0277 - Im Penthouse der Angst
zurück.
Mein Kollege hatte recht. Der angebliche Tote erlebte eine schreckliche Wiedergeburt. Ein Zucken lief durch seinen Körper, er hob den Kopf ein wenig an, und im nächsten Augenblick fiel er wieder zurück. Ich vernahm sehr deutlich den Laut, der entstand, als er mit dem Hinterkopf aufschlug. Es war ein hohl klingendes Geräusch, als wäre ein Stück Holz auf den Boden gefallen.
Bevor ich weitere Feststellungen treffen konnte, hörte ich das Knirschen und sah, wie die Leiche vor meinen Augen allmählich auseinanderbrach. Sie zerfiel in mehrere Stücke, und ich wurde an die Glasmenschen erinnert, die mir vor einigen Wochen hier in London über den Weg gelaufen waren. Aber hier war es anders.
Der Tote vor mir bestand nicht aus Glas. Sein Körper hatte sich in eine holzartige Masse verwandelt, die immer mehr zerplatzte.
Da sein Arm in erreichbarer Nähe lag, hob ich ein Stück auf und reichte es dem Chiefinspektor.
Tanner war blaß geworden. Die Haut leuchtete fahl, und er schüttelte den Kopf. »Nein, damit will ich nichts zu tun haben«, ächzte er.
»Fühlen Sie mal.«
»Nichts da.«
Es war tatsächlich wie Holz, und die Masse änderte sich auch nicht, als ich mit den Fingern dagegen rieb.
Danach erhob ich mich wieder. »Jetzt können Sie den Toten wegschaffen«, sagte ich.
»Zu Scotland Yard?«
»Sicher. Das ist unser Fall.«
Tanner schlug sich gegen die Stirn. »Ich begreife das nicht. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich meinen Hut essen, wenn mir so etwas jemand berichtet…«
»Aber mit Senf«, erwiderte ich trocken.
»Mann, Sinclair, machen Sie keine Witze!«
»Danach ist mir auch nicht zumute«, erwiderte ich und ließ mein Kreuz wieder verschwinden. »Weiß zufällig einer von Ihnen, wer dieser Mann ist oder war?«
»Ja, er gehört zu einer Terrorgruppe, die sich Black Devils nannte«, erklärte mir einer von Tanners Mitarbeitern.
»Haben Sie mit der Gruppe Kontakt gehabt?«
»Vor einiger Zeit«, gab der andere zu. »Wir haben sie jedoch nicht zerschlagen können. Der ganze Fall ist irgendwie im Sande verlaufen. Sie waren plötzlich untergetaucht.«
»Keine Spuren mehr?« hakte ich nach.
»Nein.«
»Auch keinen Hinweis auf Schwarze Magie oder ähnliches?«
Ich erntete abermals ein Kopfschütteln, griff zu den Zigaretten und zündete mir ein Stäbchen an. Während ich dem ersten Rauch nachblickte, schaute ich auf die Rückseite des Gebäudes. Suko befand sich innerhalb des Hauses. Einige Fenster an der Rückfront waren inzwischen erleuchtet. Ich sah auch Menschen, die aus ihnen in den Hinterhof schauten. Es mußte sich mittlerweile herumgesprochen haben, was hier unten im Hof vorging. Allerdings kam keiner, um zu schauen.
Was hatte Suko in diesem Haus gewollt? Zu wem wollte er hin?
Lag dort die Lösung des Rätsels verborgen? Ich schaute auf den offenen Gully. Aus dem Schacht hatte man den Toten geholt. Suko hatte ihn dort gefunden, wie mir Tanner erklärte. Wieso und weshalb?
»So nachdenklich?« fragte mich der Chiefinspektor.
»Ja. Ich sehe noch kein Motiv für all diese Dinge. Irgendwie muß es da eine Verbindung von diesem Toten und dem Haus dort geben. Leider weiß ich nicht, welche.«
»Suchen Sie mal!«
»Das werde ich auch.«
»Soll ich Sie unterstützen?« fragte mich der Kollege.
Ich schüttelte den Kopf. »Lieber nicht, denn ich weiß nicht, was mir noch begegnet. Da könnte es schweren Ärger geben, und Sie sind nicht so bewaffnet, wie der Fall es erfordert.«
»Ist auch nicht mein Job«, erklärte Tanner.
Ich lächelte. »Das habe ich mir gedacht.« Ich trat die Zigarette aus. »So, dann werde ich mich mal auf die Suche nach meinem Freund machen. Irgendwo muß er ja zu finden sein.«
»Klar.«
Ich nickte Tanner und seinen Leuten noch einmal zu, bevor ich mich abwandte und wieder durch die Einfahrt zurückging. Zum Glück brauchte ich keinen Gaffern irgendwelche Auskünfte zu geben. In der Umgebung hier war es verhältnismäßig ruhig.
Ohne es zu wissen, nahm ich den gleichen Weg, den auch mein Freund Suko gegangen war. Die Eingangstür fand ich ebenfalls offen und schaute mich suchend um.
Jetzt war guter Rat teuer. Wo konnte ich den guten Inspektor finden? Es gab zahlreiche Partien, die sich hier eingenistet hatten.
An einer Wand entdeckte ich das Mieterverzeichnis. Die Namen sagten mir nichts. Der Inspektor konnte sich überall und nirgends aufhalten.
Ein Name fiel mir auf.
Craig Midland stand an einer Tür. Und ich sah
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