0277 - Der Tod hat viele Gesichter
aufpassen. Noch ein paar andere stehen Schmiere. Und nur wenige holen das Geld. Mit denen wird der Boss natürlich verschwinden - vielleicht sogar allein, 26 wenn die Kohlen beisammen sind. Und du schaust mit deinen Kumpels in die Röhre. Das ist doch klar - oder würdest du es anders machen? Die anderen hauen ab, und ihr bleibt hier zurück. Dann erwischen wir euch doch.«
Zunächst schien dem Gangster diese Logik einzuleuchten, aber dann lief ein Strahlen über sein Gesicht. Fröhlich schüttelte er den Kopf.
»No, G-man das geht nicht. Der Boss kann uns nicht sitzen lassen, wir würden ihn ganz schnell erwischen. Schließlich sind wir über dreihundert, und er ist allein. Aber ich muss dich jetzt wieder in die Kammer sperren, die Girls müssen jeden Moment eintreffen.«
***
Um elf Uhr meldete sich ein Streifenpolizist, der mehrere Busse gegen ein Uhr morgens beobachtet und sich eine Notiz gemacht hatte, weil er einen solchen Aufmarsch zu nachtschlafender Stunde als ungewöhnlich empfand. Diese Notiz enthielt nicht weniger als acht verschiedene Autonummern, die aus acht verschiedenen Staaten stammten.
Eine Viertelstunde danach waren wir zusammen mit den Leitern der verschiedenen Einsatzabteilungen bei Mr. High versammelt.
Auch ein paar hohe Tiere von der Staatspolizei und der Stadtpolizei waren anwesend.
In diesem Augenblick wurde Mr. High ein Besucher gemeldet, der ebenfalls an unserer »Generalstabsbesprechung« teilnehmen sollte.
Es war Mr. Cooper, der Generaldirektor aller New Yorker Niederlassungen der First National Bank.
Für eine Vorstellung war nicht viel Zeit, aber Mr. Cooper wurde mit uns, als den Leitern des Einsatzes, bekannt gemacht.
Er wirkte reichlich nervös. Anscheinend hatte Mr. High ihm gegenüber eine Andeutung darüber gemacht, was seiner Bank bevorstand.
»Mr. Cooper, bevor wir anfangen, muss ich Sie zu strengstem Stillschweigen verpflichten. Wenn nur ein Wort von dem, was wir jetzt zu besprechen haben, nach draußen dringt, kann das viele Menschenleben kosten.«
Mr. Cooper wurde ein wenig blasser.
Seine Lippen schlossen sich zu einem schmalen Spalt. Dann nickte er.
»Mr. Cooper, ich habe Ihnen gestern am Telefon schon kurz erklärt, dass ein großer Überfall auf eine Ihrer Niederlassungen, vielleicht sogar auf mehrere Filialen geplant ist. Wir haben unsere Vorbereitungen getroffen, soweit das möglich war. Heute habe ich Sie zu dieser Besprechung gebeten, weil mir vor einer Stunde ein verwegener Gedanke gekommen ist. Wäre es möglich, dass einer Ihrer Mitarbeiter hinter dem Anschlag steckt oder zumindest genaue Tipps an die Gang weitergegeben hat? Bei einem so groß angelegten Manöver verlässt man sich nicht auf Beobachtungen von außen. East immer ist ein Angestellter der betreffenden Bank mit im Spiel. Es müsste ein Mann von außerordentlichem Organisationstalent sein, ein Mann, mit einem guten Gedächtnis, ein Mann, der mehrere Ihrer Filialen recht gut kennt oder sogar noch Kontakte dorthin hat. Gibt es in Ihrer Bank eine solchen Mann?«
Mr. Cooper hatte mit steigender Erregung zugehört. Jetzt fuhr er wie elektrisiert von seinem Sessel hoch.
»Mr. High!«, seine Stimme klang aufgeregt. »Ich glaube, Sie haben es getroffen! Ja, ich kenne einen solchen Mann. Dass ich nicht sofort auf die Idee kam…«
Der Direktor fuhr etwas ruhiger fort.
»Wir hatten hier vor rund zehn Jahren einen Bankierssohn, der ganz außerordentliche Anlagen zeigte. Sein Vater hatte damals am ›Schwarzen Freitag‹ der New Yorker Börse sein gesamtes Vermögen verloren, als der Junge kaum zehn Jahre alt war. Ich kannte ihn gut und nahm ihn als Assistenten auf. Er entwickelte viel Geschick für das Bankgeschäft, sodass wir beschlossen, ihm schon bald die Leitung unserer Filialen in Chicago und Umgebung zu übertragen. Er machte bei mir eine harte Schule durch, wurde durch alle Abteilungen und durch alle Filialen geschleust.«
»Und was wurde aus ihm?«, fragte Mr. High.
»Er bekam seinen Job. Mit fünfundvierzig war er Generaldirektor unserer Niederlassungen im Mittleren Westen. Vor zwei Jahren musste er jedoch fristlos entlassen werden. Es wurden ihm ein paar groß angelegte Unterschlagungen vorgeworfen, und es fand auch eine Gerichtsverhandlung statt. Er wurde mangels Beweises freigesprochen.«
»Und was weiter?«, drängte Mr. High.
»Das alles war für mich ein schwerer Schlag, weil er mir fast wie ein Sohn war. Ich habe seitdem wenig von ihm gehört und weiß nur, dass er viel reiste
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