Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0277 - Der Tod hat viele Gesichter

0277 - Der Tod hat viele Gesichter

Titel: 0277 - Der Tod hat viele Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod hat viele Gesichter
Vom Netzwerk:
eine Warnung zukommen zu lassen. Er wird mit einer Maschinenpistole ermordet, die aus einem großen Waffenraub in Kanada stammt. Diese Tatsache lässt darauf schließen, dass es sich um eine große, internationale Gang handelt, die hervorragend ausgerüstet ist. Der blinde Joe wohnt gegenüber und beobachtet den Mord. Er gibt eine genaue Beschreibung, die uns zu Steve Galling in der West 32. Straße führt. Das ist nicht allzu weit von dem ersten Tatort entfernt. Joe wird entdeckt und vermutlich an Ort und Stelle getötet. Die Leiche wird in die Wohnung geschleppt. Wie kommt aber der Täter - oder die Täter - dazu, die Wohnung noch einmal gründlich zu durchsuchen?«
    Ich versuchte, mich genau zu erinnern. Dann plötzlich stand eine Szene deutlich vor meinen Augen.
    »Ich glaube, ich weiß es: Nach der Untersuchung der Wohnung saßen Phil und ich zusammen mit Petersen in einem Lokal. Wir hatten uns eine ruhige Ecke ausgesucht und niedergelassen, da kam noch ein weiterer Gast nach uns und setzte sich in die Nähe. Wenn ich jetzt darafn denke, glaube ich, dass er uns belauscht hat, denn Petersen kann einfach nicht leise reden.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    »Der Mann war schlank und dunkel. Er trug einen blauen Hut und einen Mantel, der etwas heller war. Er wirkte auffallend elegant. Jetzt erinnere ich mich, dass er das Glas mit einer gezierten Bewegung hob. Sein Gesicht kann ich aber nicht beschreiben.«
    »Macht nichts. Aber was geschah dann?«
    »Phil berichtete von der Durchsuchung der Wohnung und den Beweisen, die darauf hindeuteten, dass Joe tatsächlich sehen konnte. Das musste auch der Unbekannte gehört haben. Vielleicht hat er versucht, irgendwelche belastenden Hinweise zu finden? Konnte er annehmen, dass der ›Blinde‹ den Mord in der Telefonzelle gesehen hatte? Dann musste er entweder der Mörder sein oder über den Mord genau unterrichtet sein.«
    »Schön«, fuhr Mr. High fort. »Die Spur führt zur Wohnung dieses Galling, der vielleicht den ersten oder sogar die ersten beiden Morde auf dem Gewissen hat. Dort finden wir ihn in seiner eigenen Wohnung tot auf.Er war noch nicht lange tot, höchstens zwei oder drei Stunden, und trotzdem war die ganze Gang - vermutlich über zweihundert Mann stark - inzwischen verschwunden. Was ist daraus zu folgern?« Er blickte von einem zum anderen. »Erstens«, sagte ich rasch. »Die Gauner sind alle motorisiert, zweitens, sie haben in der Stadt noch einen zweiten Unterschlupf.«
    Mr. High dachte nach.
    »Es ist nur eine Annahme, aber wir müssen ihr nachgehen. Wenn die Gang bei ihrem Umzug Privatautos benutzt hätte, wären dafür mindestens fünfzig Wagen nötig gewesen. Eine derartige Prozession fällt in dem verrückten Trubel von gestern und heute auf, wenn sie sich in eine bestimmte Richtung bewegt. Wahrscheinlicher ist es also, dass sie eine Anzahl von Omnibussen - vielleicht zehn oder fünfzehn, benutzt haben, falls sie nicht zu FUß in ein nahe gelegenes Quartier ausgewandert sind.«
    »Das hat was für sich«, nickte Phil. »Aber wo sind sie jetzt?«
    Mr. High blickte auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor neun. Unsere Zeit wurde immer knapper. Von Neville fehlte immer noch jedes Lebenszeichen.
    »Wir müssen handeln, auch wenn es wieder ein Schlag ins Wasser wird. Zunächst werden alle Polizeistreifen befragt, ob irgendwo eine Ansammlung von mehreren Bussen - vermutlich Privatbusse - aufgefallen ist. Der Transport muss zwischen Mitternacht und zwei Uhr stattgefunden haben. Dann müssen wir daran denken, sofort nach Neville zu forschen. Vielleicht finden wir ihn aber, wenn wir erst einmal wissen, wo sich die Busse auf halten.«
    Ich sah Mr. High fragend an.
    »Ihr beide übernehmt weiterhin den Fall und auch die Suche nach Neville. Beides hängt ja ohnehin zusammen.«
    Um neun Uhr fünfundvierzig lief bereits die Befragung aller Beamten, die Nachtdienst gehabt hatten.
    ***
    Neville lag in einem Abstellraum, der nicht viel größer als eine Besenkammer war.
    Als er das Bewusstsein wiedererlangte, wurde zunächst das unheimliche Dröhnen in seinem Hinterkopf immer lauter.
    Nach zehn Minuten verlor sich das Geräusch allmählich und machte einem stechenden Schmerz Platz.
    Neville betastete vorsichtig seinen Hinterkopf und entdeckte eine markante Beule, aus der ein verkrustetes Blutgerinnsel in den Hemdkragen führte.
    Fluchend richtete er sich in dem kleinen, stockdunklen Raum auf.
    Die einzige Tür war natürlich verschlossen. Die Regale an den Wänden waren leer.

Weitere Kostenlose Bücher