kennen die Pläne der Schiffsleitung in Umrissen“, antwortete Vidor. „Wir wissen zum Beispiel ...“
„Verzeihung, Sir“, mischte Festus sich ein. „Aber erscheint es nicht
Weitere Kostenlose Bücher