Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0277 - Der Tod hat viele Gesichter

0277 - Der Tod hat viele Gesichter

Titel: 0277 - Der Tod hat viele Gesichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tod hat viele Gesichter
Vom Netzwerk:
diesem Tage durch New York streiften.
    »Hast du nichts gehört?«, fragte mich Phil.
    »Es klang wie ein Schrei - horch, noch einmal.«
    Wir lauschten. Es war tatsächlich ein Hilferuf, der aus dem Haus hinter der hohen Umfassungsmauer zu kommen schien. Während wir noch horchten, hörten wir den dritten Schrei, der sehr echt und verzweifelt klang.
    »Das war eine Frauenstimme«, stellte Phil unnötigerweise fest. »Wenn wir Glück haben, hat sich hier die Bande mit den Mädchen versteckt.«
    »Psst!«, mahnte ich und bedeutete ihm sich dicht an die Mauer zu stellen. Ich trat auf seine gekreuzten Hände und riskierte einen raschen Blick über die Mauer.
    In einiger Entfernung erblickte ich ein zweistöckiges Gebäude, aus dem der Hilferuf gekommen sein musste.
    Ein Fenster im ersten Stock war geöffnet, alle anderen waren geschlossen.
    Auf dem Hof, der ungepflastert war, keine Menschenseele.
    Ich suchte nach einer Möglichkeit, wie wir über die Mauer kommen konnten. Von der Straßenseite aus erschien es mir zu gefährlich.
    Erstens tauchten immer wieder Passanten auf, und zweitens befand sich auch der Eingang zu dem Gebäude auf dieser Seite.
    Nein, hier ging es nicht.
    Rechts grenzte das Grundstück unmittelbar an ein Lagerhaus, und auf der linken Seite schien sich ein weiterer Hof anzuschließen.
    »Wie sieht es aus?«, fragte Phil, als ich abgestiegen war.
    »Nicht viel zu sehen. Vielleicht kommen wir vom Nachbarhof aus hinüber. Wenn das nicht geht, müssen wir es von der Rückseite versuchen.«
    »Warum gehen wir nicht einfach durch das Tor?«, fragte Phil zu meiner Überraschung. Aber so schlecht war die Idee gar nicht. »Wenn unsere Beobachtungen stimmen, dann kommen die Brüder aus mehreren Bundesstaaten. Es kann unmöglich jeder jeden kennen. Warum sollen wir nicht für Mitglieder des gleichen Vereins gehalten werden?«
    »Und wenn sie nach der Parole oder irgendeinem anderen Kennwort fragen?«
    »Hm, dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen. Also los!«
    Die Gang schien sich sehr sicher zu fühlen, denn das Hoftor war nicht abgeschlossen. Wir gingen, als ob wir hier zu Hause wären, durch das Tor und auf die Haustür zu. Unsere Kanonen hatten wir entsichert und leicht erreichbar in einer der vielen Taschen unserer komischen Gewandung untergebracht.
    Das Glück schien auf unserer Seite zu stehen, denn wir kamen unbehelligt bis an die Haustür. Die war nur angelehnt, und aus dem Treppenhaus dahinter vernahmen wir ein deutliches Rumoren.
    Weitere Hilfeschreie blieben aus.
    Phil und ich verständigten uns mit einem Blick. Dann öffnete ich wie selbstverständlich die Haustür und ging, nicht zu langsam und nicht zu schnell, auf die Treppe zu.
    Zwei Männer zerrten an einem Bündel herum, das sie offensichtlich die Treppe hinaufbefördern wollten.
    Meine Augen wurden größer, als ich in dem Bündel meinen alten Kollegen Neville erkannte.
    Die beiden hielten inne.
    »He, was willst du denn hier?«, rief mich der eine an. Dabei fischte er nach seinem Revolver, von dem ich annahm, dass er kanadischen Ursprungs war.
    »Blöde Frage!«, knurrte ich und machte zwei weitere Schritte auf die Treppe zu. »Der Boss schickt mich her.«
    »Welcher Boss?« Ich stutzte. Sollte das eine Fangfrage sein? Oder gab es hier mehrere Häuptlinge. Dann setzte ich alles auf eine Karte.
    »Du hast ihn bei Galling genauso gut kennengelernt wie ich, und jetzt frage nicht mehr. Ich soll nach den Girls sehen.«
    Er betrachtete mich zwar misstrauisch, zog aber die Hand vom Rockaufschlag zurück. Der andere sagte kein Wort, sondern bückte sich wieder, um Neville aufzunehmen.
    Ich tat, als hätte ich den Bewusstlosen erst jetzt gesehen. »Wen habt ihr denn hier?«, erkundigte ich mich verwundert.
    »Ein Schnüffler. Er versuchte, uns reinzulegen, das ist ihm schlecht bekommen. Nun schläft er wie eine Ratte.« Er lachte hämisch, und ich stimmte in sein Lachen ein.
    »Wo sind die anderen?«
    Er deutete mit dem Kopf nach oben.
    »Bei den Girls. Die wollten auch mucksig werden. Ich hielt es deshalb für besser, wenn die anderen vier oben bleiben. Hätten sonst noch einmal Dummheiten gemacht. Eine schlug schon Krach, da mussten wir kräftig zugreifen. Du kannst ruhig mit anfassen. Der Alte ist ganz schön schwer.«
    Ich fasste also mit an.
    Während die beiden ihn links und rechts an der Schulter packten, nahm ich die Beine auf.
    Als ich mich wieder aufrichtete zwinkerte mir Neville vorsichtig zu. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er war

Weitere Kostenlose Bücher