0277 - Im Penthouse der Angst
auch das Schild mit der Berufsbezeichnung.
Der Mann war Hausmeister.
Vielleicht konnte er mir weiterhelfen.
Ich hatte es mir im Laufe der Zeit angewöhnt, immer dort, wo ich fremd war, die unmittelbare Umgebung im Auge zu behalten. Das tat ich auch hier, vielleicht sogar mit besonderer Aufmerksamkeit, deshalb stellte ich fest, daß die Tür zu Craig Midlands Wohnung nicht verschlossen war.
Das konnte verschiedene Gründe haben, auch harmlose, aber ich war in diesem Falle übervorsichtig, denn gebranntes Kind scheut das Feuer. Mit der flachen Hand wollte ich die Tür aufstoßen und stellte fest, daß dies ziemlich schwer war. Die Tür setzte mir einen gewissen Widerstand entgegen.
Mein Misstrauen steigerte sich. Ich legte an Druck noch einiges zu, da ging die Tür endlich auf. Ich schaute sofort nach unten, weil ich damit rechnete, daß ein Hindernis in der Wohnung dicht vor der Schwelle lag.
Das war nicht der Fall.
Das Hindernis sah ich erst später. Da hatte ich die Diele bereits betreten, drehte mich um und wurde vom kalten Entsetzen gepackt.
Ob es Craig Midland war, den ich da zu sehen bekam, wußte ich nicht. Jedenfalls lebte er nicht mehr. Man hatte ihn auf eine schreckliche Art getötet.
Vier Pfeile hatten ihn an die Tür genagelt!
***
»Mein Gott, das ist doch nicht möglich!« Valerie Cramer hatte die Worte ausgestoßen, die von Suko zwar gehört, dennoch nicht registriert wurden. Ihn interessierte die schwebende Leiche.
Der Tote befand sich bereits so hoch, daß das Ende des Pfeils gegen die Decke drückte und sich der Schaft von dem Druck durchbog.
Dabei lag der Tote starr in der Luft, ohne sich zu bewegen. Die Arme klebten förmlich an seinem Körper, obwohl sie, der Erdanziehung folgend, eigentlich hätten nach unten baumeln müssen.
Suko warf einen Blick über die Schulter. Valerie Cramer lehnte am Türrahmen. Ihr Gesicht war von dem Entsetzen gezeichnet, das sie empfand, und sie atmete durch den halb offenstehenden Mund, während ihre Augen einen starren Blick bekommen hatten.
»Ist er das?« fragte Suko.
Valerie nickte heftig.
»Als Sie die Wohnung verließen, lag er da auf dem Boden?« vergewisserte sich der Inspektor.
»Ja…«
Suko drehte sich wieder um. Wie war es möglich, daß der Tote an die Decke gelangte? Welche unheimlichen Kräfte leiteten ihn und bewegten die Leiche jetzt weiter?
Sie glitt ein wenig zur Seite. Dabei kratzte der Pfeil an der Decke entlang. In der Stille war dieses schleifende Geräusch besonders deutlich zu vernehmen, und Valerie Cramer merkte, wie etwas Kaltes über ihre Haut rieselte.
Suko überlegte eiskalt. Er hatte seine Überraschung schnell überwunden. Diese Leiche barg ein Geheimnis. Er mußte es herausfinden und wollte den Zombie, falls es einer war, deshalb nicht töten.
Suko ging einige Schritte vor und steuerte den Tisch an, der im Verhältnis gesehen recht günstig zu dem schwebenden Toten stand.
»Was haben Sie vor?« fragte Valerie. Sie war an der Tür stehen geblieben und ballte die Hände zu Fäusten, um so das Zittern zu unterdrücken, das sie zwangsläufig überfallen hatte.
»Ich möchte den Toten da wegholen.«
»Aber Sie können nicht…«
»Hält der Glastisch mein Gewicht aus?« fragte der Inspektor.
»Das müßte er.«
»Okay, dann versuche ich es mal.« Suko nickte, ging noch zwei Schritte und stieß sich ab. Er brauchte nur einen Satz, dann stand er auf der Platte, hob seine Arme und streckte auch seine Finger aus, um die Leiche zu fassen.
Es gelang ihm.
Sukos Finger krallten sich in der Kleidung des Toten fest. Schon jetzt spürte er die Gegenkraft, die von der schwebenden Leiche ausging. Sie war sehr schwer, jedenfalls schwerer, als der Inspektor angenommen hatte.
Suko war wirklich kein Schwächling. In diesem Fall jedoch hatte er Mühe, die Leiche von der Decke nach unten zu ziehen.
Die Leiche schien an der Decke zu kleben. Der Inspektor mußte sich sehr anstrengen, um sie überhaupt bewegen zu können. An den Füßen hielt er sie schließlich umklammert, setzte seine ganze ihm zur Verfügung stehende Kraft ein und schaffte es schließlich, den Körper nach unten zu ziehen, wobei dieser in eine senkrechte Stellung geriet und von den beiden Händen des Chinesen an den Fußgelenken gehalten wurde.
»Soll ich Ihnen helfen?« Valeries Stimme zitterte.
»Nein, lassen Sie mal!« antwortete Suko keuchend.
So schaute die junge Frau zu, wie Suko sich immer stärker mit dem Toten abquälte und sich bemühte, ihn zu
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